In Silver Reef trieben die Gesetzlosen ihr Unwesen

Für den heutigen Tag planten wir einen Ausflug in die nähere Umgebung, damit wir am Abend frühzeitig zurück sein würden, um die Ankunft von Fabienne und Familie nicht zu verpassen. Sie hatten für das anstehende Wochenende eine Cabin auf dem KOA Campground in Hurricane gemietet. 

Der KOA Campground war schon sehr in die Jahre gekommen. Wir waren froh, einen der neueren Stellplätze gebucht zu haben. Auf diesen gibt es wegen den jungen Baumbestandes zwar noch keinen Schatten, sie sind jedoch etwas grösser und vor allem ebener als die älteren Stellplätze. Wir mussten rückwärts einfahren, was uns irgendwie auch gelungen war. Für grössere RVs und Trailers sind diese Plätze aber zu klein. Die Toiletten und Duschen waren leider sehr heruntergekommen und dreckig und die Minigolf Anlage hat ihre besten Zeiten längst hinter sich. Für über $ 70 pro Nacht darf man schon etwas mehr erwarten.

Adams House
Das Orson B. Adams House
Orson B. Adams House
Frisch restauriert

Das erste Ziel für heute war die in der Nähe liegende Ghosttown Silver Reef. Auf dem Weg dorthin fuhren wir an einem kürzlich restaurierten Haus aus der Siedlerzeit der Mormonen vorbei. Es ist das Orson B. Adams House. Dieses ist leider nicht zugänglich. Die Aussenansicht und die Informationstafeln vermitteln aber einen guten Eindruck über die Lebensweise zurzeit der Besiedlung durch die Mormonen.

Dann ging es weiter zum Red Cliffs Campground. Wir waren wieder am Auskundschaften für kommende Campingabenteuer. Wir reservierten den Stellplatz 7 für drei Nächte im November.

Nächster Halt war dann beim Besucherparkplatz der Silver Reef Ghosttown. Die spärlichen Übrigbleibsel der einst blühenden und pulsierenden Stadt liegen auf einer Anhöhe mit schönem Blick in die Weite.

Silver Reef
Das alte Wells Fargo Bankgebäude
Silver Reef
Gefängnis mit toller Aussicht
Silver Reef
Eine historische Aufnahme während der Blütezeit von Silver Reef aufgenommen

Im Jahr 1866 kam der Prospektor John Kemple mit einer kleinen Herde Pferde und Werkzeug in das südwestlichen Utah. Hier gab es einige kleinere Siedlungen, unter anderem Leeds, Harrisburg und Toquerville. Er beschloss gemeinsam mit Orson B. Adams den Winter in Herrisburg zu verbringen. Bei seinen Untersuchungen im Umland entdeckte er Silber in einer Felsformation westlich der späteren Siedlung Silver Reef. Er war darüber erstaunt, da die Geologen normalerweise davon ausgingen, dass sich in Sandstein kein Silber finden lässt. Um sicher zu gehen schickte er Proben nach Salt Lake City, Beaver und Pioche. Die Ergebnisse der Gesteinsuntersuchungen waren durchweg positiv. Kemple stellte fest, dass die Gegend rund zwei Meilen nördlich und westlich von Leeds die grössten Vorkommen versprachen. Da die Vorkommen in Pioche nahezu erschöpft waren, kamen die Bergleute nun zu dieser neuen Silberquelle, steckten ihre Claims ab und siedelten in Zeltstädten entlang der Felsformation. Im Jahr 1875 gelangte die Nachricht von den Silberfunden zu den Gebrüdern Walker, zwei Geschäftsleuten und Minenbetreibern aus Salt Lake City. Sie schickten ihren Agenten William Tecumseh Barbee dorthin, um eigene Untersuchungen anzustellen und in ihrem Namen Claims zu erwerben. Barbee steckte mehrere Claims ab und gründete im Dezember Jahres die Stadt «Bonanza». Sie bot unter anderem ein Hotel und einem Warenhandel an (Quelle: Wikipedia).

Entlang des Quail Creek und des Virgin Rivers wurden Gesteinsmühlen errichtet und die Stage Coach, die zwischen Pioche und Salt Lake City verkehrte, änderte ihre Route, um die Gegend anzubinden. Die Immobilienpreise in Bonanza erhöhten sich drastisch. Auf der Suche nach billigerem Land errichteten viele Bergleute nördlich der Stadt eine Zeltstadt, die sie zunächst «Rockpile» nannten. Aus dieser Zeltstadt entstand Silver Reef. Hier entstand das eigentliche Zentrum, so dass viel Gebäude in Bonanza abgebaut und nach hier umgesetzt wurden. Innerhalb weniger Wochen war eine Stadt entstanden, die neun Lebensmittelgeschäfte, sechs Salons, fünf Restaurants und sogar eine Zeitung hatte. Die Hauptstrasse war mehr als eine Meile lang. Als entlassene Arbeiter der Eisenbahn liessen sich chinesische Bewohner in Silver Reef nieder und gründeten ihre eigene Chinatown. Zu Spitzenzeiten lebten zwischen 1’500 und 2’000 Menschen in der Stadt (Quelle: Wikipedia).

Der Niedergang von Silver Reef begann im Jahr 1881 mit einem Bergarbeiterstreik. Als die Bergleute zur Arbeit kamen wurde ihnen mitgeteilt, dass ihnen von nun an weniger Lohn bezahlt werde. Sie weigerten sich daraufhin ihre Arbeit aufzunehmen. Der Streik dauerte vier Monate und viele der Bergleute verliessen den Ort. Der Preis für eine Tonne Silber war stark gesunken, die Vorkommen waren nahezu erschöpft und ein kostenintensiver Abbau war nicht rentabel. Mehrere Unternehmen stellten den Betrieb ein, Minen und Mühlen wechselten mehrmals den Besitzer. Die letzte Mine wurde  im Jahr 1891 stillgelegt. Alle Versuche, die zwischen den Jahren 1898 und 1950 unternommen wurden, um die Minen wiederzubeleben, schlugen fehl. Immerhin wurde in den Minen Erz im Wert von etwa 25 Millionen US-Dollar abgebaut (Quelle: Wikipedia).

Silver Reef wurde zunehmend zu einer Geisterstadt. Häuser wurden umgesetzt. Das Schul- und Mehrzweckgebäude wurde in Leeds wieder aufgebaut und als Schule genutzt. Der Rest verfiel. Nach Jahren als Geisterstadt entwickelte sich Silver Reef zu einer Touristenattraktion. Das Gebäude der Wells Fargo wurde restauriert und als Kunstgalerie genutzt. Aus dem ehemaligen Rice Bankhaus wurde ein Souvenirshop und im restaurierten Powderhouse ist ein Modell von Silver Reef in seiner Blütezeit zu sehen. Im Nachbau des Cosmopolitan Restaurants kann gespeist werden. Es gibt wieder rund vierzig Häuser in Silber Reef, das in die Stadt Leeds eingemeindet wurde (Quelle: Wikipedia).

Wir verbrachten einige Zeit im hübschen Museum, welches sich im alten Wells Fargo Bankgebäude befindet. Dort werden zahlreiche Artefakte von früher ausgestellt. Freiwillige Mitarbeitende erzählen interessante Geschichten von früher. Der Besuch ist wirklich lohnenswert. 

Unseren Abstecher in die wilde Bergbau- und Minenzeit schlossen wir mit einem Besuch des Leeds Creek Kiln ab. Dieser liegt im Wald in den Bergen rund fünf Kilometer oberhalb von der Silver Reef Ghosttown entfernt.

Silver Reef
Ein Lehrpfad führt von der Strasse zum Kiln
Silver Reef
Der Leeds Creek Kiln

In einem Kiln wurde mittels Verbrennung von Holz in einem Köhlerprozess Holzkohle erzeugt. Dieses wurde in der Minenstadt Silver Reef für die Schmelzöfen für die Verarbeitung der Silbererze und Gewinnung von Silber benötigt. Es wird vermutet, dass der Leeds Creek Kiln irgendwann aus Sandstein zwischen den Jahren 1880 und 1889 durch Italienische Einwanderer erbaut und betrieben wurde. Das Feuer brannte ohne Unterbruch und die Mannschaft, welche  für den Betrieb verantwortlich war, lebte in unmittelbarer Nähe. Der Leeds Creek Kiln liegt etwas entfernt von der Strasse und ist über einen schön angelegten und lehrreichen Baum- und Pflanzenlehrpfad zu erreichen.

Nach dieser spannenden Zeitreise zurück in die wilde Pionierzeit des Westens traffen wir Fabienne und Familie auf dem KOA Campground in Hurricane. Sie bezogen ihre Cabin unweit unserer «Rosy» gelegen. Daraufhin wurde fleissig Minigolf gespielt und dann leckere und saftige Burger grilliert. Zudem machten wir Pläne für unseren morgigen Besuch des Zion National Parks. Wir freuten uns sehr darauf und gingen alle müde zu Bett.

Es schmeckt Gross und Klein

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