Wir freuten uns alle auf ein feines Frühstück im Hotel Green Tree Inn, wurden aber enttäuscht. Es war zwar ein spartanisches Frühstück angerichtet, aber der Frühstücksraum war so klein, dass nur eine handvoll Gäste Platz hatten. Das aber auch die Qualität des Frühstücks standen in keinem Verhältnis zum absolut überteuerten Preis. So blieb uns nichts anderes übrig, als unser Stück Toast auf dem Parkplatz zu essen.
Bevor wir uns von Sedona verabschiedeten fuhren wir noch entlang der bekannten Panoramastrassse genannt Red Rock Scenic Byway. Die meisten Parkplätze waren schon randvoll, sodass wir uns mit Blicken aus dem fahrenden Auto begnügen mussten. Vor allem eine spektakulär auf dem Fels gebaute Villa hatte unsere volle Aufmerksamkeit. Der Zugang erfolgt wohl über eine private in den Fels gebaute Liftanlage.
Von Sedona hatten wir nun genug gesehen, und vor uns lagen noch 360 Kilometer Fahrspass bis nach Kingman, dem Ziel unserer heutigen Etappe. Von Sedona aus fuhren wir über den Highway 17 nach Norden retour bis nach Flagstaff und von dort auf der Interstate 40 Richtung Westen bis Williams, dem Tor zum South Rim des Grand Canyons. Dort angelangt, machten wir beim Welcome and History Park eine kurze Pause. Zahlreiche Informationstafeln sowie die ausgestellten, alterwürdigen Güterwagen erzählen Geschichten über die Erschliessung des Westens durch die Eisenbahn. Von Williams aus fuhren die Besucher per Dampfeisenbahn zum South Rim des Grand Canyons.
Aber natürlich steht die Ortschaft Williams auch im Zeichen der historischen Route 66, auch wenn die zahlreichen Motels, Tankstellen und Diners schon lange nicht mehr im alten Glanz erstrahlen. Das gilt auch für den Goldies Route 66 Diner, welcher noch geöffnet ist und an vergangene Zeiten erinnert. Hier hat man das Gefühl, die Zeit sei stehen geblieben.
Weiter ging es auf der Interstate 40 nach Westen. Thomas und Nadja gelang es immer, einige Route 66 Abschnitte zu finden. Diese liessen wir uns selbstverständlich nicht entgehen. Ein längerer Abschnitt führt nach der Ortschaft Ash Fork nach Seligman, einem klassischen Route 66 Örtchen mit Vergangenheit.
Seligman ist mit seinen knapp 500 Einwohnern ein touristischer Anziehungspunkt für alle Route 66 Begeisterten, die auf zwei oder vier Rädern unterwegs sind. Der Ort bezeichnet sich als Geburtsstätte der Route 66. Ob das wirklich so ist, weiss ich nicht. Es ist eigentlich auch egal. Es war schön zu sehen, dass der Mythos der Route 66 hier noch gelebt wird. Einige Geschäfte werden noch betrieben und wurden entsprechend instandgestellt. Andere jedoch verkommen so, wie in den Route 66 Ortschaften zuvor.
Zwischen den Jahren 1889 und 1891 wurde Seligman von zwei Familien aus den Südstaaten gegründet. Sie hatten nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg ihren Besitz verloren und waren daraufhin nach Westen gezogen. In dem weitgehend unbewohnten Gebiet südlich des Grand Canyon im heutigen Arizona fanden sie eine neue Heimat. Sie übernahmen das Gebiet des heutigen Seligman von den Cherokee Indianern.
Nachdem der Interstate Highway 40 fertiggestellt war, wurde Seligman wie viele andere Orte an der Route 66 über Nacht vom Durchgangsverkehr dieser wichtigen Ost West Verbindung abgeschnitten. Für die meisten Orte an der Route 66 mit ihren Motels, Restaurants und Tankstellen waren die Durchreisenden jedoch der Hauptwirtschaftsfaktor. Viele Orte verfielen zusehends.
In Seligman befindet sich das originelle Schnellrestaurant Delgadillo’s Snow Cap Drive In, das von Juan Delgadillo im Jahr 1953 eröffnet wurde und inzwischen Kultstatus erreicht hat. Bis zu seinem Tod am 2. Juni 2004 unterhielt er seine Gäste mit originellen Sprüchen und lustigen Spässen. Sein Bruder Angel Delgadillo, einer der Initiatoren und Mitbegründer der Route 66 Association, betrieb nebenan jahrzehntelang den örtlichen Friseursalon, der zu einem Treffpunkt von Route 66 Enthusiasten aus der ganzen Welt wurde und heute vor allem als Andenkenladen dient.
In Interviews verriet Filmemacher John Lasseter, dass der fiktive Ort Radiator Springs in seinem Oskar nominierten Animationsfilm Cars hauptsächlich auf Seligman basiert. Bei der Recherche über die Route 66 traf er sich mit dem alten Friseur Angel Delgadillo, der ihm davon erzählte, wie es war, als Seligman über Nacht vom Verkehr abgeschnitten wurde und die Einnahmen des Ortes wegblieben.
Das Delgadillo’s Snow Cap Drive In liessen wir uns nicht entgehen. Wir bestellen die leckeren, klassischen Burger und Fries und liessen dabei Route 66 Feeling aufkommen. Während eines kurzen Streifzuges durch die Antiquitäten Läden fanden wir sogar noch eine alte Pepsi Flaschen Holzbox, welche uns in Moab als Gewürzbox jetzt gute Dienste leistet.
Wir verabschiedeten uns von Selgiman und fuhren weiter auf dem original Route 66 Streckenabschnitt in Richtung Kingman, dem Tagesziel der heutigen Etappe. Selbsterständlich liessen wir uns den bekannten Hackberry General Store nicht entgehen. Wir hatten hier früher – ebenso wie in Seligman – während unserer RV Tour mit den Kindern schon Halt gemacht. Nun, viel hat sich seither nicht verändert. Einzig die rote 1957er C1 Corvette ist nicht mehr ausgestellt. Aber dennoch kommen Oldtimer und Route 66 Enthusiasten an diesem Ort auf ihre Kosten.
Der Hackberry General Store war früher an Gemischtwarenladen an der Route 66. Seit dem Jahr 1992 dienen die Gebäude und das umliegende Gelände der Sammlung und Ausstellung unzähliger kleiner und grosser Route 66 Erinnerungsstücke, wie Benzin Zapfsäulen, Motorenöl Kanister, Oldtimer, Ersatzmotoren, Blech- und Nummernschilder, seltenen Werbeschildern und vielem mehr. Ein Freilichtmuseum, welches man nur ungern verlässt.
Dennoch mussten wir weiterziehen und in etwas weniger als einer Stunde erreichten wir unser Tagesziel, das Best Western in Kingman, Arizona. Auf dem Weg dorthin machten wir doch den obligatorischen Fotohalt bei dem bekannten Route 66 Schild. Leider war unser Zimmer noch nicht bezugsbereit. So warteten wir kurze Zeit in der Hotel Lobby und wurden mit Gratis Getränken und Cookies versorgt. Dann war unser Zimmer bezugsbereit.
Thomas und Nadja hatten in der Zwischenzeit nach einem Ort für ein Nachtessen Ausschau gehalten. Ihre Wahl fiel auf das familiär geführte Thai 66, welches nur wenige Autominuten vom Hotel entfernt war. Wir wurden herzlich empfangen und köstlich bewirtet, auch wenn es von aussen vielleicht nicht so toll ausgesehen hatte. Aber der Schein trügt ja oftmals. So auch an diesem Abend. So liessen wir den Tag gemütlich ausklingen und freuten uns auf den morgigen Abschnitt, welcher uns zum Grand Canyon führen sollte.