Der erste Tag auf See ! Wir besuchen Urke das Tal Norangsdalen und Ålesund

Die erste Nacht an Bord haben wir bestens überstanden. Keine Übelkeit oder Schlaflosigkeit hatten uns zu schaffen gemacht. Seit dem Verlassen des Hafens von Bergen hat die MS Polarlys in der ersten Nacht schon einiges an Weg zurückgelegt. Das erste Ziel für einen Landausflug hiess Urke. Diese kleine Ansiedlung von verschiedenen Höfen und Hafengebäuden liegt im Hjørundfjorden umringt von gewaltigen Bergmassiven. Die meisten Gipfel waren schon schneebedeckt. Das kam nicht ganz überraschend, waren die Temperaturen über Nacht doch deutlich gesunken. Urke zählt 53 Einwohner wovon 10 Kinder sind. Von den 53 sind gerade mal 14 in Urke erwerbstätig. Selbstversorgung wird gross geschrieben.

MS Polarlys
Unterwegs nach Urke

Wind, Regen und Kälte konnten uns aber nichts anhaben. Wir machten uns mit den Aussendecks vertraut und trotzten allen Widrigkeiten. Norwegen präsentierte sich uns heute von seiner rauhen Seite.

Unser Hurtigruten Schiff, die MS Polarlys, war gut unterwegs. Das Kürzel «MS» steht für Motorschiff. Polarlys ist Norwegisch und heisst übersetzt «Polarlicht». Ob das ein Versprechen sein sollte ? Schliesslich beginnen zu dieser Zeit die faszinierenden Polarlicht Spektakel. Zahlreiche Passagiere, darunter auch wir, fiebertem diesem Ereignis entgegen. Dazu aber später mehr.  Der Stapellauf der MS Polarlys erfolgte am 4. November 1995 und am 17. April 1996 nahm das Schiff den Liniendienst auf der Hurtigruten auf und ersetzte die Nordstjernen. Die Polarlys ist mit einer dieselmechanischen Antriebsanlage ausgestattet und als Manövrierhilfen dienen zwei Querstrahlanlagen im Bug mit einer Leistung von je 600 kW (ca. 815 PS) und eine Anlage im Heck mit einer Leistung von 880 kW (ca. 1’200 PS).

MS Polarlys
MS Polarlys (Archivbild – Quelle: Wikipedia)

Die Polarlys verfügt über sieben Decks und bietet 619 Passagieren Platz. Es gibt 473 Betten in 225 Kabinen. Die 35 Stellplätze für Autos an Bord können über eine seitliche Ladeluke an Bord erreicht werden. Die Innenausstattung des Schiffes orientiert sich an der Natur Skandinaviens (Quelle: Wikipedia). Diese Zahlen sind eindrücklich aber nichts im Vergleich zu den Werten eines wirklich grossen Kreuzfahrtschiffes. Hier ein kleiner visueller Vergleich, den ich auf Facebook gefunden habe. Wo würdet ihr euch wohler fühlen ?

Grössenvergleich MS Polarlys
Grössenvergleich zwischen der MS Polarlys und einem mächtigen Kreuzfahrtschiff (Quelle: Facebook)

Urke verfügt nicht wirklich über einen Hafen, an welchem die Hurtigruten Schiffe anlegen können. Deshalb ging die MS Polarlys mit einigen Hundert Metern  Abstand zum Landundssteg vor Anker. Wir buchten die Exkursion «A Taste of Norway» und stiegen um 11:30 Uhr über die Luke in ein Tenderboot um. Dieses brachte uns zum Landungssteg, wo der lokale Führer und ein moderner Reisebus auf uns warteten.

Urke
Wir gehen in Urke an Land – Im Hintergrund die MS Polarlys

Unser erstes Ziel war das alt-ehrwürdige Hotel Union in Øye, einem kleinen Weiler beim Norangsfjord, einem Seitenarm des Hjørundfjorden. Im Hotel Union haben in den vergangenen rund 130 Jahren schon Könige und Königinnen, berühmte Schriftsteller, namhafte Politiker und wagemutige Abenteurer übernachtet. Das Hotel wurde im Jahr 1891 eröffnet und die 27 Zimmer sind liebevoll und individuell mit Antiquitäten eingerichtet. Jedes Zimmer trägt den Namen eines seiner berühmten Gäste, so zum Beispiel: Kaiser Wilhelm, Sir Arthur Conan Doyle, Edvard Grieg, Henrik Ibsen oder Roald Amundsen um nur ein paar zu nennen. Ein Aufenthalt in diesem Hotel ist wie ein Sprung zurück in die Vergangenheit. Die Zeit scheint hier still zu stehen, besonders an einem so mystisch regnerisch kaltem Tag wie heute.

Hotel Union

Wir wurden freundlich begrüsst, und im Speisesaal warten leckere norwegische Speisen auf uns. Unter anderem ein heisser Lamm-Eintopf. Wir wurden verpflegt und lernten einiges über das Hotel hinzu. Anschliessend konnten wir es noch besichtigen. Es war wie ein Rundgang durch ein Museum.

Hotel Union
Eintopf mit Lamm, frisch gebackenem Brot und klarem Wasser

Im Anschluss an die Verpflegung und die Besichtigung machten wir uns auf den Weg zum Bus, welcher uns weiter hinauf in die Berge fuhr. Die volle, ursprünglich geplante Strecke konnten wir aufgrund von Schneefall in den höheren Lagen leider nicht absolvieren. Es war aber auch so sehr eindrücklich.

Wir fuhren zum See Lyngnstøylvatnet. Dieser liegt im Tal Norangsdalen auf dem Gebiet der Gemeinde Ørsta in der norwegischen Provinz Møre og Romsdal. Der See entstand im Jahre 1908, nachdem ein Bergsturz den Fluss Lyng langsam aufgestaut hatte. Es versanken neun Häuser und eine Alm in den Fluten.  Im See sind noch Reste der alten Strasse, von Gebäuden und Umzäuningen zu erkennen.

Lyngnstøylvatnet
Der See Lyngnstøylvatnet mit den gut sichtbaren Häuser Ruinen

Der höchste Punkt im Tal Norangsdalen liegt ungefähr 300 Meter über Meer und gilt als eines der engsten Täler Norwegens. Die umliegenden Berge erreichen Höhen von bis zu 1’700 Meter. Die Gipfel waren alle schon bedeckt mit Schnee. Nebelschwaden zogen den steilen Bergflanken durch das Tal. Es regnete pausenlos. Die Stimmung war einzigartig. Das Land ist sehr fruchtbar und wurde früher im Sommer als Weidegebiet und Viehzucht benutzt. Der Höhepunkt wurde im 19. Jahrhundert erreicht, als dieses Gebiet durch die Strasse erschlossen wurde. In den 1950er Jahren wurde der sommerliche Viehbetrieb eingestellt. Zahlreiche, noch gut erhaltene Sommer Unterkünfte zeugen von dieser Zeit. Die einfachen Häuser wurden direkt an grosse Felsen gebaut. Diese schützten die Hütten im Winter vor den gefürchteten Lawinen. Es gibt auch Unterkünfte die zum Schutz vor Lawinen unterirdisch gebaut wurden.

Norangsdalen
Norangsdalen
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Unser lokaler Guide wusste unzählige, spannende Geschichten zu erzählen. Unser erster Landausflug war ein voller Erfolg. Wir hatten viel gelernt und erhielten eine tollen Eindruck des romantisch wilden und ursprüngliche Tales Norangsdalen. Nun wurde es Zeit, zur MS Polarlys zurückzukehren. Wir wollten ja nicht, dass sie ohne uns ablegen. Das ist übrigens absolut üblich. Wenn jemand die Gegend auf eigene Faust erkundet, ist es seine Verantwortung, rechtzeitig zum Hurtigruten Schiff zurückzukehren. Fünf Minuten vor dem Ablegen ertönt ein lautes Signal, welches auf die Abfahrt hinweist. Das sollte auf keinen Fall überhört werden. Das Tenderboot brachte uns wieder wohlbehalten zurück zur MS Polarlys. Leinen los und Motoren Start !

Photo Slide und Lightbox Show «Urke und Norangsdalen»
Fahrt nach Urke, Besuch Hotel Union und NorangsdalenFahrt nach Urke, Besuch Hotel Union und NorangsdalenFahrt nach Urke, Besuch Hotel Union und NorangsdalenFahrt nach Urke, Besuch Hotel Union und NorangsdalenFahrt nach Urke, Besuch Hotel Union und NorangsdalenFahrt nach Urke, Besuch Hotel Union und NorangsdalenFahrt nach Urke, Besuch Hotel Union und NorangsdalenFahrt nach Urke, Besuch Hotel Union und NorangsdalenFahrt nach Urke, Besuch Hotel Union und NorangsdalenFahrt nach Urke, Besuch Hotel Union und NorangsdalenFahrt nach Urke, Besuch Hotel Union und NorangsdalenFahrt nach Urke, Besuch Hotel Union und NorangsdalenFahrt nach Urke, Besuch Hotel Union und NorangsdalenFahrt nach Urke, Besuch Hotel Union und NorangsdalenFahrt nach Urke, Besuch Hotel Union und NorangsdalenFahrt nach Urke, Besuch Hotel Union und NorangsdalenFahrt nach Urke, Besuch Hotel Union und NorangsdalenFahrt nach Urke, Besuch Hotel Union und NorangsdalenFahrt nach Urke, Besuch Hotel Union und NorangsdalenFahrt nach Urke, Besuch Hotel Union und NorangsdalenFahrt nach Urke, Besuch Hotel Union und NorangsdalenFahrt nach Urke, Besuch Hotel Union und NorangsdalenFahrt nach Urke, Besuch Hotel Union und NorangsdalenFahrt nach Urke, Besuch Hotel Union und NorangsdalenFahrt nach Urke, Besuch Hotel Union und NorangsdalenFahrt nach Urke, Besuch Hotel Union und NorangsdalenFahrt nach Urke, Besuch Hotel Union und NorangsdalenFahrt nach Urke, Besuch Hotel Union und NorangsdalenFahrt nach Urke, Besuch Hotel Union und NorangsdalenFahrt nach Urke, Besuch Hotel Union und NorangsdalenFahrt nach Urke, Besuch Hotel Union und Norangsdalen

 

Die Fahrt ging nun weiter in Richtung Norden nach Ålesund. Das Wetter klarte etwas auf, und es schien, als lege der Regen eine kurze Pause ein.

MS Polarlys
In Richtung Ålesund

Am frühen Abend, kurz nach 17.00 Uhr, sind wir in Ålesund angekommen. Dort erwartete uns der «Art Nouveau Walk», unser zweiter Landgang des heutigen Tages. Wir gingen von Bord und suchten unsere Gruppe, welche von Rudolf, unserem lokalen Fremdenführer mit deutschen Wurzeln, durch das hübsche Städtchen geführt wurde. Ålesund liegt etwa 236 km nordnordöstlich von Bergen auf mehreren Inseln. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Ålesund ungefähr in der Mitte des 15. Jahrhunderts als Niederlassung Bergener Kaufleute auf ihrem Weg nach Norden. Mit königlichem Dekret vom 11. September 1793 erhielt Ålesund Hafen- und Zollrechte. Im Jahre 1848 wurden ihr die Stadtrechte verliehen. Die Stadt wuchs in kurzer Zeit stark an und wurde so zu einem der grössten Fischereihäfen Norwegens und zum grössten Exporthafen für Stockfisch in Norwegen. Die Sandbänke vor den Gewässern Ålesunds sind ideale Laichplätze für den aus den arktischen Gewässern hierher ziehenden Dorsch. Zudem sorgt der Golfstrom für das ganze Jahr hindurch eisfreie Häfen.

Ålesund
Wir hören gespannt zu, was uns Rudolf zu erzählen weiss

Bei dem Stadtbrand von Ålesund wurde in der Nacht zum 23. Januar 1904 fast die komplette Innenstadt zerstört. Ausgelöst durch eine umgekippte Petroleumlampe in einer Margarinefabrik brannte das Feuer über 16 Stunden lang. Rund 850 Häuser – alle nahezu komplett in Holzbauweise errichtet – wurden vollständig zerstört und über 10’000 Einwohner wurden obdachlos.

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Ålesund unmittelbar nach dem Brand Ende Januar 1904

Die Stadt wurde unter anderem mit Hilfe von Deutschland wieder aufgebaut. Kaiser Wilhelm II., ein grosser Norwegenverehrer, ordnete die sofortige Hilfslieferung von Lebensmitteln, Medikamenten und Baumaterialien an. Er schickte vier Schiffe der Reichsmarine zur Katastrophenhilfe und finanziert dies aus seinem Privatvermögen. Die entladenen Schiffe dienten den durch den Brand obdachlos gewordenen Menschen vorübergehend als Notunterkunft. Durch den Wiederaufbau ist Ålesund berühmt für die vollständig im Jugendstil errichtete Innenstadt. Nach einem Erlass durften neue Häuser nur noch aus Stein gebaut werden. Innerhalb von nur sieben Jahren war der grösste Teil von Ålesund neu errichtet (Quelle: Wikipedia).

Ålesund
Im Jugendstil erbaute Häuser

Auch dieser Ausflug hat sich mehr als gelohnt. Wir wurden sogar vom Regen verschont. Eine absolute Ausnahme und Glücksfall wie uns Rudolf versicherte. Die aktuelle Wetterlage mit Winden von der Englischen Insel her kommend sorgte seit Wochen für mehr als ausreichend Niederschlag. Zeugen dieses rauhen Klimas sind auch die mit Warmwasser beheizten Parkbänke. Wir gingen wieder an Bord und wurden Zeugen eines tollen Sonnenuntergangs am Hafen von Ålesund. Die MS Polarlys nahm nun wieder Fahrt Richtung Norden auf. Um 21:30 Uhr gab es das planmässige Treffen mit dem Expeditionsteam im grossen Konferenzsaal zum Thema Norwegisches Outdoor Leben.

Sonnenuntergang in Ålesund an Bord der MS Polarlys
Sonnenuntergang in Ålesund an Bord der MS Polarlys

 

Photo Slide und Lightbox Show «Ålesund»
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