Auf Entdeckungstour im Fremont Indian State Park

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Die vergangene Nacht auf dem 1’900 Meter hoch gelegenen Castle Rock Campground war nicht so kalt wie erwartet. Der Frost blieb aus, und die Wassertanks hätten wir nicht heizen müssen. Da wir in Sachen Strom aber autark sind, spielt das keine Rolle. Die ersten Sonnenstrahlen luden unsere beiden Lithium Batterien über die Solaranlage wieder vollständig auf. Das ist wirklich eine gute und zeitgemässe Infrastruktur.

Castle Rock Campground
Wir frühstücken gemütlich
Castle Rock Campground
Am Geniessen des schönen Stellplatzes

Das schöne Wetter und die überraschend angenehme Temperatur erlaubte ein gemütliches Frühstück im Freien. Dabei erwies sich der fest installierte Picknick Tisch mit Bänken als hilfreich.

Danach gingen wir auf dem Campingplatz auf Erkundungstour. Auf der westlichen Seite ist er von bizarren Felsformationen umgeben. Die Stellplätze auf dieser Seite grenzen direkt an diese. Das Gebiet der Hoodoos und Spires wird Castle Rock Formation genannt. Es kann frei ausgekundschaftet werden.  Dies taten wir auch. Wir wollten dies nicht auf den Abend verschieben, denn dann würden die Felsen im Schatten stehen.

Castle Rock Campground
Interessante Felsformationen am Rande des Campgrounds

Danach fuhren wir mit dem Auto zum gegenüber der Interstate 70 liegenden Visitor Centers und Museums des Fremont Indian State Parks. Da dieses bei unserer Ankunft gestern am frühen Abend bereits geschlossen war, erledigten wir die Anmeldung für den Castle Rock Campground heute als erstes. Wir wurden eingecheckt und erhielten unseren freien Eintritt sowie interessante Informationen zum Museum und zum Park.

Fremont Indian State Park
Das Museum des State Parks
Fremont Indian State Park
Interessante kulturelle Ausstellungen

Bereits bei der Anfahrt bemerkten wir die dunklen Regenwolken, welche sich rasch näherten. Als wir das Visitor Center besuchten, setzte ein Platzregen ein. Wir waren froh, uns im Trockenen aufzuhalten. Das war ein idealer Moment, um noch das sehr interessante Museum mit seinen lehrreichen Ausstellungen rund um die Fremont Kultur und zu besuchen. Wir lauschten noch einer sehr disziplierten Schulklasse und ihrer kundigen Lehrerin zu. Dann war es an der Zeit, das umliegende Gebiet zu erforschen.

Während des Baus der Interstate 70 wurden im heutigen Gebiet des Fremont Indian State Parks unzählige Bauten und Artefakte zerstört. Ganze Hügel mit Überresten der Siedlungen wurden abgetragen, da die Erde als Auffüllmaterial für den Strassenbau benötigt wurde. Ein kleiner Teil blieb unversehrt und wurde in Form des heutigen State Parks unter Schutz gestellt. Ein Modell im Museum zeigt den Grad der Zerstörung auf. Den Archäologen wurde allerdings vorher genügend Zeit eingeräumt, vor der Zerstörung alles zu untersuchen und dokumentarisch festzuhalten. Unzählige Artefakte konnten so gesichert und erhalten werden. Danach kamen aber die Bulldozer und Planiermaschienen zum Einsatz.

Die Anhöhe Five Finger Ridge bestand aus 60 Pit Houses, das sind Erdhäuser, 19 Vorratsgebäuden und 26 anderen, unbekannten Strukturen. Gewählt wurde die Anhöhe aus nachvollziehbaren Gründen. Im Sommer war es hier oben etwas kühler als im Talboden, wo zudem auch wesentlich mehr Mücken ihr Unwesen trieben. Die Anhöhe hatte aber auch strategische Bedeutung in Form einer weitaus besseren Übersicht.

Der Fremont Indian State Park ist durch zahlreiche Wanderwegen erschlossen, entlang welchen zahlreiche in den Stein geritzte Petroglyphen und aufgemalte Piktogramme zu entdecken sind. Der Erhaltungsgrad ist ausserordentlich gut. Nur wenig Vandalismus ist zu sehen. Das war sehr erfreulich. Das Wetter besserte sich zusehends, und wir entschieden uns, die Cave of a Hundred Hands als erstes zu besichtigen. Diese ist vom Visitor Center aus gemütlich zu Fuss in 20 Minuten erreicht.

Fremont Indian State Park
14 der 31 Handabdrücke

Die Cave ist durch ein Gitter geschützt. Das macht auch absolut Sinn. Wer genau zählt, kann 31 verschiedenfarbige Handabdrücke und andere Piktogramme erkennen. Die Anzahl 100 Handabrücke ist also leicht übertrieben. Die Cave wurde früher als Schutzunterkunft benutzt.

Dann ging es wieder zurück zum Visitor Center, hinter welchem sich ein ganzes Netzwerk an Trails befindet. Es wird Court of Ceremonies Trail genannt. An diesem Ort hielten wir uns relativ lange auf. Wir nahmen uns die Zeit, alles im Details zu besichtigen. Nicht alle Petroglyphen können aus der Nähe betrachten werden. Aber mit der heutigen Zoom Technologie ist das kein Problem mehr.

Die Fremont Indianer waren Bauern und bestellten ihre Felder zwischen 400 und 1’300 nach Christus in den Regionen des heutigen Utah mit den angrenzenden Gebieten in Colorado, Idaho und Nevada. In den Anfangszeiten waren sie Nomaden, wurden dann aber später unter dem Einfluss der Pueblo Indianer sesshaft. Von ihnen stammt auch das Wissen rund um den Anbau von Mais und der Herstellung von Töpferwaren.

Das Gebiet, in welchem wir uns befanden, wurde aber schon lange vor der Fremont Kultur besiedelt. Einige wenige, sehr abstrakte Darstellungen sind bis zu 3’000 Jahre alt. Aber auch neuzeitlichere Darstellungen sind zu finden. Dazu zählen Petroghlypen, welche den Ute und Paiute zugeordnet werden können, was einem Alter von 100 bis 600 Jahren entspricht. 

Aber auch Darstellungen wie Namen, Initialen und Jahreszahlen aus der Zeit der europäischen Besiedelung sind im Fremont Indian State Park zu sichten.

Fremont Indian State Park
Das Pit House von Aussen
Fremont Indian State Park
und von Innen

Wir legten inmitten der Petroglyphen unsere wohlverdiente Mittagspause ein und verpflegten uns aus dem Rucksack. Danach besichtigten wir das nachgebaute Pit House von Aussen wie auch von Innen. Entwas entfernt vom Pit House wurden die Kinder der Schulklasse von einem Park Ranger in die Wurftechnik des Atlatl eingeführt. Das war eine Art Speerschleuder, welche damals auf der Jagd zum Einsatz kam. Die Schleudertechnik korrekt anzuwenden, ist offenbar gar nicht so einfach.

Dann ging es mit dem Auto weiter zum Punkt The Arch of Art. Diese grosse Felswand liegt direkt an der Strasse. Mit gutem Blick können verschiedene Petroglyphen und Piktogramme entdeckt werden.

Hohe Zoomkapazität oder ein guten Fernglas benötigt man beim nächsten Punkt, von welchem aus man das Indian Blanket Piktogramm sehen kann. Nach einer Sage zogen Paiute Indianer durch den hiesigen Clear Creek Canyon auf ihrem Weg zum  tiefer liegenden, wärmeren Winterlager. Zur grossen Trauer aller verstarb ein Neugeborenes und wurde hier begraben. Im Frühjahr kam die Mutter an diese Stelle zurück und aus Sorge ihr Baby würde frieren, malte sie das 4.9 Meter lange und 1.2 Meter hohe Blanket an eine freie Felswand, damit ihr Baby immer schon warm haben möge. Eine Sage halt, aber eine schöne.

Die Farben, welche für das Malen der Piktogramme benötigt wurden, stellten die Fremont Indianer aus mineralischen Stoffen, Blut und Pflanzen her. Dies in einer hohen Qualität, hat doch die Farbe der Witterung über hunderte von Jahren getrotzt.

Fremont Indian State Park
Das Indian Blanket ist nur aus der Ferne zu betrachten

Unsere Entdeckungs- und Forschungsreise war noch nicht zu Ende. In unmittelbarer Nähe zum Aussichtspunkt hinüber zum Indian Blanket liegt der Sheep Shelter. Dabei handelt es sich auch um eine Art Schutzunterkunft. Auf der Innenseite der Höhle, welche nicht zugänglich ist, sind schöne Petroglyphen hinterlassen worden. Diese können über einen angebrachten Spiegel betrachtet werden. Wer sich traut, kann sein Natel durch die Gitterstäbe halten und mit der Frontkamera ein Bild machen. Aber Achtung, da wäre niemand weit und breit, der die Absperrung öffnen könnte.

Voller bleibender Eindrücke machten wir uns auf den Weg zurück zum Castle Rock Campground jedoch nicht ohne vorher beim Aussichtspunkt Rock Art of the Rim Trail Halt zu machen. Der Rim Trail ist steil und rutschig und wurde aus Sicherheitsgründen geschlossen. So bedarf es auch hier eines Fernglases oder einem guten Zoom. Die Felswand weist die grösste Konzentration an Rock Art im gesamten Fremont Indian State Park auf. So wurden 191 Rock Art Panels mit 81 Piktogrammen und sage und schreibe 1’083 Petroglyphen gefunden und registriert. 

Ein Panel wurde im späten 19. Jahrhundert von Hunkup, einem Anführer der Paiute erstellt. Er reiste mit dem Zug nach Chicago, lebte in den Häusern der Grossstadt und hielt dies in Petroglyphen, unter anderem dem Hankup Train, an der hoch über uns liegenden Felswand fest.

Fremont Indian State Park
Die Darstellung des Hankup Trains aus dem späten 19. Jahrhundert

Nebst der Darstellung des Zuges kommt auch dem Newspaper Rock sowie dem Kilted Man grosse Bedeutung zu. Der Panel Newspaper Rock zählt mehr als 250 einzelne Petroglyphen aller Art und der Kilted Man ist ein Männchen, welches einen Rock trägt. 

Fremont Indian State Park
Newspaper Rock
Fremont Indian State Park
Kilted Man

Dies war ein schöner Abschluss der heutigen Entdeckungs- und Forschungsreise im Fremont Indian State Park. Wir fuhren retour und machten es uns in und um «Rosy» bequem. Das romantische Lagerfeuer spendete Wärme. Das einfache Nudelgericht schmeckte ausgezeichnet. Morgen ging die Reise weiter. Tagesziel war St. George. Am dem Checkout auf dem Castle Valley Campground wollten wir noch einen kleinen Abstecher in den Fremont Indian State Park machen, denn einen Teil des Parks konnten wir heute infolge Zeitmangel nicht mehr besuchen.

VIDEO UND PHOTO GALERIE
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FREMONT INDIAN STATE PARK NEWSPAPER

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