Wo sind die wilden Hühner auf dem Schneehüenerstock ?

Die letzte Nacht war etwas wärmer als diejenige zuvor, und wie üblich für den Herbst bildete sich ziemlich viel Tau. Da wir heute unsere Zelte im schönen TCS Naturcampingplatz in Disentis abbrachen, warteten wir einige Zeit, bis alles in der Sonne trocknete. Leider sah es so aus, als würden die wärmenden Sonnenstrahlen unseren Stellplatz relativ spät erreichen. Also fuhren wir mit geöffnetem Dachzelt ein paar Meter vor und im Handumdrehen waren Dachzelt, Stühle und Vorplatzunterlage trocken. Wir waren abfahrbereit.

Schneehüenerstock Bahn
Mit der Schneehüenerstock Bahn ging es hoch hinauf

Wie gestern fuhren wir auf direktem Weg hinauf zum 2’044 Meter über Meer gelegenen Oberalppass. Anders als noch am Vortag war der Parkplatz am heutigen Samstag noch voll besetzt. Wir fanden auch noch eine Möglichkeit, unseren VW Bus etwas ausserhalb zu parkieren.

Nach Bezahlen der Parkgebühr mit TWINT steuerten wir direkt auf die Talstation der Gondelbahn, welche die Fahrgäste auf die 170 Meter unter dem eindrücklichen Gipfel des 2’773 Meter hohen Schneehüenerstocks befördert, zu. Im Volksmund wird der Schneehüenerstock auch Unghürstöckli gennant. Wir waren gespannt, welche Hühner oder Ungeheuer uns auf dem Gipfel erwarten würden.

Bergstation der Schneehüenerstock Bahn
Die auf 2'600 Meter ü.M. liegende Bergstation der Schneehüenerstock Bahn

Die Schneehüenerstock Bahn wurde im Dezember 2018 als Bindeglied zwischen den Skigebieten von Andermatt und Sedrun sowie Disentis eröffnet.

Als wir auf der 2’600 Meter hoch liegenden Bergstation ankamen, wurden wir weder von Schneehühnern noch von Ungeheuern erwartet. Wir befanden uns in einer sehr kargen, alpinen Landschaft geprägt von Granitfelsen von unterschiedlichen Aussmassen. Auf dem Gipfel des Schneehünerstocks erblickten wir Sendemasten und unterhalb des Gipfels alte, heute nicht mehr unterhaltene Stellungen des Schweizer Militärs und zwei grosse Mündungsöffnungen von vermutlich Kanonenstellungen.

Schneehünerstock
Ausspannen unterhalb des Gipfels
Schneehünerstock
Wundersame Spiegelungen

Von hier oben führen zahlreiche Wanderwege in alle Richtungen. Selbstverständlich kann die eindrücklich gelegene, alpine Bergstation der modernen Schneehüenerstock Bahn vom Oberalppass oder von der Mittelstation zu Fuss erreicht werden. 

Schneehünerstock
Entspannen auf der Terrasse des Gipfelrestaurants

Bevor wir wieder hinunter zum Oberalppass fuhren, gab es noch eine Tasse Kaffee im schönen Restaurant der Bergstation. Die Terrasse lädt zum Verweilen ein, und die Aussicht von hier oben in die Weiten der Schweizer Bergwelt ist etwas für Geniesser. Die Bahnfart war für uns als Inhaber der Disentis Touristenkarte kostenlos. Dies ist ein weiteres Beispiel für attraktive Angebote.

Andermatt
Wir steuern auf Andermatt zu

Gemütlich führte uns die Bahn hinunter zum Oberalppass, von wo aus wir hinunter nach Andermatt fuhren. Die Strasse ist sehr gut ausgebaut, und so war das bekannte Andermatt im Kanton Uri schnell erreicht. Langsam zogen dunkle Wolken auf und Regen stand wohl kurz bevor.

Andermatt liegt im Urserental an der Reuss. Eine 6’000 Jahre alte, steinerne Pfeilspitze sowie einige, 2’300 Jahre alte römische Münzen sind die spärlichen Zeugen aus der Frühgeschichte des alpinen Längstales. Im Jahr 1203 wurde Andermatt erstmals urkundlich erwähnt. Walser gründeten im Urserntal Kolonien, so auch in Andermatt («An der Matte»). Bereits seit dem Jahre 800 hatte das Benediktinerkloster Disentis hier Grundrechte, diese wurden erst im Jahr 1649 abgelöst. In den Jahren 1818 bis 1830 wurde der Gotthardpass fahrbar gemacht, später der Oberalp- und der Furkapass. Andermatt lebte als Handels-, Ferien- und Kurort auf. Die Eröffnung des Gotthard Eisenbahntunnels im Jahr 1882 war dann allerdings ein «wirtschaftlicher Tiefschlag» für den Ort. Seit 1885 ist Andermatt Waffenplatz der Schweizer Armee In den Jahren 1920 und 1946 wurden von der Bevölkerung Stausee Projekte erfolgreich bekämpft. Das ganze Hochtal sollte in einen einzigen Stausee verwandelt werden (Quelle: Wikipedia).

Andermatt
Eine Ansicht von Andermatt aus dem Jahr 1900 (Quelle: Internet)

Andermatt ist ein bekanntes Wintersportgebiet und Kurort. Mit dem Tourismusprojekt «Andermatt Swiss Alps» des ägyptischen Multimilliardärs und Investors Samih Sawiris hofft man auf eine starke touristische Entwicklung. Sawiris baut in Andermatt auf einer Fläche von 1,46 Quadratkilometern ein Tourismusresort mit mehreren Hotels, 42 Apartmenthäusern, 25 Villen, mehreren Hotels, einem Sport- und Freizeitzentrum mit Eissporthalle und Hallenbad, einer Konzert- und Kongresshalle, einem 18 Loch Golfplatz und Geschäften. Der Bundesrat als Besitzer des Waffenplatzgeländes, die Urner Regierung und die Gemeinde Andermatt stimmten dem Projekt zu (Quelle: Wikipedia).

Wir fanden gerade noch einen freien Parkplatz in der Nähe des Dorfzentrums und der Weg führte uns direkt zum Restaurant Spycher, einem zentralen und beliebten Treffpunkt für Einheimische und Touristen. Die Pizza schmeckte ausgezeichnet. 

Andermatt
Pizza geht immer
Andermatt
Wir bummeln durch Andermatt

Frisch gestärkt bummelten wir durch Andermatt und suchten eine Bäckerei, denn der Gluscht nach etwas Süssem war noch nicht gestillt. Die einzige Bäckerei, die wir fanden, war an diesem späten Samstag Nachmittag allerdings schon beinahe ausverkauft. Im gegenüberliegenden Coop wurden wir aber fündig.

Klausenpass
Die Klausenpassstrasse auf der Urner Seite

Der Heimweg führte uns über den knapp 2’000 Meter hohen  und besonders bei Bikern beliebten Klausenpass. Die auf der Urner- wie auch auf der Glarnerseite teilweise abenteuerlich angelegte Passstrasse erfordert vollste Konzentration und teilweise auch Schwindelfreiheit.

Auf der Passhöhe legten wir bei leichtem Regen und kühlen Temperaturen begleitet von unserem Andermatter Dessert eine letzte Pause ein. 

PHOTO GALERIE
«WO SIND DIE WILDEN HÜHNER AUF DEM SCHNEEHÜENERSTOCK ?»

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