Nach dem südlandischen Charme und den kulinarischen Leckereien von gestern in Locarno am Lago Maggiore zog es uns heute wieder hoch hinauf in die alpine und rauhe Welt der Sonnenstube der Schweiz. Das «hoch hinauf» ist absolut zutreffend. Zwischen dem 202 Meter über Meer liegenden Tenero und unserem Tagesziel, der Quellbereich der Maggia, liegen satte 2’200 Höhenmeter. Das ist doch was !
Also fuhren wir die Markise ein, verstauten den Bodenteppich und fuhren los in Richtung Val Lavizzara, einem Seitental des Valle Maggia. Die Strasse folgt der Maggia und nach dem Dorf Prato-Sornico steigt die Strasse recht steil an und nach unzähligen Haarnadelkurven ist die Ortschaft Fusio erreicht.
Das idyllisch wirkende Tessiner Berdorf Fusio liegt auf 1’281 Meter über Meer am oberen Abschnitt des Val Lavizarra am Fuss des Pizzo di Röd rund 44 Kilometer von Locarno entfernt. Fusio mit seinen zahlreichen historischen Gebäuden lädt zum Verweilen ein. Erwähnt wurde es unter dem Namen Fuxio zum ersten Mal im Jahr 1374. Man stelle sich das karge Leben hier oben zu dieser Zeit vor. Wir hielten nur kurz an, denn so einiges lag noch vor uns.
Meter. Das Bild links wurde am 12. Mai 1954 aufgenommen und zeigt den Bau der mächtigen Staumauer. Gut ersichtlich ist auch die Strasse, welche dem heutigen Stausee weiter ins Tal hinein folgt. Bei der Staumauer hat es ein paar Parkplätze, und wir hielten kurz an und wurden Zeugen
eines einzigartigen Naturschauspiels. An der wärmenden Staumauer versammelten sich tausende von Schwalben. Sie flogen wie wild umher oder sassen auf kleinsten Vorsprüngen auf der Mauer oder in Reih und Glied direkt unterhalb des Geländers. Wir können nur vermuten, dass sich die Vögelchen hier sammelten, bevor sie den weiten Weg in Richtung Winterquartier im Süden antraten. Im nachfolgenden YouTube Video ist dieses Naturschauspiel festgehalten.
Wir fuhren nun weiter auf der verengten und teilweise nur einspurig zu befahrenden Strasse, welche dem Ostufer des Lago di Sambuco entlang führt. Es herrschte nicht viel Verkehr, und wir haben das Seeende ohne Probleme oder kritisches Kreuzen mit anderen Fahrzeugen erreicht. Bei der Staumauer befindet sich eine Schranke, welche bei kritischen Strassenverhältnissen geschlossen ist.
Am Ende des Lago di Sambuco öffnet sich eine Hochebene mit Alpwirtschaft. Die Strasse steigt sanft an und wird immer enger mit vielen windigen Kurven. An zahlreichen Stellen muss vorausschauend gefahren werden, damit keine der wenigen Ausweichstellen verpasst wird. Auf Höhe der Alp Grasso di Dentro befindet sich eine weitere Schranke zur Sperrung der Strasse. Es kann sein, dass diese bis in den Juni hinein geschlossen ist.
Aber nicht nur auf die wenigen Ausweichstellen gilt es aufzupassen, sondern auch auf die Kühe, welche völlig gelassen auf der engen Strasse vor dem Fahrzeug stehen bleiben und ihr Geschäft verrichten. Also heisst es für den Beifahrer aussteigen und sich als Kuhhirte betätigen. Ein kleiner Klapps genügte, und die Strasse war wieder befahrbar. Für einen Bogen um den frischen Kuhfladen war gerade noch genügend Platz vorhanden. Die Landschaft wird alpiner und bald ist die Baumgrenze sowie der auf 2’074 Meter über Meer liegende Lago di Sassolo erreicht. Der kristallklare See liegt 620 Meter über dem Lago del Sambuco. Auf ein Bad haben wir verzichtet.
Wir verweilten am See und staunten nicht schlecht, als wir nach ein paar wenigen Kurven auf einer Höhe von 2’128 Metern über Meer den Lago Superiore erreichten, dessen Ausfluss in den kleineren Lago die Sassolo mündet. Am Lago Superiore waren ein paar Autos parkiert und eine handvoll in Neopren Anzüge gepackte Taucher bereitete sich auf einen Tauchgang im smaragdgrünen Bergsee vor. Was für ein Abenteuer ! Ich dachte zuerst, es wären Fliegenfischer.
Noch ein paar Kurven und der Lago Scuro war erreicht. Dieser liegt direkt unterhalb der einen Staumauer Narèt II des Lago del Narèt auf ungefähr 2’250 Meter über Meer. Er dient der Entwässerung des Stausees. Es kann also sein, dass es sich um keinen natürlichen Bergsee handelt.
Noch drei Kurven und der Lago del Narèt war auf 2’308 Metern Höhe erreicht und Fusio lag 14.2 Kilometer entfernt respektive 1’020 Höhenmeter tiefer. Sofort war ersichtlich, dass hier oben übernachtet werden kann. Anstelle unser Lager für die Nacht aufzustellen, picknickten wir an diesem schönen Ort mit Blick auf den grossen Stausee und die Staumauer Narèt I.
Der Lago del Narèt wurde im Jahr 1969 von Maggia Kraftwerken erbaut und in Betrieb genommen. Die beiden Staumauern Narèt I und Narèt II stauen die noch junge Maggia. Der Lago del Narèt dient den Maggia Kraftwerken als Speicher für Wasser, das im Sommer aus Niederschlägen und Schneeschmelze im Gebiet anfällt, sodass es im Winter für die Energieproduktion verwendet werden kann. Er gehört zu einem grossen Verbund an Stauseen. Wegen des grossen Gefälles zwischen dem Seespiegel auf 2’308 Metern und dem Lago Maggiore auf 193 Metern Höhe lässt sich gemessen am Inhalt des Sees sehr viel Energie gewinnen.
Wanderschuhe und schnappten einen Rucksack. Um den Lago del Narèt führt ein Rundweg. Nach ungefähr 800 Metern verzweigten wir links hinauf. Unser erstes Ziel war der Lago del Corbo auf 2’349 Meter Höhe. Durch ihn fliesst die noch junge Maggia. Hier wäre für unseren VW Bus Endstation gewesen. Wir waren überrascht, dass kein Fahrverbot besteht. Als wir oben beim Lago del
Corbo ankamen, waren wir erstaunt, einen normalen PKW mit Tessiner Nummernschild parkiert zu sehen. Diese Tortur hätte ich meinem Auto nicht angetan. Der Lago del Corbo liegt schön eingebettet in die Hochebene, dem Einzugsgebiet der Maggia. Von hier oben hat man einen schönen Blick hinunter zum Lago del Narèt. Zudem besteht die Möglichkeit, hier oben zu übernachten. Es scheint nicht verboten zu sein und sogar eine Feuerstelle wurde eingerichtet. Da wir mit dem VW Bus nicht bis hierher fahren können, wär das wohl eher was für Danielle’s Defender.
ansteigenden, alpinen Hochebene namens Sasso del Corbo gut orientieren. Unser Tagesziel, der Lago Cristallina, war bald erreicht. Man sieht ihn zwar ziemlich lange nicht, aber der Kessel am Ende der Hochebene dient als gute Orientierungshilfe. Der kleine, smaragdgrüne Bergsee liegt direkt unterhalb einer Flanke des 2’912 Meter hohen Gipfels des Cristallina, einem bekannten Berg der Tessiner Alpen. Wir waren nun im direkten Ursprungsgebiet der Maggia, welche 2’200 Höhenmeter weiter unten bei Ascona und Locarno in den Lago Maggiore mündet.
Der Lago Cristallina wird übrigens auf allen offiziellen Schweizer Karten ohne Namen geführt. Einzig GoogleMaps führt den Namen, welcher wohl ein Nutzer hat hinzufügen lassen. Wir verweilten am Ufer des Sees und genossen die Ruhe. Einzig das Geräusch von fliessendem Wasser war zu hören, was für das Quellgebiet der Maggia nicht überraschend ist.
Der Herbst war auf dieser Höhe von 2’400 Metern über Meer schon weit fortgeschritten, und wir hatten das Gefühl, dass der erste Schneefall nicht mehr lange auf sich wird warten lassen.
Wir mussten uns jetzt langsam aber sicher auf den Rückweg zum Camping Campofelice am Lago Maggiore machen. Ein langer Rückweg lag vor uns. Für den Weg hinunter zum VW Bus bot sich keine Alternative an. Entlang des Lago del Narèt wurden wir noch auf einzigartige Gesteinsverschiebungen und stille Zeitzeugen der Entstehung der Alpen aufmerksam. Dank den zahlreichen Ranger Vorträgen in den USA Nationalparks verstehen und erkennen wir diese nun viel besser.
Leider gab es im Restaurant auf dem Campingplatz noch eine kleine aber nicht unwesentliche Überraschung. Wir hatten uns auf eine Pizza gefreut, aber der Pizzaiolo hatte bereits Feierabend.
Ein toller Tag mit viel Neuem und Erinnerungen an die Zeit, als wir mit den Kindern einen Ausflug zum Lago del Narèt machten, ging zu Ende.
Und hier noch die Abschlussfrage zu diesem Beitrag: «Wieviele Bergseen haben wir heute besucht ?» Wer es jetzt nicht weiss, darf den Beitrag nochmals lesen …. Alle anderen natürlich auch.
EIGENSCHAFTEN
EINIGE ZAHLEN
DETAILLIERTE WANDERKARTE
GOOGLEMAPS KARTENANSICHT
PHOTO GALERIE
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