Auch heute erwartete uns bei schönem Wetter und angenehmen Temperaturen ein sehr aktiver Tag im Chaco National Historic Park. Auf dem Programm stand der 10.4 Kilometer lange und 141 Höhenmeter aufweisende Pueblo Alto Trail, welcher durch das Hinterland des Historic Parks führt.
Nach einem feinen und stärkendem Frühstück mit viel Sonnenschein machten wir uns via Visitor Center mit dem Auto auf den Weg zum Trailhead. Dieser liegt unmittelbar beim Parkplatz beim Pueblo del Arroyo. Der Rucksack war gefüllt mit genügend Wasser, Kraft spendenden Snacks, Sonnencrème und natürlich etwas Schokolade. Die Wanderschuhe waren geschnürt, es konnte losgehen. Wir haben uns im aufliegenden Kontrollbuch eingetragen und marschierten los.
Nach wenigen hundert Metern erreichten wir die Siedlung Kin Kletso. Diese wurde zwischen den Jahren 1’120 und 1’130 erbaut, also erst gegen das Ende der Chaco Kultur hin. Sie unterscheidet sich wesentlich von früheren Bauten. Auf die klassische D Form wurde zugunsten einer rechteckigen Form verzichtet. Zudem wurden die Wände mit durchwegs grösseren Steinen erbaut. Die Ausrichtung der Baute lässt darauf schliessen, dass Kin Kletso der Beobachtung der Sonnenwenden diente.
Wir besichtigten die Anlage und machten uns dann auf den Weg hinauf auf die Mesa. Diese erreicht man auf demselben Weg, wie in die Chacoans schon gewählt hatten. Durch einen engen und steil aufwärts führenden Kamin klettert man empor, bis die knapp 100 Meter höher liegende Mesa erreicht ist. Das hat richtig Spass gemacht. Oben angekommen legten wir eine kurze Pause ein und hatten dabei einen Perfekten Blick zur unter uns liegenden Siedlung Kin Kletso. Dann ging es weiter bis zum Pueblo Bonito Overlook. Von hier aus geniesst man den Blick hinunter zum grössten der Great Houses. Das Pueblo Bonito war über eine Zeitspanne von über 300 Jahren das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum der Chaco Kultur.
Entlang des Weges fanden wir blühende Kakteen und farbenfrohe Blumen, welche dem rauen Wüstenklima trotzen. Ein aus Steinen angelegter Kreis fand unsere Aufmerksamkeit. Es wird vermutet, dass innerhalb dieses Kreises Zeremonien abgehalten wurden. Die Steinkreise wurden so angelegt, dass man einen Blick auf ein Great House mit seinen Kivas hatte.
Der Höhepunkt der Wanderung war die Jackson Stairway, eine in den Fels gehauene Treppe mit Aufstiegshilfen in Form von Löchern links und rechts der Stufen. Das war sehr eindrucksvoll. Mit einer grossen Portion Mut und viel Geschick konnten die Chacoans so eine senkrechte und etwa 150 Meter hohe Steilwand erklimmen. Nicht auszudenken, wieviel Mut für den Rückweg nach unten notwendig war.
Nach einem weiteren Kilometer erreichten wir den Pueblo Alto Komplex. Dieser besteht aus mehreren Bauten, welche auf einer Höhe von 1‘960 Metern errichtet wurden. Die Rund- und Panoramasicht ist einzigartig und wohl auch ein Grund dafür, dass dieser Ort gewählt wurde. Es wird davon ausgegangen, dass nur wenige Chacoans ständig hier anwesend waren. Das umfassende Strassennetz, welches an wenigen Stellen ausgegraben wurde, lässt darauf schliessen, dass hier oben zahlreiche Besucher anderer Kulturen an Zeremonien teilnahmen. Die Strassen sind teilweise auch aus der Luft zu erkennen. Bisher konnte ein 650 Kilometer umfassendes Strassennetz nachgewiesen werden.
Wir verweilten eine kurze Weile an diesem speziellen Ort und machten uns dann auf den Weg. Ein letzter Blick zurück war sehr eindrücklich. Dann erreichten wir die Weggabelung beim Pueblo Bonito Overlook und schlossen hier den Rundweg ab. Von hier aus führt den Rückweg über dieselbe Route wir beim Hinweg.
Wir legten oberhalb von Kin Kletso eine letzte Trinkpause ein und machten uns dann durch das Kamin hinunter zum Trailhead und zum Parkplatz. So ging eine fantastische, geschichtliche Wanderung auf dem Spuren der Chacoans zu Ende.
Den Abend liessen wir gemütlich auf dem Campground ausklingen und machten dabei konkrete Recherchen für den kommenden Tag.
