Nach einer ruhigen Nacht auf dem Lake View Campground im Escalante Petrified Forest State Park wärmten die ersten Sonnenstrahlen, sodass wir konnten im Freien frühstücken konnten. Wir beschlossen, als erstes das Escalante Interagency Visitor Center zu besuchen, um uns dort nach den aktuellen Verhältnissen der Strassen und des Zebra Slot Canyons zu erkundigen. Wie erwartet, erfuhren wir, dass ein Grossteil des Zebra Slot Canyons noch unter Wasser steht. Die Wetterbedingungen waren ideal, sodass uns nicht von einem Besuch abhalten konnte.
Mit dem Trailhead des Wanderwegs zum Zebra Slot Canyon als Ziel verliessen wir das Visitor Center in Richtung Hole in the Rock Road. Zu dieser berühmten Strasse nachfolgend etwas Geschichte.
Im Herbst des Jahres 1879 sammelten sich die rund 230 Expeditionsteilnehmer unter der Führung von Silas S. Smith und Platte D. Lyman an einer Quelle am Beginn des Fortymile Gulch auf dem Plateau zwischen dem Canyon des Escalante River und dem Kaiparowits Plateau mit ihren Wagen und ihrem Vieh. Ein Erkundungstrupp wurde ausgesandt, um eine Route durch den Glen Canyon und über den Colorado River zu finden. Nahe dem Cottonwood Canyon entdeckte dieser einen Erfolg versprechenden Weg am gegenüberliegenden Ufer des Flusses, am Westufer bot eine schmale Kluft die Möglichkeit, das Ufer des Flusses zu erreichen. Dieser Felsspalte – von den Expeditionsteilnehmern als Hole in the Rock bezeichnet, verdankt der Trail seinen Namen. Die Arbeit mehrerer Monate war nötig, diesen Weg für das Vieh und die Planwagen der Siedler gangbar zu machen, im unteren Teil entstanden hölzerne Schienen, welche es erlaubte, die Planwagen über ein mit losem Gestein gefüllten Graben hinweg zu bewegen. Verschiedene Ankerpunkte wurden geschaffen, um die Planwagen mittels Seilzügen in das Tal zu bringen. Am 26. Januar 1880 begann der Abstieg, alle Siedler und ihre Besitztümer erreichten das Ufer, wo eine von Charles Hall erbaute hölzerne Fähre für die Überfahrt bereitstand.
Der laut National Park Service rund 99 Kilometer lange westliche Abschnitt des Trails bildet heute die Hole in the Rock Road, welche einen Zugang zum Canyons of the Escalante genannten mittleren Teil des Grand Staircase Escalante National Monument und dem abgelegenen Westteil der Glen Canyon National Recreation Area bietet. Die unbefestigte Strecke kann – trockenes Wetter vorausgesetzt – zumindest bis zum Dancehall Rock auch mit normalen Fahrzeugen befahren werden, nach längeren Regenfällen ist von einer Benutzung der Strecke aufgrund der lehmigen Abschnitte dringend abzuraten (Quelle: Wikipedia).
Von der Hole in the Rock Road, welche als BLM-Road 200 geführt wird, gehen zahlreiche Nebenstrecken ab. Eine Informationstafel mit ernst zu nehmenden Warnhinweisen steht gleich am Anfang der Strasse.
Die heutigen Verhältnisse waren sehr gut. Es hatte schon länger nicht geregnet, sodass die Strasse sehr trocken, aber auch sehr ausgefahren war und einem Waschbrett ähnlich war. Am besten ist, man fährt mit ungefähr 40 Meilen, damit das Fahrzeug über die ausgefahrenen Rillen schwebt. Ist man zu langsam, besteht die Gefahr, dass das Fahrzeug unkontrolliert ausbricht.
Nach knapp 13 Kilometer Schütteln war der Trailhead erreicht. Er ist leider nicht markiert und liegt unmittelbar nach einem Kuhgatter auf der rechten Strassenseite (GPS Daten). Wir parkierten und machten uns für die Wanderung bereit. Es konnte losgehen.
Der Wanderweg beginnt auf der anderen Strassenseite und nach wenigen Metern gelangt man zu einer Hinweistafel und weiss, dass man auf dem richtigen Weg ist. Genügend Flüssigkeit hatten wir bei uns und auch einige Snacks fanden den Weg in unsere Rücksäcke. Vor uns lagen 4.1 Kilometer Wegstrecke bis zum Eingang in den Zebra Slot Canyon. Wir waren gespannt.
Der erste Abschnitt führt auf direktem Weg ins einsame Hinterland in Richtung Halfway Hollow, einem in Zeiten ohne Niederschlag gänzlich ausgetrockneten Bachbett. Der Weg ist immer gut sichtbar und kann eigentlich nicht verfehlt werden. Ungefähr in der Hälfte des Weges durchquert man einen wunderbaren, breiten Wash, welcher beidseitig von äusserst eindrücklichen Felsformationen umgeben ist, der ideale Fotospot schlichtweg.
Nachdem wir den Wash verlassen hatten, war es nur noch ein kurzer Weg bis zum Halfway Hollow, einem breiten Flussbett, welches aufgrund der fehlenden Niederschläge komplett ausgetrocknet war. Wir durchquerten dieses und konnten schon erahnen, wo sich der Eingang zum Zebra Slot Canyon in der nahen Distanz befinden könnte. Kurz vor Erreichen des Eingangs in den Zebra Slot Canyon durchstreiften wir ein weiteres Gebiet mit absolut eindrücklichen Farbtönen und Gesteinsformationen, welche an die bekannte The Wave erinnerten. Dann war der Eingang zum Canyon erreicht. Das letzte Wegstück führt durch ganz feinen Sand, nicht auszudenken, welche Temperaturen hier im Hochsommer herrschen. Heute war es aber sehr angenehm.
Von Wasser war weit und breit noch nichts zu sehen, was sich aber schnell ändern sollte. Nach den ersten Windungen zogen wir unsere Wanderschuhe und Rücksäcke aus und erforschten den Zebra Slot Canyon von hier aus barfuss. Es brauchte etwas Überwindung, um durch das braune Wasser zu waten. Der Untergrund war nicht sichtbar. Wir wollten uns dieses Abenteuer aber nicht entgehen lassen und hatten grossen Spass, wie die nachfolgenden Bilder sicher zeigen.
Wir durchwateten den Zebra Slot Canyon und kehrten dann wieder zurück, zur Eingangsstelle, wo wir unsere Schuhe und Rucksäcke deponiert hatten. Alles klappte bestens. Mit nassen Füssen marschierten wir zurück durch den feinen Sand und zogen dann unsere Wanderschuhe wieder an. Bald war auch ein schönes Plätzchen für eine wohlverdiente Verpflegungspause gefunden. Gestärkt und voller toller Eindrücke machten wir uns dann auf den Rückweg zum Parkplatz. Es gibt noch die Möglichkeit, den naheliegenden Tunnel Slot Canyon zu erkunden. Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit hatten wir heute darauf verzichtet.
Im Nachhinein war uns jetzt auch klar, weshalb der Name Zebra gewählt wurde. Die schichtenartig verlaufenden Farbtönungen erinnern wirklich an die Musterung eines Zebras, nur eben nicht Schwarz und Weiss sondern verschiedene Nuancen in Rot, Gelb und sogar Rosa.
Wieder gut aber auch etwas müde beim Parkplatz angekommen, entschieden wir uns, den sieben Kilometer weiter entfernten Devil’s Garden zu besuchen. Dieses absolut aussergewöhnliche und grössenmässig überschaubare Gebiet ist die Heimat zahlreicher eindrücklicher Hoodoos und Arches. Das Gebiet kann selbst erkundet werden. Wir waren vor ungefähr zehn Jahren schon einmal hier und stellten heute fest, dass sich eigentlich nichts verändert hatte. Bei idealen Lichtverhältnissen suchten wir unseren Weg durch die Hoodoos und Arches. So entstanden unzählige Fotos.
Nun war kein Raum mehr für weitere Eindrücke oder mehr Schritte. Auf der holprigen und staubigen Hole in the Rock Strasse ging es auf direktem Weg zum 32 Kilometer entfernten Lake View Campground im Escalante Petrified Forest State Park, wo wir den wundervollen Tag bei einem schönen Sonnenuntergang gemütlich ausklingen liessen.
