In den Glarner Alpen wandern wir hoch hinauf zur Muttseehütte

Wir fuhren frühmorgens los mit dem Ziel, gegen 8:00 Uhr bei der Talstation der Luftseilbahn Tierfehd (Link) hinauf zum Chalchtrittli anzukommen. Von Linthal her kommend ist diese sehr gut mit dem Auto erreichbar. Gratis Parkplätze sind direkt bei der Talstation in grosser Zahl verfügbar. Der Ansturm von Wanderern hielt sich zu dieser frühen Tageszeit noch absolut in Grenzen.

Tierfehd
An der Talstation der Luftseilbahn hinauf zum Chalchtrittli

Die Luftseilbahn Tierfehd hinauf zum Chalchtrittli wurde im im Jahr 1959 im Zusammenhang mit dem Kraftwerk Muttsee sowie der Staumauer Limmernboden und des Wasserschlosses Schwamm errichtet. Sie dient vorwiegend dem Materialtransport sowie der Beförderung der Mitarbeiter der Kraftwerke. Gleichzeitig bietet sie aber auch eine Erleichterung anlässlich ihrer Bergwanderung wie zum Beispiel Richtung Muttsee- oder Kistenpasshütte. Mit der Pendelbahn überwindet man 1’000 Höhenmeter mühelos in nur 7 ½ Minuten (Quelle: Webseite der Luftseilbahn)

Tierfehd
Ein atemberaubender Blick hinunter ins Tierfehd

Die Luftseilbahn wird automatisch betrieben. An der Kasse unten bei der Talstation löst man die Tickets und wartet die nächste Gondel ab, nimmt Platz und setzt die Fahrt hinauf zum Chalchtrittli mittels Knopfdruck in Gang. Die Türen schliessen sich, und die eindrückliche Fahrt steil hinauf beginnt. 

Nach wenigen Minuten befanden wir uns bereits 1’000 Höhenmeter über der Tierfehd. Schon während der Fahrt kann man die nicht alltäglichen Weit- und Rundblicke in den Alpenwelt geniessen. Bevor wir mit unserer Wanderung loslegten, verweilten wir hier oben noch kurze Zeit. Dann ging es los.

Chalchtrittli
Wir sind bereit und geniessen die unglaublichen Weitblicke in die Glarner Alpenwelt

Schon der erste Streckenabschnitt hat es in sich. Es geht steil bergauf und man gewinnt schnell an Höhe. Einige Stellen erfordern Trittsicherheit und sind mit Seilen gesichert. Wir freuten uns auf die wärmende Sonne, welche uns weiter oben erwartete. Schritt für Schritt ging es hinauf. Vor uns lagen noch 750 Höhenmeter zu der auf 2’501 Metern hoch liegenden Muttsehütte

Die heiklen Stellen meisterten wir ohne Probleme und bald war eine Art Hochebene erreicht. Wir genossen die wärmenden Sonnenstrahlen und erfreuten uns an der tollen Aussicht. 

Chalchtrittli
Es geht steil bergauf
Chalchtrittli
Die Seile bieten Halt und Sicherheit

Die Pflanzenwelt zeigte sich an diesem schönen Herbsttag von ihrer schönste Seite. Bald jedoch stiessen wir in alpines Gelände vor. Die Steigung zog wieder an, und die Pflanzenwelt verabschiedete sich vorläufig von uns. Hier oben auf über 2’200 Metern Höhe ist die Landschaft karg und rauh. Von zahlreichen Stellen aus sind markante durch Erosion und Gesteinsverschiebungen entstandene Formationen zu beobachten. Der Wanderweg ist auch hier oben immer gut markiert und kann nicht verfehlt werden. So langsam aber sicher näherten wir uns der Muttseehütte. Zu sehen war sie aber noch nicht. 

Muttseehütte
Wir geniessen die wärmenden Sonnenstrahlen

Die letzten steilen und felsigen Passagen lagen hinter uns, als wir auf einer kleinen Hochebene ankamen, und die in der Distanz liegende Muttseehütte und den Muttsee ausmachen konnten. 

Die Muttseehütte ist eine Berghütte der Sektion Winterthur des Schweizer Alpen Clubs (SAC) im Kanton Glarus der Schweiz. Sie liegt am Kistenpass in den Glarner Alpen, südlich von Linthal auf dem Hochplateau Mutten über dem namensgebenden Muttsee auf 2501 Metern Höhe.

Die Hütte bietet 69 Schlafplätze und ist ab ca. Mitte Juni bis ca. Mitte Oktober bewartet. In der übrigen Zeit steht sie als Schutzhütte mit Winterraum und 8 Schlafplätzen offen.

Die Hütte wurde im Jahr 1887 auf Anregung von Johann Jakob Weber, dem Gründer der Färberei Schleife, erbaut. Dieser pflegte geschäftliche Beziehungen zur Textilindustrie im Glarnerland. Entworfen wurde die Hütte vom Hüttenbaupionier Julius Becker, der in Linthal eine Spinnerei und Weberei betrieb und gleichzeitig Mitglied der SAC Sektion Tödi war. Der Bau der damals 20 Leute fassende Hütte kostete 900 Franken, wobei die Transportkosten für die bereits im Tal erstellte Hütte mit 1’600 Franken teurer zu stehen kamen als der Bau selbst. Ausgestattet war die eingeschossige und 25 Quadratmeter grosse Hütte mit Liegepritschen sowie einer geschützten Kochstelle. Eine Toilette hatte die Hütte zu Beginn nicht, diese wurde jedoch bereits im ersten Sommer noch angebaut.

Im 1902 wurde die Hütte um einen Ofen sowie ein Holzlager erweitert. In den vergangenen Jahrzehnten wurde die Hütte laufend erweitert und renoviert (Quelle: Wikipedia).

Die Muttseehütte rückte immer näher und bald war diese erreicht. Wir freuten uns auf eine warme Mahlzeit und die wohlverdiente Pause. Es zogen vermehrt Wolken auf, aber Niederschlag war nicht zu erwarten. 

Muttsee
Die schön gelegene Muttseehütte war erreicht

Wir nahmen draussen an einem noch freien Tisch Platz und wurden sehr freundlich empfangen. Wir bestellten eine wärmende, hausgemachte Gerstensuppe und ein paar feine Hirsch Schüblig aus heimischer Jagd sowie die weitum bekannte Muttseehütte Linzertorte. Alles schmeckte köstlich. Dazu gab es eine Kanne heissen Tee. 

Muttsee
Gerstensuppe und Hirsch Schüblig
Muttsee
Frische Linzertorte

Die Staumauer des Muttsees wird zurzeit mit grossen Solarpanel versehen. Die Panel und anderes Material wird per Hubschrauber vom Tierfehd hoch transportiert. Das führt zu einigem Fluglärm, denn der Helikopter fliegt beinahe pausenlos Einsätze. Die Crew unterbrach jedoch ihre Arbeit und landete in sicherer Distanz zur Muttseehütte. Es war Mittagspause angesagt. 

Der ursprüngliche Bergsee ist seit dem Jahre 1968 in das Konzept der Energiegewinnung durch Wasserkraft der Kraftwerkanlage Linth Limmern eingebunden. Im Zuge erheblicher Ausbaumassnahmen in den Jahren 2009 bis 2017 wurde der 1963 

Muttsee
Die neue Solarpanel Anlage beim Muttsee

erbaute Staudamm durch eine Staumauer aus Beton ersetzt. Diese hat eine Länge von 1’054 Metern, was sie zur längsten Staumauer der Schweiz macht. Der Wasserspiegel erreicht bei Vollstau eine Höhe von 2’474 Metern. Damit ist der Muttsee das höchstgelegene Speicherbecken der Schweiz.

 Es ist vorgesehen, 6’000 Photovoltaik Module zu montieren. Diese würden eine Fläche von 10’000 m² belegen und sollten eine Jahresproduktion von bis zu 2,7 Gigawattstunden (GWh) elektrische Energie abgeben. Dies entspräche dem Bedarf von etwa 600 Haushalten (Quelle: Wikipedia).

Gut verpflegt und ausgeruht führte unser Weg nun weiter. Die Muttseehütte war der höchste Punkt unserer heutigen Wanderung, was bedeutete, dass wir nun den Abstieg hinunter zum Chalchtrittli in Angriff nahmen. Der Weg führte uns hinunter zum malerisch gelegenen Limmerensee. Im Hintergrund waren die malerischen, frisch verschneiten Berggipfel zu sehen.

Limmerensee
Der türkisfarbene Limmernsee lag zu unseren Füssen

Der Stausee Limmerensee gehört zum Verbund der Kraftwerkanlage Linth Limmern. Der Weg hinab ist stellenweise sehr steil und Trittsicherheit ist an einigen exponierten Stellen gefragt. Kritische Abschnitte sind mit Stahlseilen gesichert, und es empfiehlt sich, von ihnen Gebrauch zu machen.

Muttseehütte
Eine der gesicherten, steilen Stellen
Muttseehütte
Es geht langsam aber sicher hinab

Der Limmerensee liegt im ehemaligen Quellgebiet des Limmerenbachs im Limmerenboden im hintersten Teil des Limmerentals. Gespiesen wird der See durch das anfallende Schmelzwasser des Griess- und des Limmerengletschers sowie der umliegenden Bergketten. Die beiden Gletscher befinden sich auf der Nordseite des südwestlich des Stausees gelegenen 3’419 Meter hohen Bifertenstock. Der Limmerensee existiert erst seit dem Jahr 1963. Die gesamte Fläche des Limmerenbodens wurde beim Ochsenplangge durch die 122 Meter hohe Bogenstaumauer Limmern abgetrennt.

Bau der Staumauer im Jahr 1960 (Quelle: Wikipedia)

Mit etwas Glück sind auf dem Weg hinunter zum Limmernsee noch Wildtiere zu beobachten. Wir hatten das Glück und konnten eine kleine Gruppe Gemsen ausfinden machen und kurz beobachten. Der schöne Blick hinunter zum Limmernsee ist ein ständiger Wegbegleiter. Wie oben erwähnt, ist an einigen Stellen Trittsicherheit von Nöten. Ebenso gehört das geeignete Schuhwerk zur Ausrüstung hinzu.

Wir erreichten das Ufer des Limmernsees und machten noch eine kurze Pause, bevor wir uns auf den letzten Abschnitt unserer schönen Wanderung begaben. Vom Limmerensee führt ein Arbeits- und Unterhaltstunnel zur Bergstation Chalchtrittli, dem Ausgangspunkt unserer Wanderung.

Der Limmernsee im Lichte des Nachmittages
Tierfehd
Am Eingang des Tunnels
Tierfehd
Unterwegs im Tunnel

Für den 2.8 Kilometer langen Rückweg durch das Tunnel empfiehlt sich das Tragen einer Jacke, denn im Tunnel ist es doch empfindlich kühl und nass. Nach einem kühlen und erfrischenden letzten Abschnitt sind wir gut beim Chalchtrittli angekommen und warteten auf die nächste Gondel, welche uns sicher hinunter ins Tierfehd beförderte. Unsere schöne und erlebnisreiche Wanderung liessen wir im Hotel Tödi mit Kaffee, einem kühlen Bier und Glacé ausklingen.

EIGENSCHAFTEN

Ausdauer
5/5
Schwierigkeit
4.5/5
Alpin
5/5
Voralpen
0/5
Wald und Wiese
0/5
Szenerie
5/5
Dauer
5/5
Spassfaktor
4/5
Verpflegung
4/5
ÖV Anbindung
2.5/5

EINIGE ZAHLEN

DETAILLIERTE WANDERKARTE

GOOGLEMAPS KARTENANSICHT

PHOTO GALERIE

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