Endlich hatte der Frühling Einzug gehalten, und wir konnten unsere Vorbereitungstour für die anstehende ProSenectute Wanderung endlich durchführen. Die Route führt im Kanton St. Gallen durch das schöne Voralpengebiet. Auf uns wartete der weitgehend unbekannte Habrütispitz sowie die Chrüzegg.
Wir parkierten auf dem grossen Gratis-Parkplatz der Atzmännig Bergahn in der Nähe von Hintergoldingen und machten uns bei schönstem Wanderwetter auf den Weg zum 1’274 Meter hohen Gipfel des Habrütispitz.
Der Startpunkt liegt auf einer Höhe von knapp über 800 Metern. Der gut markierte Wanderweg führt steil hinauf, sodass die rund 500 Höhenmeter schnell bezwungen werden.
Vor Einsetzen der doch recht happigen Steigung besteht die Möglichkeit, nach rechts zum Goldloch zu verzweigen. Der Name erinnert an den früheren Abbau von Gold und gab wohl auch den Ortschaften Goldingen und Hintergoldingen den Namen. Wir haben jedoch darauf verzichtet.
Die ersten Höhenmeter waren geschafft, und bereits jetzt eröffnete sich ein unglaublicher Weitblick zu den noch tiefwinterlich verschneiten Gebirgszügen der Innerschweizer und Berner Alpen.
Bei den Bauern herrschte Hochbetrieb. Winterschäden wurden ausgebessert und die Alpen für die Bewirtschaftung hergerichtet. Der letzte Abschnitt des Aufstiegs beginnt unmittelbar bei der Alp die oben links im Bild steht. Zum Gipfel des Habrütispitz führt ab hier kein markierter und unterhaltener Wanderweg. Über die Zeit hat sich jedoch eine Art Trampelpfad gebildet. Diesem kann man gut folgen. Der offizielle Wanderweg führt unterhalb des Gipfels entlang und ist Teil des Toggenburger Höhenwegs. Weshalb dies so ist, wissen wir nicht.
Wir erreichten den Gipfel des 1’274 Meter hohen Habrütispitz und die Anstrengungen des Aufstiegs wurden mit einer umfwerfenden Weit- und Panoramasicht belohnt. Zu unseren Füssen lag die Ortschaft Hintergoldingen und der Zürichsee. In der Ferne waren die mächtigen Gipfel der Alpen mit ihren 4’000ern gut zu erkennen. Aber auch ein Blick hinüber zur Höchhand mit Erinnerungen an die letzte ProSenectute Wanderung durfte nicht fehlen.
Nach der verdienten Rast auf den Gipfel des Habrütispitz brachen wir auf in Richtung Chrüzegg, ein schöner Aussichtspunkt auf einer Höhe von 1’313 Metern. Nach dem kurzen Abstieg hinunter zum markierten Toggenburger Höhenweg führt der Wanderweg durch ein infolge Bergstürzen zerklüftetes Waldgebiet hinauf zum Gipfel der Chrüzegg.
Bergstürze erscheinen dem kurzlebigen Menschen als eindrucksvolle Naturereignisse. In geologischen Zeiträumen sind sie jedoch normale, immer wiederkehrende Abläufe als Ausdruck der fortwährenden Erosion. Der Abschnitt hinauf zur Chrüzegg wird «in den Brüchen» genannt. Es handelt sich dabei um ein chaotisch aussehendes Gebiet mit grossen Nagefluh Türmen, die wirr am Hang verteilt sind. Das Landschaftsbild geht auf einen mächtigen Bergsturz im Frühjahr des Jahres 1845 zurück.
Schmelzwasser reichlicher Schneefälle drang durch Spalten der Nagelfluh in die darunter liegenden Mergelschichten. Diese wurden zur Gleitfläche. Die Nagefluh Partien lösten sich vom Grat, stürtzten um, zerbrachen und bewegten sich während Tagen unter Donnern und Krachen hangabwärts.
Schon früher, im Jahr 1757, wurde ein Bergsturz beobachtet. Ein Teil der Chrüzegg fuhr ins Goldinger -und ein anderer ins Libingertal ab. Das Gebiet ist noch nicht zur Ruhe gekommen. Risse und Neigungen des im Jahr 1905 erstellten Restaurant erforderten im Jahr 1998 einen Neubau des Berggasthauses auf stabilerem Grund auf dem Sattel der Chrüzegg.
Auf der Chrüzegg verpflegten wir uns aus dem Rucksack. Hier oben herrschte etwas mehr Betrieb als zuvor auf dem Habrütispitz. Zahlreiche Senioren genossen die Aussicht und die warmen Sonnenstrahlen. Wir waren die Junioren hier oben.
Wir entschieden uns nicht für den längsten Weg. Schliesslich wollten wir ja die ProSenectute Route erkunden und wählten deshalb diese. Sie führt vom Berggasthaus durch waldige Abschnitte entlang an steilen Nagelfluh Felswänden und über saftige Bergwiesen.
Nach 10.4 Kilometern und knappen 3.5 Stunden Marschzeit sind wir gut beim Parkplatz angekommen. Im Freizeitpark sowie auf dem Dauercampingplatz herrschte reger Betrieb. Die Wanderung vom Atzmännig über den Habrütispitz und die Chrüzegg ist absolut lohnenswert. Wir freuen uns auf die ProSenectute Wanderung vom 10. Juni. Hoffentlich dann auch wieder mit solch guten Wetterbedingungen wie heute.