Am heutigen, schönen Wintertag gönnten wir uns ein Vergnügen. Wir fuhren frühmorgens auf die Schwägalp und gingen an Bord der Säntis Schwebebahn, besser bekannt unter dem Namen Säntisbahn. Sie führt von der 1’360 Meter hoch gelegenen Schwägalp auf den 2’502 Meter hohen Gipfel des Säntis. Oben auf dem Gipfel wartete im Restaurant ein schön angerichtetes Frühstücksbuffet auf uns.
Wir buchten unsere Plätze in der Gondel und im Restaurant online und entschieden uns für die erste Fahrt hinauf auf den Gipfel. Eigentlich dachten wir, dass wir um 8:30 Uhr die Gondel für uns alleine hätten. Wir täuschten uns gewaltig. Sowohl die Gondel wie auch das Restaurant waren im Rahmen der leicht beschränkten Corona Kapazitäten ausgebucht. Der Pauschalpreis für die Bahnfahrt und das Frühstücksbuffet betrug Fr. 62 ohne und Fr. 52 mit Halbtax Abonnement. Ein echt gutes Angebot !
Die erste Luftseilbahn von der Schwägalp auf den Säntis wurde zwischen 1933 und 1935 von der Leipziger Bleichert Transportanlagen GmbH erstellt, nachdem Projekte, den Säntis von den Wasserauen oder Unterwasser aus mit einer Zahnradbahn zu erschliessen, gescheitert waren. Die Bahn hat eine Länge von 2’307 Meter und überwindet einen Höhenunterschied von stattlichen 1’123 Metern, der während einer Fahrzeit von 10 Minuten bewältigt wird. Im Jahr 1960 wurden die Kabinen der Seilbahn durch grössere Kabinen ersetzt. Zwischen 1968 und 1976 wurde die Seilbahn auf den Säntis komplett neu gebaut. Im Jahr 2000 wurden neue Seilbahnkabinen angeschafft. Die Säntisbahn gehört zu den bestfrequentierten Bergbahnen der Schweiz (Quelle: Wikipedia).
Der 2’502 Meter hohe Säntis ist der höchste Berg im Ostschweizerischen Alpstein Gebiet. Durch die exponierte, nördlich vorgelagerte Lage des Alpsteins ist der Berg eine von weither sichtbare Landmarke. So gibt es beispielsweise im Schwarzwald oder auf der Schwäbischen Alb Häuser mit dem Namen «Säntisblick». Vom Säntisgipfel aus kann man in sechs Länder sehen (Schweiz, Deutschland, Österreich, Liechtenstein, Frankreich und Italien).
Die exponierte Lage des Säntis sorgt für extreme Wetterbedingungen. Die mittlere Temperatur beträgt −1,9 °Celsius und mit einem Jahresmittel von 2’837 mm ist der Säntis der «nässeste Ort» der Schweiz. Die tiefste jemals gemessene Temperatur war -32 °Celsius im Januar 1905 und die höchste 21,0 °Celsius am 26. Juni 2019.
Während des Orkans Lothar am 26. Dezember 1999 wurde eine Rekord Windgeschwindigkeit von 230 Stundenkilometern gemessen. Im gleichen Jahr wurde im April unterhalb des Gipfels im nördlichen Schneefeld des Bergs mit 8.16 Metern die höchste je in der Schweiz erfasste Schneehöhe gemessen. Jährlich wird der Säntis von etwa 400 Blitzen getroffen (Quelle: Wikipedia). Wir befanden uns also an einem Ort der Extreme.
Nach der eindrücklichen Gondelfahrt hinauf auf den winterlichen Gipfel des Säntis führte unser Weg direkt ins Restaurant. Wir nahmen unseren Fensterplatz mit Aussicht in Beschlag und füllten die Teller am Buffet. An Abstand halten, war natürlich nicht zu denken. Aber wenigstens herrschte Maskenpflicht, und alle haben Besucher haben sich daran gehalten. Nachdem unsere Bäuche gefüllt waren, besuchten wir die verschiedenen Aussichtsterrassen sowie die interaktive und äusserst lehrreiche Ausstellung zum Thema Klimazonen und Klimawandel.
Der internationale Meteorologen Kongress von Rom erklärte es im Jahre 1879 als notwendig, auf wenn möglich frei zugänglichen Bergspitzen Wetterstationen zu errichten. Diesem Wunsch wurde von Schweizer Seite durch die Errichtung der Säntis Station entsprochen. Die vorgelagerte Position erwies sich als besonders günstig. Eine besondere Herausforderung war das Erstellen der hierzu notwendigen Telegrafenleitung. Die Wetterstation konnte im Herbst 1882 von den Herren Beyer und Saxer in Betrieb genommen werden. Sie fanden zunächst im Säntis Gasthaus Unterkunft und mussten ihrer Arbeit jeweils nur von Frühling bis Herbst nachkommen. 1887 wurde die in massiver Bauweise erstellte Wetterwarte nahe dem Gipfel fertig. Auf den Gipfel führte ein unterirdisch angelegter, in den Felsen gesprengter Gang. Dies ermöglichte eine ganzjährige Beobachtungstätigkeit. Heutzutage hat natürlich die digitale Welt hier oben Einzug gehalten. Die alte Wetterwarte steht aber zum Glück noch.
Im Jahr 1802 errichteten Bergfreunde auf dem Gipfel einen Steinmann. Im Jahr 1842 wurde die erste Schutzhütte, eine Bretterbude mit Ausschank, nahe dem Säntisgipfel auf der windgeschützten Ostseite errichtet. Diese wurde bereits 1846 durch ein solides Gasthaus ersetzt. Um 1850 verpflegten sich dort bei schönem Wetter bereits bis zu hundert Gäste, darunter auch Richard Wagner. Um 1900 erreichten bereits bis zu tausend Gäste pro Tag den Gipfel.
Im Februar 1922 ereignete sich der so genannte Säntismord, bei dem der Wetterwart Heinrich Haas und seine Frau Maria Magdalena auf dem Säntis ermordet wurden. Erst das Ausbleiben der Wetterberichte am 21. Februar führte dazu, dass Säntisträger zum Gipfel hochstiegen und die beiden Ermordeten fanden. Dringend tatverdächtig war der bankrotte Schustergeselle Gregor Anton Kreuzpointner (1892 bis 1922), der sich drei Jahre zuvor, als das Ehepaar Haas ausgewählt wurde, vergeblich um die Stelle des Wetterwartes beworben hatte. Er war am Donnerstag, 16. Februar, aufgestiegen und wie frühere Male vom Ehepaar Haas bewirtet worden.
Am Sonntag, 19. Februar telefonierte Maria mit der Frau eines Lastenträgers und erwähnte die Anwesenheit Kreuzpointners. Am 20. Februar berichtete sie dem Dienstchef von einem Gast und, dass sie diesen los werden wolle. Auf der Flucht gelang es Kreuzpointner noch, den gestohlenen Schmuck Lenas zu versilbern, und in Heiden übergab er unter mysteriösen Umständen die Tatwaffe einer unbeteiligten Drittperson, die die Waffe bei der Polizei ablieferte. Kreuzpointner erhängte sich drei Wochen später in einer Alphütte. Es ist bis heute unklar, wie genau es zum Doppelmord kam (Quelle: Wikipedia). Unter diesem Link sind weiterführende Informationen und zeitgenössische Aufnahmen zu finden.
Aber auch die unterschiedlichen Klimazonen der Erde werden den Besuchern anschaulich und verständlich näher gebracht. Am späteren Nachmittag machten wir uns dann wieder auf den Weg hinunter zur Schwägalp, wo wir noch einkehrten und uns dann voller toller Eindrücke und immer noch mit vollen Bäuchen auf den Heimweg machten.