Eine Zeitreise zurück ins mittelalterliche Obergoms

Heute brachen wir unsere Zelte auf dem schön gelegenen, ruhigen und sauberen Campingplatz Augenstern in Reckingen im Obergoms im Kanton Wallis ab. Der Aufenthalt hier hat uns gut gefallen und der Platz kann wirklich empfohlen werden. Wir ziehen auf jeden Fall in Betracht, hier wieder einmal zu übernachten. Unser nächstes Ziel der diesjährigen Tour de Suisse war Tenero am Lago Maggiore im Sonnenkanton Tessin.

Nachdem wir bezahlt hatten, legten wir in Reckingen, die Ortschaft, in welcher auch der Campingplatz Augenstern liegt, sowie im hübschen Örtchen Münster einen Zwischenhalt ein. Dieser lohnt sich auf jeden Fall, sollte man an den mehrere hundert Jahre alten, traditionellen Walliserhäusern interessiert sein. Und wer ist das schon nicht ? Den Schwerpunkt legten wir auf Münster, wo wir einen Teil des bekannten Kulturweges besichtigten.

Münster
Walliserhäuser entlang dem Kulturweg in Münster

Die Ortschaft Münster liegt auf einer Höhe von 1’356 Metern im Obergoms am rechten Ufer der Rhone, welche hier Rotten genannt wird. Münster wurde im Jahr 1221 als «Musterium» erstmals urkundlich erwähnt. Dieser Name bedeutet Einsiedelei und leitet sich aus der Tatsache ab, dass in

Münster lange Zeit die einzige im Obergoms ansässige Pfarrkirche war. Der ursprüngliche Name des Ortes war allerdings das aus dem Romanisch stammende Gomes, das heute noch als Talname Goms erhalten ist.

Kulturweg Münster
Hier lässt es sich gut wohnen
Münster
Eine «Mäuseplatte»

Im Jahr 1309 trat Münster als selbständige Gemeinde auf und beteiligte sich am Warentransport über die Alpenpässe Furka, Grimsel, Gries und Nufenen. Vom 14. bis zum 16. Jahrhundert gab es Auseinandersetzungen mit dem Dorf Ernen um die Vorherrschaft im Zenden Goms, einer kleinen unabhängigen Republik. Im Jahre 1799 endete die Selbständigkeit und das wirtschaftliche Wachstum des Ortes infolge des Einmarsches des französischen Heeres. Zusammen mit dem ganzen Wallis stiess Münster Im Jahr 1803 zur Schweiz (Quelle: Wikipedia).

Münster hat ein Ortsbild von nationaler Bedeutung. Den Typus der zahlreichen alten Holzhäuser nennt man nach dem Hochtal Goms «Gommerhäuser». Es handelt sich um Häuser aus Lärchenholz, sogenannte Strickbauten, die als Einzweckbauten errichtet wurden, das heisst zum Wohnen, als Speicher oder zur Viehhaltung gab es jeweils ein Haus. Untersuchungen haben gezeigt, dass die beiden ältesten Wohnhäuser von 1369 (das bisher älteste bekannte Holzhaus des Wallis) und 1390 stammen. Die Speicher wurden auf Pfähle gesetzt, die zum Schutz vor Nagetieren mit querliegenden Steinplatten versehen waren, den Mäuseplatten (siehe Bild oben rechts und Bild unten).

Münster
Beispiel eines Einzweckbaus
Münster
Gommerhäuser in Münster
Münster
Liebevoll gepflegt
Nufenenpass
Blick vom Nufenenpass hinüber zum Griesgletscher

Nach dieser lohnenden Zeitreise ins mittelalterliche Wallis fuhren wir via Ulrichen auf die Nufenen Passhöhe, wo wir nochmals kurz Pause machten. Die Aussicht auf den Griesgletscher war einfach zu schön, um weiterzufahren. Nach der kurzen Rast ging es durch das Val Bedretto hinunter nach Airolo und von dort auf direktem Weg nach Tenero.

Aufgrund des Covid-19 Campingbooms erwarteten wir in der Sonnenstube der Schweiz gut bis sehr gut belegte Campingplätze. Wir versuchten uns Glück auf dem 5 Sterne Campingplatz Campofelice, welchen wir von früher schon kennen. Schnell bemerkten wir, dass schon einige Fahrzeuge im Warte- und Anmeldebereich parkiert waren. Auch stellten wir fest, dass sich das Tessiner Klima in den letzten Jahren nicht verändert hatte. Es herrschte schönstes Wetter, aber auch die Tessiner Schwüle machte sich sofort bemerkbar. 

Der Campingplatz Campofelice hatte die Corona Schutzmassnahmen soweit als möglich gut umgesetzt. Wir wählten einen schönen Stellplatz in der Nähe des Sees und nicht allzu weit weg von den sanitären Anlagen und waren über dessen Grösse positiv überrascht. Hier hätten wir zwei VW Busse aufstellen können. Auch die Nebensaison Preise konnten sich sehen lassen. Wir bezahlten Fr. 42 pro Nacht, was in etwa den Kosten vom Campingplatz Augenstern in Reckingen entsprach. Im Tessin wird jedoch mehr für das gleiche Geld geboten.

Campofelice
Wir haben unseren Platz eingerichtet und fühlen uns wohl

Seit unserem letzten Besuch wurde viel Geld in den weiteren Ausbau und die Modernisierung der sanitären Anlagen investiert. Das 5 Sterne Rating ist mehr als verdient. Da wir für morgen keinen Ausflug auf vier Rädern planten, feierte die Bodenmatte ihre Premiere und auch die Markise wurde ausgefahren. Unsere neuen Campingstühle hatten uns ja schon im Wallis einen guten Dienst erwiesen.

Jetzt war es höchste Zeit für eine Erfrischung und einen Durstlöscher im Restaurant des Campingplatzes. Es war jetzt schon später Nachmittag, und die Zeit reichte anschliessen noch für ein kurzes Bad im warmen Lago Maggiore. Die Temperatur war auch nach Sonnenuntergang noch angenehm, sodass wir uns nicht wie im Wallis auf knapp 1’400 Metern Höhe frühzeitig in den VW Bus gegeben mussten. Auch die Standheizung kam heute nicht zum Einsatz. Nach einem abendlichen Abstecher an den See mit Blick hinüber nach Locarno war dann aber doch langsam Lichterlöschen angesagt.

Tenero
Eine wohlverdiente Erfrischung
Lago Maggiore
Südländische Abendstimmung
Lago Maggiore
Ein Blick über den Lago Maggiore hinüber nach Locarno

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