Wir entdecken das alpine Val Corno im Tessin

Nach einer doch eher kühlen Nacht genossen wir die ersten, warmen Sonnenstrahlen. Eigentlich hätten wir heute um 7:00 Uhr aufstehen wollen, aber schlussendlich wurde es doch beinahe  9:00 Uhr, bis wir unseren VW Bus verliessen.

Auf dem Campingplatz Augenstern herrschte schon reges Treiben, und einige Gäste waren bereits abgereist. Nun, so eilig hatten wir es auch wieder nicht. Nach einem feinen Camping Frühstück machten wir uns auf den Weg in Richtung Nufenenpass. Wir fuhren taleinwärts bis zur Ortschaft Ulrichen, wo die Passstrasse nach rechts abzweigt. Nach einigen ersten Kurven ist eine Hochebene über der Baumgrenze erreicht, und die Strasse führt leicht ansteigend dem Bach Ägene entlang. Hier sind auch schon einige sehr schön gelegene Stellplätze auszumachen. Einige von ihnen waren bereits oder immer noch belegt. Am Ende der Hochebene warten einige engere Kurven. Wir gewannen schnell an Höhe und die imposante Staumauer des Griessee sowie einige Windturbinen waren auszumachen.

Nufenen
Die Nufenenpassstrasse etwas unterhalb der Passhöhe mit Blick links zum Griesgletscher

Der Nufenenpass (italienisch Passo della Novena) verbindet die Kantone Wallis und Tessin. Die Passhöhe liegt auf stolzen 2’478 Metern Höhe. Der Bau der Passstrasse begann im Jahr 1964. Nach fünf Jahren Bauzeit wurde die Strasse am 5. September 1969 in Betrieb genommen. Es ist die höchstgelegene Passstrasse, welche vollumfänglich in der Schweiz liegt. Hier oben öffnet sich ein weiter Blick auf die Berner Alpen mit dem Finsteraarhorn. Im Südwesten kann man den Griesgletscher und den Nufenenstock erkennen (Quelle: Wikipedia).

Unseren Plan, rund um den 2’866 Meter hohen Nufenenstock zu wandern, hatten wir infolge einer Steinschlag bedingten, dauerhaften Sperrung eines grösseren Teils des Wanderwegs leicht abgeändert. Zwar wurde eine Umgehung eingerichtet, aber der Zeitaufwand wäre beträchtlich gewesen.

So entschieden wir uns, den VW Bus bei der Alp Ciuréi di Mezzo (GPS Koordinaten: 46.475596, 8.425274) rund 400 Höhenmeter unterhalb der Passhöhe auf der Tessinerseite im Val Bedretto zu parkieren und von dort hinauf zum Val Corno zu wandern.

Nufenenpass
Wir parkieren bei der Alp Ciuréi di Mezzo
Val Bedretto
Welchen Weg sollen wir nehmen ?
Ticino
Im Quellgebiet des Ticino

Direkt bei der Alp Ciuréi di Mezzo stehen genügend Gratis Parkplätze zur Verfügung. Zahlreiche Besucher machten bereits davon Gebrauch. Eine Postauto Haltestelle befindet hier ebenso. Hier befindet man sich im Quellgebiet des Ticino, welcher dem südlichsten Kanton der Schweiz den Namen gab. Er fliesst bei Tenero in den Lago Maggiore. Wir schnürten unsere Wanderschuhe, und es konnte losgehen. Durch eine Unterführung gelangt man vom Parkplatz auf die gegenüberliegende Strassenseite. Der Wanderweg hinauf zum über uns liegenden Val Corno war gut sichtbar. Hinweisschilder machen an dieser Stelle auf die dauerhafte Sperrung einiger Wegabschnitte aufmerksam.

Nach der Überquerung des Ticino gewannen wir schnell an Höhe. Das erste Etappenziel war die auf 2’338 Metern Höhe liegende Hütte Capanna Corno Gries. Die Hütte befindet sich im Eigentum der Zuger SAC Sektion Rossberg. 

Nufenenpass
Gut unterwegs zur Capanna Corno Gries

Die Capanna Corno Gries wurde im Jahr 1927 erbaut, 1933 vergrössert und 1978 renoviert.  Im Jahr 2007 wurde sie nach den Plänen des Architekten Silvano Caccia aufgestockt und vergrössert. Sie besteht neu aus drei Stockwerken, hat einen Speisesaal für 70 Plätze mit einer 360° Panoramasicht auf die Umgebung und verfügt über 50 Schlafplätze in neun Zimmern. Eine Überschrift auf der Webseite der SAC Hütte heisst «von Gipfeln, Gletschern, Seen und bizarren Mondlandschaften». Wir waren gespannt und sollten nicht enttäuscht werden.

In Abwesenheit der Hüttenwartes steht ein Herd mit Holz oder Gas samt Küchenutensilien zur Verfügung. Toiletten und fliessendes Wasser befinden sich im Innern des Gebäudes. Es wird mit Holz geheizt. Für die Beleuchtung gibt es neben Netzstrom aus Wasserkraft auch Sonnenkollektoren. Die Hütte besitzt eine Materialseilbahn (Quelle: Wikipedia).

Nach etwas weniger als einer Stunde erreichten wir die architektonisch äusserst interessante Hütte, nicht nicht umsonst den Übernahmen «Alpenraumschiff» trägt. Alle Bauphasen von 1927 bis 2007 sind klar ersichtlich. Der Aufbau aus Holz erscheint etwas kühn, ist aber gut gelungen und verleiht der Capanna Corno Gries ein gewisses Etwas. Wir entschieden uns, auf dem Rückweg hier einen Halt einzulegen.

Val Corno
Die architektonisch interessante Aussenansicht der Capanna Corno Gries. Im Hintergrund links ist der 2'865 Meter hohe Nufenstock zu erkennen
Und so präsentiert sich die Capanna Corno Gries im Winter (Quelle: Internet)

Von der gut besuchten Capanna Corno Gries ging es nun weiter immer leicht bergauf zum auf 2’484 Meter hohen Cornopass. Das bedeutete, vor uns lagen noch rund 150 Höhenmeter. Das hielt sich in Grenzen. Der immer gut markierte Wanderweg führt über die Hochebene mit tollen Ausblicken in den alpine Bergwelt des Kantons Tessin. Dazu gehört auch das 2’968 Meter hohe Grieshorn mit den letzten Resten des einst mächtigen Cornogletschers.

Grieshorn
Unterwegs zum Cornopass mit Grieshorn und Cornogletscher links im Bild

Direkt unterhalb des Cornogletschers erblickt man auf einer Höhe von 2’477 Metern zwei smaragdfarbenen Bergseen, deren Namen auf keiner Karte vermerkt ist. Auf ein erfrischendes Bad haben wir allerdings verzichtet. Im weitläufigen Grenzgebiet zwischen der Schweiz und Italien blühte früher der Schmuggel allerlei Waren. Man kann sich das gut vorstellen, wenn man hier steht, und die zahlreichen Möglichkeiten sieht, wie die Pässe damals wohl weitgehend unbemerkt überquert werden können. Wir bemerkten auch, dass sich die beiden Bergseen bei höherem Wasserstand miteinander verbinden. Der Weg führt etwas erhöht den beiden Bergseen entlang zum Cornopass. Dieser war bald erreicht.

Grieshorn
Der Cornogletscher mit Bergsee

Vom Gebiet des Cornopasses öffnet sich ein unglaublicher Blick hinunter zum türkisfarbenen Griessee und hinüber zum 3’374 Meter hohen Blinnenhorn mit dem eindrücklich grossen Griesgletscher. Einem zur Rechten stehen auf der Höhe der Staumauer die mächtigen und sich gemächlich drehenden Windturbinen. Das ist schon ziemlich gegensätzlich aber auch saubere Energie hat halt ihren Preis.

Blinnenhorn
Der Griessee mit dem 3'374 Meter hohen Blinnenhorn und Griesgletscher
Griessee
Die Staumauer und Windturbinen
Cornopass
Alpines Picknick

Auf dem Cornopass war es nun auch Zeit für ein alpines Picknick aus dem Rucksack. Hier oben schmeckte alles nochmals besser. Dann nochmals ein letzter Blick hinüber zum Griesgletscher. Ursprünglich war geplant, von hier aus hinunter zur Staumauer zu wandern und dann über eine asphaltierte Unterhaltsstrasse auf der Nordseite des Nufenenstocks weiter zur Nufenenpassstrasse zu gelangen. Dieses Vorhaben hatten wir aber infolge Sperrungen wegen Steinschlag aufgegeben. Das machte überhaupt nichts, denn die sonnige Südseite des Nufenstocks gefiel uns eh viel besser. Zudem war es so auch möglich, auf der Capanna Corno Gries noch einen Kaffee und Kuchenhalt einzulegen.

Am späteren Nachmittag erreichten wir die Capanna Corno Gries, wo sich inzwischen nur noch Gäste aufhielten, welche auf der Hütte auch übernachten würden. Schlafplätze wären für uns noch spontan zur Verfügung gestanden, doch waren wir nicht darauf vorbereitet.

Nufenenstock
Die Capanna Corno Gries ist wieder in Sichtweite
Capanna Corno Gries
Das hatten wir uns redlich verdient

Nach kurzer Rast erwartete uns der steilere Abstieg hinunter zur an der Nufenenpassstrasse gelegenen Alp Curéi di Mezzo. Dort sind wir gut angekommen, und unser VW Bus stand schon ziemlich alleine auf dem Parkplatz. 

Auch der rege Betrieb auf der Nufenen Passhöhe hatte sich schon gelegt. Wir hatten noch Zeit für einen kurzen Halt. Der Blick zu den in den letzten Sonnenstrahlen stehenden Berner Alpen war es auf jeden Fall wert. Im Volg in Ulrichen wurden noch ein paar Einkäufe erledigt, bevor wir beim Campingplatz Augenstern eintraffen. Dieser war wieder sehr gut besetzt, aber es war kein Problem, einen freien Platz zu finden. Dieser hatte zwar keinen Stromanschluss, was für eine Nacht aber auch nicht unbedingt nötig war.

Nufenenpass
Was für ein Blick in die Berner Alpenwelt

Wie am letzten Abend kühlte es ziemlich schnell ab, und es wurde Zeit, die Türen im VW Bus von Innen zu schliessen. Wir freuten uns auf den kommenden Tag und die Fahrt nach Tenero am schönen Lago Maggiore.

EIGENSCHAFTEN

Ausdauer
3/5
Schwierigkeit
2/5
Alpin
4/5
Voralpen
0/5
Wald und Wiese
0/5
Szenerie
5/5
Dauer
3/5
Spassfaktor
4/5
Verpflegung
4/5
ÖV Anbindung
2/5

EINIGE ZAHLEN (nur Hinweg zum Cornopass)

DETAILLIERTE WANDERKARTE

GOOGLEMAPS KARTENANSICHT

BÜCHER EMPFEHLUNG

PHOTO GALERIE

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