Eine Alpinwanderung zur wunderbar gelegenen SAC Spitzmeilenhütte

Eigentlich hätte unser Tagesausflug in die Flumserberge anders aussehen müssen. Wir machten unseren VW Bus reisebereit und fuhren schon am Vortag von Flums hinauf in die Höhe zur Talstation der Maschgenkamm Bahn in Flumserberg-Tannenboden. Dort wollten wir eigentlich auf dem Wintercampingplatz übernachten. Dies in der Annahme, er wäre auch im Sommer für Touristen ohne Dauercamping Status benutzbar. Das war aber leider nicht so. Es standen wohl einige Wohnwagen von Dauercampern auf der Wiese, aber es war uns nicht möglich, hier eine Nacht zu verbringen.

Im Gebäude der Maschgenkamm Bahn machten wir uns am Informationsschalter schlau und erfuhren, dass weiter unten beim Aparthotel des ex-Skirennfahrers Edy Bruggmann campiert könnte. Wir machten uns auf den Weg und waren schon etwas erstaunt, dass von einem Campingplatz nicht mal ansatzweise etwas zu sehen war. Man kann zwar seinen VW Bus hinter das Hotelgebäude stellen, jedoch sah das ganze etwas ziemlich improvisiert aus. Grössere Wohnmobile haben hier keinen Platz, können jedoch auf dem asphaltierten Parkplatz weiter unten beim Tennisplatz über Nacht gegen Gebühr parkiert werden.

So entschieden wir uns, unverrichteter Dinge wieder nach Hause zu fahren und morgen früh anzureisen. So wurde aus unserem geplanten dreitägigen Aufenhalt ein schöner Tagesausflug an einem ganz speziellen Tag – doch dazu später mehr. Wir fuhren zeitig in Amden los und parkierten gratis bei der auf 1’389 Meter über Meer gelegenen Talstation der Maschgenkamm Bahn.

Maschgenkamm Bahn
Wir machen uns bereit
Flumserberge
Es kann Corona geschützt losgehen
Blick-hinüber-zu-den-Churfirsten
Blick hinüber zu den Churfirsten

Wir lösten unsere Billette, zogen unsere Corona Schutzmasken an und machten uns auf den Weg hinauf zur modernen Bergstation Maschgenkamm. Dies liegt auf 2’008 Meter über Meer. Viel Betrieb war noch nicht, und wir waren die einzigen Fahrgäste weit und breit. Oben auf knapp über 2’000 Meter war es von der Temperatur her angenehm frisch. Unsere erste Station war die Zigerfurgglen auf einer Höhe von 2’074 Metern, die über einen kleinen Aufstieg nach gut einer halben Stunde erreicht wurde. Spätestens jetzt wurde einem klar, dass wir uns in einem grösseren Skigebiet, welches 18 Anlagen umfasst, befanden. Von hier oben hatten wir einen unfassbaren Blick hinunter zum Walensee und  zu den uns gegenüberliegenden Churfirsten. Auch das Berghotel Seebenalp, welches direkt am Grosssee liegt, war gut zu erkennen. Von hier oben konnten wir auch gut erahnen, wo sich die Spitzmeilenhütte befindet. Aber auch die Sonnenterrasse von Amden und den Mattstock mit seinen markanten Lawinenverbauungen konnte wir gut erkennen. Das war nicht überraschend, sehen wir doch abends im Winter von zuhause aus, die Lichter der Maschgenkamm Bergstation sowie das Scheinwerferlicht der im Einsatz stehenden Pistenfahrzeuge.

Panorama-Blick-vom-der-Zigerfurgglen
Der Panorama Blick von der 2’074 Meter hoch gelegenen Zigerfurgglen
Spitzmeilenhütte
Unterwegs zum Sächserseeli

Von der Zigerfurgglen führt der Wanderweg wieder leicht hinab und bald ist eine Weggabelung erreicht. Hier entscheidet man sich für eine Variante. Beide wegen führen schlussendlich zur Spitzmeilenhütte. Wir entschieden uns für den oberen Weg, welcher einer Art Höhenweg gleicht und am Sächserseeli vorbeiführt. Den unteren Weg hoben wir uns für den Rückweg auf. Ein weiterer Weg führt ganz oben dem Grat entlang, nachdem man rund 200 Höhenmeter auf den Gipfel des Leist zurückgelegt hat. Das ersparten wir uns. Bei der Verzweigung nach der Zigerfurgglen sind noch einige Hinweistafeln mit interessanten Informationen zur Tektonikarena Sardona (auch bekannt als Glarner Hauptüberschiebung), welche im Jahr 2008 von der UNESCO ins Verzeichnis des Weltnaturerbes aufgenommen wurde,  aufgestellt. Und genau in dieser Tektonikarena befanden wir uns jetzt.

Die Glarner Hauptüberschiebung entstand, als sich aufgrund der Plattentektonik eine ältere, emporgehobene Gesteinsschicht 40 Kilometer nach Norden über eine jüngere Gesteinsschicht schob. Die ursprünglich zehn bis 15 Kilometer dicke obere Schicht aus rötlichem Verrucanogestein hat ein Alter von etwa 260 bis 300 Millionen Jahre. Die untere, jüngere Schicht aus schiefrigem Flysch ist dagegen «lediglich» 35 bis 50 Millionen Jahre alt. Teilweise ist das ältere Gestein auch noch von mesozoischen Schichten überschoben. Diese Lagerung von älterem über jüngerem Gestein ist an einer hellen Trennschicht aus Kalkstein besonders gut erkennbar (Quelle: Wikipedia).

Tektonikarena Sardona
Gut erkennbare Verschiebungen unterschiedlicher Gesteinsschichten

Wir marschierten also durch ein Gebiet mit einer geologischen Vergangenheit von 300 Millionen Jahren und mit jedem Blick auf die umliegenden Felsen sind die verschiedenen Gesteinsschichten und ihre Verschiebungen auf für den Laien erkennbar. Man muss sich halt nur dafür interessieren. Wir haben das auf dem Weg auch oft mit den Verschiebungen, welche wir von den National und State Parks in Utah kennen, verglichen.

Der Wanderweg ist gut markiert und steigt immer leicht an. Stellenweise war es aufgrund der vergangenen Niederschläge noch recht nass. Wir konnten aber immer gut ausweichen. Bald war das kleine, auf 2’099 Meter über Meer liegende, Sächserseeli erreicht. Es liegt hübsch in einem kleinen Bergkessel.

Sächserseeli
Wir erreichen das Sächserseeli auf 2’099 Meter über Meer
Spitzmeilen
Der markante Gipfel des Spitzmeilen ist am Horizont gut erkennbar

Der 2’501 Meter hohe Spitzmeilen wurde nun immer besser sichtbar. Der Gipfel liegt auf der Kantonsgrenze zwischen Glarus und St. Gallen. Der Spitzmeilen ist bekannt für seine imposante Form. Der eigentliche Gipfelstock ragt als steiler Felszahn aus den darunter liegenden Hängen. Die Schlüsselstelle bei der Besteigung ist der steile Felsgipfel, welcher durch eine Rinne (Couloir) in der Ostseite erreicht wird. Dabei wird leichte Kletterei mit einem Schwierigkeitsgrad von I bis II gefordert. Im Winter ist der Spitzmeilen beliebtes Ziel von Skitouren. Der Weg führt weiter unter dem Grat, welcher die umliegenden Berggipfel verbindet. Stimmen von anderen Berggängern sind zu hören. Überhaupt scheint heute ein beliebter Wandertag zu sein. Wir sichten weiter unten und hinter uns grössere Gruppen rüstiger Rentner. Wir sind dann etwas zu früh in die Abzweigung hinunter zum Calanshüttli verzweigt und erreichten die Gabelung mit dem unteren Wanderweg, welcher von der Zigerfurgglen herführt. Von hier aus ging es leicht bergauf und ohne Umwege zur Spitzmeilenhütte. Während der nächsten Stunde durchquerten wir grösseres Gebiet mit eindrücklich geformten, roten Schieferstein. Wir kannten bis anhin Schiefer nur in Schwarz gehalten.

Spitzmeilenhütte
Über rotes Schiefergestein mit den Churfirsten im Hintergrund
Spitzmeilenhütte
Schöne Schichtungen

Die Spitzmeilenhütte war in Sichtweite, und wir freuten uns auf eine Erfrischung und Stärkung. Die Spitzmeilenhütte ist eine Berghütte des Schweizer Alpen Clubs (SAC) und liegt auf einer Höhe von 2’087 Meter über Meer. Bei der Namensgebung orienterte man sich logischerweise am Berg Spitzmeilen. Die Hütte bietet 44 Schlafplätze in mehreren Zimmern und acht Schlafplätze im Winterraum.

Im Jahr 1903 wurde eine erste Berghütte aus Holz errichtet. Trotz anfänglicher Skepsis vieler Mitglieder der SAC Sektion Piz Sol gegenüber dem jungen Skisport wurde eine Winterschutzhütte errichtet, gefördert durch eine entsprechende Anfrage von Glarner Seite und finanziell getragen vom Erbauer und passionierten Berggänger Heinrich Spoerry aus Flums. Man wollte damit erstmals in der Schweiz den Skiläufern eine Unterkunft schaffen. Anfangs August wurde der Bau von der Sektion beschlossen, die Ortsgemeinde Flums Grossberg steuerte das Land für den Bauplatz zu. Anfangs Oktober 1903 wurde mit den Bauarbeiten begonnen und am 20. Dezember war die Holzhütte mit Schindeldach für 24 Personen fertiggestellt; die Einweihung fand eine Woche später statt.

Spitzmeilenhütte
Im Anflug auf die Spitzmeilenhütte
Spitzmeilenhütte
Ein Schattenplätzchen und der Spitzmeilen im Hintergrund

In der Folge wurde die Hütte mehrfach umgebaut und erweitert. Im Jahr 1951 gab es eine Küche. 1971 wurde die Hütte auf 56 Plätze erweitert. 1999 wurde eine 1100 Meter lange Materialseilbahn mit einem Mast errichtet, mit der die letzten steilen 430 Höhenmeter zur Hütte überwunden werden.

Im Jahr 2007 wurde die alte Hütte abgerissen und innert sechs Monaten ein Neubau realisiert. Der neue Kubusbau besteht aus Holz. Im Obergeschoss hat es sieben Schlafräume und die Waschräume. Im Erdgeschoss gibt es neben Aufenthaltsraum und Küche die Unterkunft des Hüttenwarts. Im Kellergeschoss ist der Winterraum untergebracht. Die Hütte verfügt über eine eigene Quelle, aus deren Wasser auch Energie gewonnen wird (Quelle: Wikipedia).

Spitzmeilenhütte
Wir lassen es uns schmecken

Wir ergatterten uns einen freien Tisch (hinzusetzen geht ja wegen dem Corona Schutzkkonzept nicht mehr) und bestellten 1.5 Liter gut gekühltes Schorley sowie ein Plättchen mit hiesigem Alpkäse und eines mit leckeren Wurstwaren. Alles schmeckte köstlich und die Bedienung war aufmerksam und freundlich. Für Kaffee und Kuchen oder Nussgipfel reichte die Zeit leider nicht mehr, denn wir wollten die letzte Bahnfart um 16:45 Uhr hinunter vom Maschgenkamm nicht verpassen. So freuten wir uns auf etwas Süsses in einem Restaurant auf der Tannenbodenalp. Gestärkt und gut verpflegt machten wir uns auf den Rückweg.

Schon vor der Spitzmeilenhütte machte eine Herde Alpkühe lautstark auf sich aufmerksam. Wie wir entschieden sie sich aufzubrechen. Gemütlich zottelten sie auf dem Wanderweg in Richtung einer nächsten, saftigen Alpwiese. Die hintere Kuh war wohl der Chef und passte auf, dass keine ihrer vierbeinigen Kollegen vom Weg abkam. Wir überholten vorsichtig und wählten wie vorgesehen den unteren Weg zurück zur Bergstation. Dieser ist besser angelegt und einfacher begehbar als der Höhenweg, welchen wir für den Hinweg wählten.

Der allerletzte Abschnitt kurz vor Erreichen der Bergstation Maschgenkamm ist als Natur- und Geologiepfad ausgestaltet. Da lernt man noch so einiges bevor es in der Kabine gemütlich und erholsam nach unten geht.

Spitzmeilenhütte
Kühe blockieren den Wanderweg
Spitzmeilenhütte
Meisterwerk der Erosion

Gut und bereits etwas erholt unten angekommen, machten wir uns auf die Suche nach dem auf der Spitzmeilenhütte verpassten Dessert. Wir wurden im naheliegenden Restaurant Molseralp schnell fündig. Das Glacé schmeckt sehr fein. Leider fanden das auch die unzähligen Wespen, welche des Gästen den Genuss und dem Personal die Arbeit schwer machen. Aufgrund des zu milden Winters herrscht diesen Sommer eine schlimme Wespenplage. Eine hat mich sogar noch erwischt. Das hätte nicht sein müssen.

Restaurant Molseralp
Waldbeer und Zitronensorbet
Restaurant Molseralp
Haselnuss

Jetzt noch die Wanderschuhe ausziehen und mit bequemeren Schuhen nach Hause fahren. Dort machten sich dann die Strapazen dieser 14.8 Kilometer langen, alpinen Wanderung leicht bemerkbar. Die reine Marschzeit betrug 5 Stunden und 20 Minuten und insgesamt wurden 353 Höhenmeter zurückgelegt.

Zuhause kam dann noch die grosse Überraschung ! Also, eine wirkliche Überraschung war es eigentlich nicht, denn damit durfte in diesen Tagen gerechnet werden. Wir wurden zum zweiten Male Grosseltern. Rund 8’500 Kilometer entfernt kam jenseits des Atlantiks Baby Girl Sloane zur Welt.

Am Abend unserer Zeit kam der erste Anruf von Fabienne. Es ging wohl los. Kyle kam von der Arbeit nach Hause und Sinh machte sich auch auf den Weg zu ihnen, um auf Enkel Elliott aufzupassen. Im Spital in Everett wurde dann bei Fabienne ein Corona Test durchgeführt. Das Resultat war negativ und der Geburt stand somit nichts mehr im Wege. Margot und ich blieben auf, solange wir konnten, gingen dann aber schlafen. Frühmorgens unserer Zeit kam Sloan gut und ohne Komplikationen zur Welt ! Herzliche Gratulation und willkommen Sloane ! Wir freuen dich dann später verwöhnen zu dürfen.

Sloane

Jetzt war das leider nicht möglich. Anstatt zur Spitzmeilenhütte zu wandern, wären wir bei Fabienne, Kyle und Elliott gewesen. Aber aufgrund der Ländersperren war dies leider nicht möglich.

 

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Spitzmeilenhütte
Eine Alpinwanderung zur Spitzmeilenhütte
Flumserberg
Die Wanderung zur Spitzmeilenhütte in der Tektonikarena Sardona

 

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