Gemütlichkeit auf der Alp Oberchäseren

Heute wollten wir uns wieder einmal aktiv vor der Wohnungstür betätigen. Das ist ja in Amden umgeben von seinen Hausbergen mit unzähligen Wandermöglichkeiten kein Problem. Wir wählten den Rundweg um den Mattstock mit einem gemütlichen und kulinarisch währschaften Zwischenhalt auf der bewirteten Alp Oberchäseren als Tagesroute. Erstes Ziel war die 1’125 Meter hoch gelegene Durschlegi, von wo aus man einen eindrücklichen Blick hinunter zum am Walensee gelegenen Weesen hat. Dieser Punkt galt lange als Geheimtipp unter Wild Campierern. Bekannt ist diese Stelle hoch über dem Walensee auch unter Delta Seglern, welche von hier oben mutig in ihr Abenteuer starten.

Weesen
Blick hinunter nach Weesen am Walensee mit Glärnisch und Vrenelisgärtli im Hintergrund
Weesen
So präsentierte sich Weesen im Jahr 1923 (Luftaufnahme von Walter Mittelholzer)

Die erste Dauersiedlung auf dem Gebiet des heutigen Weesen wurde von den Römern errichtet. Urkundlich erwähnt wird der Name Weesen aber erstmals am 28. August des Jahres 1232 in einem Dokument, das einen Tauschhandel des Klosters mit Angehörigen der beiden Adelsgeschlechter der Kyburger und Rapperswiler in «Oberwesin» und «Niderwesin» festhält. Die Rapperswiler gründeten im Jahr 1259 das Frauenkloster. Im Mittelalter gehörten Ober- und Niederweesen zuerst unterschiedlichen Adelsgeschlechtern und Klöstern bis im Jahr 1283 die Habsburger beide Höfe durch Erbschaften vereinigten und ihrer Vogtei Windegg unterstellten. Ab dem Jahr 1288 wird der Ort in Urkunden als Stadt bezeichnet. Nach der Schlacht bei Sempach im Jahr 1386 besetzten die Eidgenossen die Stadt und zwangen die Einwohner zur Huldigung. Im Jahr 1388 öffneten die Einwohner der Überlieferung zufolge jedoch Truppen des österreichischen Herzogs Albrecht III. von Habsburg heimlich die Stadttore, so dass es in der Nacht vom 21. zum 22. Februar zur «Mordnacht von Weesen» kam, in der ein grosser Teil der eidgenössischen Besatzung getötet wurde. Nach der Niederlage des Herzogs bei Näfels am 9. April 1388 zerstörten die Glarner und Eidgenossen als Racheakt die habsburgische Stadt und setzten im Friedensschluss im Jahr 1394 durch, dass die Stadt nicht wieder aufgebaut werden durfte. Auf dem Areal der alten Stadt wurde erst im Jahr 1838 mit dem Bau des Schulhauses erstmals wieder gebaut. So entstand das heute bestehende Weesen erst relativ spät (Quelle: Wikipedia).

Von der Durschlegi führt ein Schottersträsschen durch den Wald leicht ansteigend bis zum Blaggenboden. Immer wieder öffnen sich schöne Aussichtspunkte hinüber ins Glarnerland und zum Federispitz mit seinen markanten Gesteinsverschiebungen. Es ist kaum zu glauben, dass dieses Bergmassiv vor 150 Millionen Jahren aus Meeresboden Ablagerungen entstand. Dasselbe gilt übrigens auch für das Churfirsten Massiv.

Amden
Nach der Durschlegi führt der Weg durch den Wald
Amden
Beim Blaggenboden zweigen wir rechts ab. Nach links führt der Weg zur Alp Unterchäseren
Amden
Wir nähern uns der 1’428 Meter hoch gelegenen Alp Hintermatt

Bei der Verzweigung Blaggenboden wählt man den Weg, welcher nach Rechts zur 1’428 Meter hoch gelegenen und nicht bewirteten Alp Hintermatt abzweigt. Ab hier wird der Weg nun etwas steiler, und vor uns lagen noch ungefähr 220 Höhenmeter bis zur 1’651 Meter hoch gelegenen, bewirteten Alp Oberchäseren. Über einen alten, teilweise grob gepflasterten Saumpfad («Saumchengel») ist die Alp gut zu erreichen.

Nun zog leider Bewölkung auf, und wir dachten sogar an Regen. Dieser blieb zum Glück aus. Der Gipfel des 1’951 Meter hohen Speers rückte immer näher. Dieser war für heute aber nicht das Ziel. Wir erreichten die Alp Oberchäseren und suchten uns ein Plätzchen vor der Hütte. Die Alpwirtschaft war ziemlich gut besucht, und die meisten Tische waren im Einklang mit dem Corona Schutzkonzept spärlich besetzt. Hinzusetzen war aber nicht möglich. Wir fanden einen freien Tisch, nahmen Platz und schlotterten vor uns hin. Wind- oder Regenjacken hätten wir gut brauchen können, dachten aber nicht daran, diese einzupacken. Ab und zu wich die Bewölkung den wärmenden Sonnenstrahlen. Ansonsten war es mit aufkommender Bise aber bitter kalt, das heisst, so im gefühlten Bereich von 10 Grad Celsius.

Alp Oberchäseren
Über den alten Saumpfad hinauf zur Alp Oberchäseren
Alp Oberchäseren
Wir geniessen die wärmende Sonne
Alp Oberchäseren
Das leckere Plättchen hatten wir uns verdient

Das leckere Alp Oberchäseren Plättli und eine Portion gebratener Fleischkäse (warum denn aber ohne Spiegelei ?) schmeckten zusammen mit dem hausgemachten Holunderblüten Sirup ausgezeichnet. Die Alp Oberchäseren ist sehr gemütlich und gut organisiert. Das Angebot umfasst nebst Übernachtungsmöglichkeiten auch praktische Kurse, an welchen man in die Geheimnisse der Käserei eingeführt wird. Zudem ist die Alp Heimat zahlreicher Vier- und Zweibeiner. Hühner laufen frei herum und Esel und Pferde grasen friedlich vor sich hin. Selbstverständlich nennen auch zahlreiche Kühe die Alp Oberchäseren ihr zuhause. Für die zweibeinigen Besucher stehen zum Entspannen auch einige Liegestühle zur Verfügung.

Schon beim Aufstieg zur Alp Oberchäseren sind uns einige grosse Felsbrocken aus Nagelfluh Gestein aufgefallen. Nagelfluh erinnert an schlecht sortierten oder gerüttelten Waschbeton. In einer verbackenen Masse sind mässig gut abgerundete Gesteinsbrocken eingeschlossen. Je nach Erosionsstufe sind diese auch kantig. Die relativ harten Ablagerungen sind oft steilstufig, («Fluh» im Schweizer Deutsch für steilwandig). Als Folge der  Erosion stehen die Gerölle als «Nägelköpfe» aus dem Bindemittel (meistens ein mergeliges bis sandiges Kalkstein Sediment) heraus. Der 1’951 Meter hohe Speer ist übrigens der höchste Nagelfluh Berg in ganz Europa (Quelle: Wikipedia).

Speer
Nagelfluh Gesteinsbrocken mit blühenden Alpenrosen

Die Wolken verzogen sich, und für uns war es nun Zeit aufzubrechen. Zahlreiche Wanderer nutzen die Alp Oberchäseren als Ausgangspunkt für die Wanderung auf den Gipfel des 1’951 Meter hohen Speers. Das wären dann nochmals 290 Höhenmeter gewesen. Auf diese haben wir heute verzichtet. Unser Weg führte uns entlang der massiven Nordflanke des Mattstock Massivs bis zur Hinter Höhi und der Strichbode Alp. Das Gipfelkreuz des Mattstock war gut zu erkennen.

Die zuvor erklommenen Höhenmeter wurden jetzt kontinuierlich vernichtet. Zum Glück führt der Wanderweg nicht allzu steil hinab, was sich schonend auf die Gelenke auswirkt. Auf der Hinter Höhi grasten noch einige herzige und einzigartige Galloway Kälbchen. Jeder Wanderer hielt kurz an und machte ein paar Fotos. Das bekommt man sonst nicht zu sehen.

Alp Oberchäseren
Friedliche Vierbeiner vor der Nordwand des Mattstock Massivs
Amden
Das eindrückliche Säntis Bergmassiv grüsst im Hintergrund

Die Strichbode Alp war nach einigen Kilometern erreicht. Wir legten eine verdiente, kurze Pause ein, bevor wir uns gemütlich mit dem Mattstock Sessellift hinab nach Amden begaben.

Hinter uns lagen 13.8 Kilometer Wegstrecke und knapp 700 Höhenmeter sowie eine Marschzeit von rund 4 Stunden und 40 Minuten.

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Alp Oberchäseren

 

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