Die Lehman Caves und weitere Überraschungen entlang des Highway 50

Wir haben in unserem Zimmerchen im Whispering Elms gut geschlafen, auch wenn es in der Nacht ziemlich abkühlte. Der Winter macht in dieser Gegend anfang November auf sich aufmerksam. Das merkt man auch an der Anzahl der geführten Touren durch die Lehman Caves. Werden diese während der Hochsaison im Stundentakt durchgeführt, so wird jetzt in der Nebensaison in der Regel nur noch eine Tour pro Tag angeboten. Nach einem einfachen Sandwich Frühstück im Zimmer machten wir uns auf den Weg zum Visitor Center des Great Basin National Parks. Dieser wurde erst im Jahr 1986 gegründet. Aber bereits im Jahr 1922 wurde das Lehman Caves National Monument errichtet. Benannt wurde der Park in Anlehnung an das Grosse Basin, einem trockenen und bergreichen Gebiet zwischen der Sierra Nevada und den Wasatch Mountains in Utah. Der Great Basin National Park ist bekannt für seine äusserst alten Bristlecone Pines und den Lehman Caves, welche am Fusse des 3’982 Meter hohen Wheeler Peaks mit seinem gleichnamigen Gletscher liegen.

Great Basin National Park
Am Eingang zum Nationalpark

Wir waren pünktlich dort, um uns für die Tour anzumelden. Zum Glück hatten wir im Voraus schon unsere Tickets online gekauft, denn unsere Tour war aber restlos ausverkauft. Wieder mal Glück gehabt ! Einige wollten noch vor Ort ein Ticket kaufen. Für diese hat dann aber der anwesende Park Ranger spontan eine Zusatztour für den Nachmittag organisieren können. Wie immer wurde alles genau erklärt und auf die Risiken aufmerksam gemacht. Danach besammelte sich die Gruppe im anderen Visitor Center. Dieses liegt direkt beim Eingang zu den Lehman Caves, war aber infolge anstehender Erneuerungsarbeiten und dem Ende der Hauptsaison bereits geschlossen. Die für unsere Tour zuständige Park Rangerin war bereits vor Ort. Sie führte uns in einen Vortragsraum und wollte von jedem einzelnen wissen, ob man schon etwas Derartiges gemacht hatte. Zudem teilte sie erste, interessante Informationen rund um die Entstehungs- und Entdeckungsgeschichte der Lehman Caves.

Great Basin National Park
Am Eingang der Lehman Caves

Die Grösse der Gruppen ist genau vorgeschrieben. Deshalb wurde auch eine Zusatztour für den Nachmittag organisiert, anstatt die Vormittagsgruppe zu erweitern. Wir zählten nicht genau, aber wir waren wohl um die 20 Leute. Der heutige Eingang in das Höhlensystem ist eine Art Tunnel, welcher ins Innere führt. Dieser wurde künstlich angelegt. Kletterei ist nicht nötig. Einzig eine Taschenlampe gehört zur Pflichtausrüstung für jeden Teilnehmenden. Selbstverständlich ist auch gutes Schuhwerk zu empfehlen. Im Höhlensystem ist die Temperatur über das ganze Jahr hinweg recht angenehm und konstant. Im Sommer empfindet es man als Abkühlung und heute an diesem kühlen Novembermorgen war es eher angenehm warm. Das System der Lehman Caves war den Indianern auch schon bekannt. Sie hielten hier Zeremonien ab.

Lehman Caves
Erste Eindrücke unmittelbar nach dem Betreten

Unmittelbar am Ende des Tunnels, wenn man das Höhlensystem betritt, ist Tageslicht zu sehen. Es bricht von oben ein und deutet auf den eigentlichen und ursprünglichen Eingang hin. Für die Indianer gilt dieser Bereich immer noch als heiliger Ort. Deshalb bat uns die Park Rangerin um Respekt und Ruhe während wir diesen Abschnitt durchquerten. Als erster europäischer Entdecker gilt Absolom Lehman, welcher das Höhlensystem im Jahr 1885 entdeckte und touristisch erschloss. Das Höhlensystem nennen einige Lebensarten ihr Zuhause. Dazu zählen Bakterien oder auch Spinnen. Andere Tierarten, wie Chipmunks, Ratten, oder  auch Fledermäuse sind nur temporäre Bewohner. Sie verlassen das Höhlensystem für die Suche nach Futter. Wir werden gebeten, nichts zu berühren und somit auch keine Spuren, welche die natürlichen Vorgänge stören, zu hinterlassen. Sogar das Kunstlicht hinterlasse Spuren und wirke sich langfristig negativ auf die natürlichen Vorgänge innerhalb des Höhlensystems aus. Anders als bei Tropfsteinhöhlen, welche wir aus der Schweiz kennen, ist es hier trocken. Man sieht und spührt kein Wasser. Dennoch bildeten sich über Millionen von Jahren die bizarr geformten und farbenprächtigen Stalaktiten (von der Decke hängend) Stalagmiten (vom Boden emporwachsend). Die Bildung geht natürlich immer noch stetig aber langsam voran.

Lehman Caves
Wir dringen weiter ins Höhlensytem vor

Klettern und Robben wird einem erspart. Anders, als noch vor einigen Jahren im Höllloch im Muothatal. Selbsterständlich dringen Forscher auch in unzugängliche Höhlenbereiche vor. Dies läuft sicherlich nicht so komfortabel ab wie unsere heutige Führung. Wir kommen gut voran und erkunden Raum für Raum. Wie immer lernen wir dabei viel. Die Park Ranger haben die Fähigkeit, ihr Wissen interessant, spannend und eben auch verständlich weiterzugeben. So macht es wirklich Spass. Der Rundgang durch einen kleinen Teil des Höhlensystems dauerte gut 90 Minuten und kostete pro Person lediglich $10. Danach erblickten wir  vollzählig das Tageslicht wieder. Zurückgelassen wurde niemand, und auch Aliens sind uns keine begegnet.

Lehman Caves
Wir bestaunen die unterirdische Wunderwelt
Lehman Caves
Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt
Lehman Caves
Farbenpracht in den Tiefen des Höhlensystems
Lehman Caves
Der natürliche und heute sicherheitsgeschützte Eingang ins System der Lehman Caves

Unmittelbar beim Visitor Center der Lehman Caves steht noch eine alte und hübsch restaurierte Cabin. Sie dient als Ausstellung und enthält zahlreiche alte Fotografien und Texte rund um die Erschliessung des Systems der Lehman Caves. Lohnenswert ist auch der kurze, weniger als ein Kilometer lange Mountain View Nature Trail, an welchem der natürliche Eingang zum Höhlensystem liegt. Wie erwähnt, wurde er im Jahr 1885 von Absolom Lehman als erster Europäer entdeckt. Dieser Eingang wurde bis zum Jahr 1940 benutzt, dann aber durch das heutige Tunnelzugangssystem ersetzt. Wir setzten unseren Weg in Richtung Westen fort und kehrten wieder auf den Highway 50 zurück. Bevor wir diesen erreichten, folgten wir noch einem Abzweiger zur Baker Archeological Site. Eine nicht asphaltierte Zufahrtsstrasse führt über wenige hundert Meter zu einem Parkplatz mit Picknick Plätzen und Informationstafeln. Schnell war uns klar, um was es hier geht. Genau an dieser Stelle wurden offenbar die Überreste eine frühindianischen Pueblo Siedlung gefunden. Leider wurden die Fundamente wieder dem Erdreich übergeben, sodass heutzutage lediglich einige Informationstafeln und ein Trail Guide, welcher aufliegt aber nicht mitgenommen werden sollte, an diese Zeit erinnern. Ein kleiner Rundweg führt zu den im Trail Guide erwähnten Stellen. Zu sehen ist aber nichts. Also nicht unbedingt einen Abstecher wert, ausser man möchte hier bei den schattenspendenden Picknick Plätzen noch Rast machen.

Baker Archeological Site
Die Baker Archeological Site mit zahlreichen Informationstafeln
Baker Archeological Site
Eine zeitgenössische Darstellung der frühindianischen Pueblo Siedlung
Baker Archeological Site
Ausgrabungen, welche zwecks Konservierung wieder zugeschüttet wurden
Highway 50
Volltanken bitte !

Jetzt kam wieder Highway 50 Feeling auf. Bei der Border Gas Station & Motel wurde der Tank bis auf den letzten Tropfen gefüllt und im Store noch ein kleines Picknick eingekauft. An den einarmigen Banditen hätte man noch den Jackpot knacken können. Das haben wir aber den Anderen überlassen. Mit vollem Tank nahmen wir das nächste Ziel, die Geisterstadt Osceola, ins Visier. Der Highway 50 führt im gewohnten Stil von Horizont zu Horizont auf eine Höhe von 2’181 Meter über Meer. Wir waren am höchsten Punkt des Sacramento Passes. Hier legten wir auf dem hübschen Picknick Platz eine kurze Rast ein, bevor wir direkt bei der Passhöhe dem Osceola Hinweisschild folgten. Die Strasse ist nicht asphaltiert, bietet aber keinerlei Schwierigkeiten.

Highway 50
Auf dem Highway 50 unterwegs zum Sacramento Pass

Nach 11.4 Kilometern ist eine kleine Siedlung Osceola erreicht. Wir waren uns aber nicht sicher, ob diese wirklich nicht mehr bewohnt wird (GPS Koordinaten: 39°05’35.6″N 114°23’32.0″W). Einmal mehr kamen wir uns beobachtet vor. Grosses ist hier nicht zu sehen. Ein paar Fotos knipsen und dann weiter in Richtung Talebene mit grossem Windturbinenpark und wieder auf den Highway 50. Auf dieser Route liegt zur Rechten noch ein alter Friedhof. Ein kurzer Halt lohnt sich (GPS Koordinaten: 39°05’31.5″N 114°24’11.3″W).

Osceola
Wohnt hier wirklich niemand mehr ?
HIghway 50
Ein alter Friedhof mit Blick hinunter in die Talebene

Nach zahlreichen Kehren gelangten wir auf der Hochebene wieder auf den Highway 50, welcher uns zur nächsten Ortschaft, Ely, bringen sollte. Wäre da nicht wieder so ein Point of Interest aufgetaucht. Was war das denn dieses mal ? Wieder ein Friedhof oder eine alte Mine ? Wir folgten den Wegweisern und bogen in eine Dirt Road nach Links ab (GPS Koordinaten: 39°05’19.5″N 114°45’07.5″W), um zum Ward Mining District zu gelangen. Das ganze Gebiet war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Ziel unzähliger Glücksuchender, hoffend auf reiche Silber oder sogar Goldfunde. Wir befanden uns ja im Silver State, das heisst, Nevada. Erstes Ziel waren die Ward Charcoal Ovens, welche wir nach 10.4 Kilometern erreichten. Dieser State Historic Park ist einen Besuch wert. Beim Parkplatz ist der Eintritt in der Höhe von $5 zu bezahlen. Entweder in Bar oder per Check.

Ward Charcoal Ovens Historic Park
Ward Charcoal Ovens Historic Park

Wir staunten nicht schlecht, als wir die sechs Öfen in Reih und Glied aufgereiht sahen. Was war deren Zweck ? Ganz einfach, in diesen Öfen wurde Holzkohle erzeugt. Dafür wurden ganze Wälder im nahe liegenden Umfeld gerodet. Das Holz wurde in den Öfen unter geregelter Zufuhr von Luft entzündet, sodass ein Schwelbrand entstand und Holzkohle erzeugt wurde. Diese Holzkohle wurde dann abtransportiert und in den umliegenden Schmelzöfen für die Verarbeitung der Erze aus den Minen zur Gewinnung von Silber gebraucht. Eine logische Produktionskette, so, wie man sie in den bekannten Simulationsspielen wie Anno oder Die Siedler nachempfinden kann. Die Öfen waren nur zwischen den Jahren 1876 und 1897 in Betrieb. Sobald der Silber Boom abflaute, zogen die Glücksuchenden, in der Hoffnung auf neue, ergiebige Funde zu stossen, weiter

Der Produktionskette folgend fuhren wir nun zur Ward Historic Townsite. Hier ist aber ausser dem Ward Cemetry nichts zu sehen. An die alte Stadt erinnert nur noch ein Hinweisschild. Die Strasse führt weiter hinauf zu alten Minengebäuden. Ein ziemlich rauhes Gebiet und nur die herumliegenden, verrosteten Fässer und andere Utensilien erinnern an frühere Tage.

Ward
Hier herrschte früher mehr Betrieb
Ward
Auf dem Friedhof von Ward

Zwischen uns und unserem Tagesziel, dem Cozy Mountain Motel in Austin, lagen noch stolze 259 Kilometer, was einer Fahrzeit von knapp drei Stunden entsprach. Also nichts wie los und auf direktem Weg dorthin. Dachten wir, aber es kam wieder einmal anders. Als wir beim Friedhof von Ward abfuhren, kontrollierte ich noch kurz den Reifendruck und siehe da, Druckverlust hinten rechts ! Scheisse, nicht schon wieder, dachte ich mir. Dieses mal aber nicht mitten in Farmington (Link) sondern weitab der Zivilisation. Nun, soweit war diese nicht entfernt. Aber die 22 Kilometer bis zum Gale Oil & Tire Shop in Ely waren für den schleichenden Plattfuss und den Fahrer eine echte Herausforderung.

Ely
Hier wird dir geholfen !
Ely
Am Warten, bald kann es wieder losgehen !

Der Reifendruck nahm konstant ab, und wir fuhren zügig aber kontrolliert. Als dann kurz vor Ely die rote Warnlampe anfing zu leuchten, dachten wir, das war es dann ! Na ja, einen Reifen selbst wechseln hätten wir uns schon zugetraut. Schliesslich haben wir im Kofferraum des Grand Cherokee einen vollwertigen Ersatzreifen. Aber es muss ja nicht sein. Der erste Tire Shop hatte an diesem späten Samstag Nachmittag bereits geschlossen. Der zweite, Gale Oil & Tire Shop, war noch geöffnet. Wir schafften es noch auf den Vorplatz und wurden zügig, kompetent und freundlich bedient. Hier draussen hilft man sich noch. Ein Fahrzeug in Arbeit wurde beiseite gefahren, sodass Platz für uns war. Fünfzehn Minuten und $20 später konnten wir weiterfahren. Aber eben, wir hatten jetzt kein Ersatzrad mehr, das war hinten rechts montiert, und im Kofferraum lag der schlappe All Terrain Kevlar verstärkte Goodyear Reifen. Dämliches Markting, der Reifen hält nicht, was versprochen wird. War wohl wieder ein Nägelchen daran schuld !

Das 4’255 Einwohner zählende Ely wurde im Jahr 1906 bekannt, als in der Gegend reiche Kupfer Vorkommen gefunden wurden. Gegründed wurde Ely vorgängig als Postkutschen Station der Pony Express Route. Ely galt auch als Knotenpunkt für die Eisenbahn, welche die Minenstädte Austin (unser heutiges Tagesziel) und Eureka. Die Eisenbahn auch bekannt unter dem Namen Ghost Train of Old Ely wird weiterhin im Rahmen eines Eisenbahn Museums gepflegt. Leider hatten wir für einen Besuch keine Zeit. Werden wir aber sicher nachholen.

Die verbleibenden 238 Kilometer oder 2 ½ Fahrstunden in den Sonnenuntergang bis nach Austin bewältigten wir problemlos. Dort sind wir im Cozy Mountain Motel zur späteren Stunde angekommen. Zu unserer grossen Überraschung wurden wir mit einem Gratis Upgrade auf ihr schönstes und grösstes Zimmer begrüsst.

Highway 50
Auf dem Highway 50 dem Sonnenuntergang entgegen

Das Nachtessen fand mehr oder weniger nicht statt. Dennoch waren die selbst gemachten Sandwiches sehr willkommen. Die Eigentümerin des Cozy Mountain Motels gab uns schon einen guten Ratschlag, wo wir in Austin am Sonntag Morgen ein leckeres und währschaftes Frühstück bekommen würden. So geht ein langer Blog eines erlebnisreichen Tages zu Ende. Geschlafen haben wir auf jeden Fall prächtig.

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