Es war soweit, der nächste Road Trip konnte beginnen. Dieser führte uns über gewollte Umwege nach Norden, genauer gesagt nach Washington. Von Steve hatten wir viel über den Highway 50 gehört. Der Abschnitt in Nevada und Utah gilt als die einsamste Autostrasse in den Vereinigten Staaten von Amerika. Da waren wir gespannt. Der westliche Abschnitt des Highway 50 beginnt in Salina, Utah und führt quer durch den Bundesstaat Nevada nach Sacramento in Kalifornien. Die Wegstrecke beträgt 1’069 Kilometer, wovon die meisten auf endlosen Strecken durch die Wüste Nevadas verlaufen. Der östliche Teil führt bis nach Annapolis südlich von Baltimore im Bundesstaat Maryland.
Wir starteten in Moab, Utah, und über die Interstate 70 gelangten wir nach Salina. Für die 255 Kilometer benötigten wir gute drei Stunden. Selbstverständlich legten wir an den bekannten Viewpoints entlang der Interstate 70 eine kurze Pause ein. Zuerst bei einem schönen Blick auf die gewaltigen Verwerfungen des San Rafael Riffs. Hier wird einem klar, mit welcher Kraft die Natur am Werke war. Die schichtenartigen Verwerfungen sind sehr eindrücklich. Die Interstate 70 wurde hindurch gefräst. Das umfassende Gebiet des San Rafael Reefs stand auch im Zentrum des Abbaus von Uranerzen. Dies zur Zeit als Moab boomte und auch unter dem Übernamen Uranium City bekannt war.
Den zweiten Halt legten wir beim Black Dragon Canyon Viewpoint ein. Dies ist ein sehr weitläufiges Gebiet, in welchem zahlreiche Petroglyphen Panels zu finden sind. Dieses Gebiet werden wir sicherlich in naher Zukunft besser kennenlernen. Ein Offroad Strassennetzt lädt zu tollen Touren ein. Green River könnte dabei als Stützpunkt gewählt werden. Die Ideen gehen uns nicht aus, das ist schon mal gut.
Wir fuhren weiter auf direktem Weg nach Salina, Utah. An einer der lokalen Tankstellen gab es noch einen kurzen Snack. Danach begann das Highway 50 Abenteuer. Uns erwarteten endlos lange Strassenabschnitte, die sich ohne Kurven bis zum Horizont erstrecken sollten sowie menschenleere Gegenden, in welche sich bisher niemand verirrt hatte. Dazwischen kleine, schmucke Ortschaften, in welchen die Zeit stehen geblieben war. Die Tankstellen sind so rar wie Schneefall im Sommer in dieser Gegend. Deshalb muss man immer wissen, wo sich die nächste Tankstelle befindet.
Auch wenn der Preis pro Gallone über den Durchschnitt liegt, sollte man nicht zuwarten. Das wäre am falschen Ort gespart. Steve hat uns erzählt, dass er schon Autofahrer angetroffen hatte, welchen das Benzin ausgegangen war. Das dann schon lieber nicht. Wir erreichten die Staatsgrenze zu Nevada und hielten bei der Border Gas Station & Motel kurz an, um eines der wenigen Highway 50 Hinweisschilder zu fotografieren. Der Highway 50 wurde im Jahr 1926 eröffnet und die beiden Teilstücke West und Ost zwei Jahre später zusammengefügt. Im Jahr 1986 wurde dem Strassenabschnitt in Nevada durch die Zeitschrift Life der Name «einsamste Strasse in Amerika» verliehen. Dies wird heutzutage zu Marketingzwecken genutzt.

11 Kilometer nach der Border Gas Station verzweigten wir nach Links in den Highway 487, um unser heutiges Tagesziel, die Ortschaft Baker, zu erreichen. Baker liegt nur 8 Kilometer vom Great Basin National Park entfernt und eignet sich somit idealerweise als Stützpunkt für einen Besuch des Parks. Das Städtchen mit seinen 68 Einwohnern wurde nach dem frühen Siedler, George W. Baker benannt. Man mag sich nun die Frage stellen, wo man in Baker übernachten kann. Das ist absolut kein Problem. Es gibt eine handvoll Möglichkeiten. Wir wählten das The Whispering Elms. Es liegt direkt an der Hauptstrasse und ist nicht zu übersehen.
Gebucht hatten wir schon im voraus über das Internet. Es empfiehlt sich, die Übernachtungen entlang des Highway 50 in Nevada schon vor Reiseantritt zu buchen. Das Gebiet erfreut sich einer zunehmenden Bekanntheit und die Anzahl der Reisenden nimmt zu. Das Whispering Elms (auf Deutsch: flüsternde Ulmen) bietet alles, was man braucht. Ein sauberes und zweckmässiges Zimmer und Parkplatz direkt vor dem Haus. Es verfügt zudem über RV Stellplätze und einen Campground. Der Eigentümer betreibt auch eine kleine Bar. Der Alkohol darf hier frei fliessen, wir sind ja nicht mehr in Utah. Dasselbe gilt für das Glücksspiel. Er war sichtlich froh, dass die Hauptsaison vorbei war, und er es jetzt wohl etwas ruhiger angehen lassen konnte.
Nach dem Check In und Zimmerbezug wollten wir noch das Visitor Center des Great Basin National Parks besuchen. Dieses liegt nur wenige hundert Meter vom Whispering Elms entfernt. Leider war es bereits geschlossen. Das war weiter nicht schlimm, denn die Tickets für unsere Teilnahme an der morgigen, geführten Tour durch die Lehman Caves hatten wir bereits über das Internet gekauft und auf den vor dem Visitor Center aufgestellten Info Tafel war das Prozedere genau erklärt.
Die Rundstrasse, welche in die hoch gelegenen Gebiete des Great Basin National Parks führt, war aufgrund von Schnee und Eis in höheren Lagen bereits geschlossen. Auf unserem Rückweg zum Motel kreuzte aber noch eine Herde wilder Truthähne unseren Weg. Mutig, mutig, so kurz vor Thanksgiving !