Von einer glücklosen Lotterie, einer Sandhöhle und den bizarren Toadstool Hoodoos

Ausschlafen ? Das war für heute kein Thema. Der Tag begann mit etwas ganz Grossem. Damit ist nicht das gratis Frühstück im Hampton Inn gemeint, sondern die Verlosung von zehn Permits für die mittlerweile weltbekannten, bizarren und farbenprächtigen Sandsteinformationen im Vermilion Cliffs National Monument südlich von Kanab, genannt Coyote Buttes North jedoch besser bekannt unter dem Namen The Wave. Nach dem Frühstück und Check out fuhren wir auf direktem Weg ins BLM Visitor Center in Kanab.

The Wave
Das BLM Visitor Center in Kanab, Utah

Wir trafen kurz vor 8:00 Uhr ein und waren überrascht, dass noch so wenige Leute anwesend waren. Na ja, das sollte sich in den nächsten Minuten rasch ändern. Geduldig warteten rund 80 Personen auf die Verlosung von 10 Permits für den folgenden Tag. Ein Permit gilt für eine Person. Täglich werden lediglich 20 Permits vergeben. Die Hälfte davon anlässlich der Lotterie im Visitor Center und die andere Hälfte vier Monate vorher Online. Die Teilnahme an der Online Lotterie kostet $5, die Verlosung im Visitor Center ist kostenlos. Gegen 8:30 Uhr begrüsste uns der zuständige Park Ranger freundlich. Ein Vertreter jeder Gruppe wurde gebeten, den Lotteriesaal zu betreten. Dieser füllte sich schnell. Zahlreiche Besucher aus Europa und Asien konnten ausgemacht werden. Nach genauen Erklärungen und Hinweisen zu allerlei Gefahren und mögliche Rettungskosten konnte es losgehen. Das Gebiet des Vermillion Cliffs National Monuments gilt als Self-Rescue Area, das heisst, hilf dir selbst.

BLM Visitor Center
Der Wartebereich füllte sich sehr schnell
The Wave
Das Spiel kann beginnen !
The-Wave
The Wave – Aus der Sicht eines glücklichen Gewinners

Jeder Anwesende hatte ein Formular auszufüllen und abzugeben. Diese wurden genau kontrolliert und jedem Formular eine Nummer zugewiesen. Danach wurde der Vorname verlesen (aber natürlich der Nachname aus Datenschutzgründen nicht), man musste quitieren und erhielt seine Losnummer mündlich mitgeteilt. Die Spannung stieg, und es konnte losgehen ! Die Nummernkugeln lagen im Hamsterlaufrad bereit. Eine Mitarbeiterin spielte die Losfee. Die zehn Permits waren im Nu vergeben. Unsere Nummer wurde leider nicht gezogen. Die zehn Permits verteilten sich auf lediglich vier Losnummern. Na ja, nix gewesen ! Spannend und lustig war es allemal. Zum Abschluss machte der Park Ranger nochmals auf die Gefahren der unwirtlichen Gegend aufmerksam. Er empfahl den Gewinnern, einen lokalen Guide, welcher kein Permit benötigt, zu engagieren. Daraufhin wurde Notfallblätter mit hilfreichen Telefonnummern aufgelegt. Obwohl ich nicht gewonnen hatte, schnappte ich mir solch ein Notfallblatt. Zum Glück, wie wir am nächsten Tag feststellen konnten. Doch dazu dann im morgigen Block mehr. Wie die Vergabe der Permits der Coyte Buttes genau geregelt ist, könnt ihr über diesen Link erfahren. Wir informierten uns noch über andere Möglichkeiten, die verschiedenen Gebiete des Vermillion Cliffs National Monuments zu besuchen. Das White Pocket Gebiet stiess auf unsere volle Aufmerksamkeit, und wir entschieden uns, morgen dorthin zu fahren. Aber nun weiter mit dem Programm von heute. Als nächstes stand der Besuch der Sand Caves nördlich von Kanab auf dem Programm.

Sand Caves
Parkplatz am Highway 89A gegenüber der Sand Caves

Dieses sehenswerte jedoch nicht bekannte Höhlensystem liegt direkt am Highway 89A ungefähr 11 Kilometer nördlich von Kanab. Trotz der direkten Lage am Highway war es uns zunächst nicht möglich, die Sand Caves und den Parkplatz zu finden. Angeschrieben ist nichts, und die einzigen Informationen dazu hatten wir einem Facebook Post entnommen. Von der Strasse aus war zunächst auch nichts zu entdecken. So fuhren wir mehrmals hin und her, bis wir plötzlich einen Ausläufer des Höhlensystems in einer Wand entdecken konnten (GPS Koordinaten des Parkplatzes: 37°07’01.9″N 112°33’45.7″W). Ein gut zu erkennender Fussweg führt hinauf zum Eingang in das Höhlensystem der Sand Caves. Diesen hat man nach ungefähr zehn Minuten erreicht. Der steile Aufstieg über die Slickrock Felsen erfordert etwas Trittsicherheit, bietet aber keinerlei Probleme.

Sand Caves
Der Eingang zum Höhlensystem der Sand Caves nördlich von Kanab, Utah

Die zahlreichen Graffiti fallen sofort auf. Unzählige Namen wurden veröffentlicht. Offenbar dienen die Höhlen den Jugendlichen von Kanab auch als Partyraum. Eigentlich schade, aber was will man machen ? Wir waren auf jeden Fall die einzigen Besucher. Das Höhlensystem verfügt über Öffnungen in der Felswand. Das führt zu schönem Lichteinfall, und nur ein Teil der Höhle liegt wirklich im Dunklen. Absolut bemerkenswert und erst auf den zweiten Blick erkennbar sind die wellenartig verlaufenden und farbenprächtigen Ablagerungen verschiedener Sedimentarten. Eine Art von The Wave im Mini-Höhlenformat möchte man meinen. Die Boden besteht aus feinstem Sand, deshalb wohl auch der Name Sand Caves.

Sand Caves
Das Höhlensystem der Sand Caves
Sand Caves
Ein Meisterwerk der Natur
Sand Caves
Tolle Blickwinkel und grandioser Lichteinfall

Die Sucherei und der Besuch haben sich wirklich gelohnt. Wir konnten uns nicht recht vorstellen, was uns erwartete. Der prosperierende Ort Kanab ist dank seiner Nähe zum Zion National Park und dem Vermillion Cliffs National Monument Teil vieler Reiseplanungen. Die Preise haben ziemlich angezogen, und das touristisch bedingte Wachstum ist nicht zu übersehen. Der erste Siedler am Ort des heutigen Kanab war Lewi Steward im Jahr 1864. Als Ortschaft entstand Kanab im Jahr 1870, als zehn Familien Mormonischer Pioniere der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage in die Gegend zogen. Auch wir zogen jetzt weiter.

Highway 89
Auf der Suche nach den Toadstool Hoodoos

Die Toadstool Hoodoos erwarteten uns. Der Trailhead (GPS Koordinaten: 37°06’03.4″N 111°52’25.1″W) liegt direkt am Highway 89A ungefähr in der Mitte zwischen Kanab, Utah und Page, Arizona, 82 Kilometer von den Sand Caves entfernt. Um was handelt sich dabei ? Hoodoo bedeutet ins Deutsche übersetzt «Unglücksbringer». Woher das kommt, weiss ich nicht. Ist etwas komisch und hat vielleicht mit einer Sage zu tun. Egal, wir hofften, dass kein Unglück über uns hereinbrechen wird. Toadstool steht für «Pilz». Das ist zutreffender. Die pilzförmigen Meisterwerke der Natur sind im Grand Staircase Escalante und Vermillion Cliffs National Monument des Öfteren anzutreffen.

Toadstool Trail
Der Tail führt durch die Ausläufer der Paria Wilderness Area

Sie entstehen durch erodierende, weniger feste Ablagerungen, welche eine kompaktere und schwerere Oberschicht haben. Oftmals tragen die aus den deutlich weicheren Ablagerungen bestehenden Stiehle (Türmchen) eine Haube aus der kompakteren, schweren Oberfläche. Das Gebilde wird dann Hoodoo genannt. Gute Beispiele sind im Goblin Valley State Park in Utah zu finden (Link) oder auch in den Paint Mines in Colorado (Link). Ein Hoodoo unterliegt den Launen der Natur und ihr Schicksal ist bestimmt. Irgendwann brechen sie aufgrund der hohen Last in sich zusammen. Die Reste solcher kollabierten Hoodoos sind noch sichtbar. Der Toadstool Trail führt mitten in das Hoodoo Gebiet. Hier folgt man keinem Trail mehr sondern den einzelnen Hoodoos respektive Hoodoo Gruppen. Einzelne Hoodoos sind bis zu vier Meter hoch und stehen ziemlich wacklig da.

Toadstool Hoodoos
Yukka und Hoodoo
Toadstool Hoodoos
Eine Gruppe kleiner und grosser Hoodoos

Die Toadstool Hoodoos erstrecken sich über eine grosse Palette an Farben oder besser gesagt Mineralien aus welchen sie bestehen. Einige, wie die Hoodoos in den Bildern oben gezeigt, sind rötlicher Natur, bestehen also aus Navajo Sandstone. Andere wiederum sind schneeweiss und tragen eine dunkle Haube. Es war absolut faszinierend diese Märchenlandschaft auf eigene Faust auszukundschaften. Wir entdeckten immer wieder etwas Neues. Unten im Bild rechts ist gut zu erkennen, dass der dicke Hoodoo auf lehmartigem Untergrund steht. Man stelle sich das bei Regen vor. Da wird immer wieder ein Teil weggeschwemmt, bis der Hoodoo kollabiert.

Toadstool Hoodoos
Gruppierung aus bestehenden und kollabierten Hoodoos
Toadstool Hoodoos
Ein dicker Hoodoo auf Lehm

Die Temperaturen waren angenehm. Man stelle sich einen Aufenthalt hier im Hochsommer vor. Auch wenn der Trailhead mit Parkplatz nie mehr als 30 Minuten entfernt ist, sollte man zu jeder Jahreszeit unbedingt genügend zu trinken und auch etwas zu essen mit sich tragen.

Toadstool Hoodoos
Ein vier Meter hoher Hoodoo dient als Schattenspender

Viel mehr gab es nicht mehr zu entdecken, und wir hatten das Gefühl alle Hoodoos gesehen zu haben. So machten wir uns auf den Weg retour zum Trailhead. Dort entschieden wir uns, noch etwas Erkundungsarbeit zu leisten. Wir fuhren zum White Rock Trailhead, dieser liegt nord-östlich von Big Water (GPS Koordinaten: 37°08’16.8″N 111°45’45.4″W) und ist über eine Dirt Road gut erreichbar. Die Dirt Road endet hier, und es gilt, Auto abstellen und loslaufen. Der Trailhead ist absolut einfach markiert (Bild unten), und der Trail ist stellenweise nur schwer erkennbar. Das Ziel des Trail soll gemäss unseren Recherchen ein Gebiet mit eindrücklichen, weissen Hoodoos sein. Wir waren auf Erkundung, und war nicht unser Ziel, bis dorthin zu gelangen. Dennoch wollten wir ein Stück in die Wildnis vordringen. Kein Mensch war weit und breit auszumachen.

Big Water
Der einfach eingerichtete White Rock Trailhead nord-östlich von Big Water

Der Trail führt durch unwirtliches Gebiet, und es empfiehlt sich dringend, geschlossene Wanderschuhe zu tragen. Die ausgetrockneten Büschel der Bodenpflanzen tragen stechende, kleine Dornen. Diese bohrten sich sogar durch meine Wanderschuhe. Von Margots Keen Sandalen wollen wir gar nicht sprechen.

White Rock Trail
Entlang des White Rock Trails
White Rock Trail
Durch Dornen laufen – oder auf dem Rückweg zum Jeep

Wir suchten unseren Weg durch die dürre Landschaft und gelangten zur ersten Felsformation. Diese lies erahnen, dass in dieser Gegend einige Überraschungen auf die Wanderer warten. Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit mussten wir unsere Erkundungs-Tour hier abbrechen. Wir machten uns auf den schmerzhaften und dornenreichen Weg zurück zum Auto. Wir kommen bestimmt zurück. Die White Hoodoos wollen wir noch sehen. Auf dem Weg zum Hampton Inn in Page hielten wir noch kurz beim Wahweap Overlook an. Diesen erreichten wir nach gut einer halben Stunde und konnten zusammen mit zahlreichen anderen Schaulustigen den schönen Sonnenuntergang mit Blick hinunter zum Lake Powell und bestaunen. Es dunkelte schnell ein, und unser nächster Halt war das Hampton Inn. Nach dem Einchecken dann noch ein Fastfood Dinner bei Burger King in Page. Danach war Bettruhe angesagt. Der morgige Tag versprach wieder viel Neues und ungeahnte Abenteuer, soviel sei jetzt schon verraten !

Wahweap Overlook
Sonnenuntergang beim Wahweap Overlook
Burger King
Schnelles Essen bei Burger King in Page
Photo Galerie
«Von einer glücklosen Lotterie, einer Sandhöhle und den bizarren Toadstool Hoodoos»

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