Von Badlands und Monolithen im Cathedral Valley im Capitol Reef National Park

Die Nacht war eher kühl aber in unserer Cabin herrschten dennoch angenehme Temperaturen. In der Nacht war der Sternenhimmel gut zu sehen. Leider konnten wir unseren Coleman Benzinkocher nicht auf Touren bringen, sodass eine heisse Tasse Kaffee leider Wunschdenken blieb. So entschieden wir uns, bevor wir in Richtung Cathedral Valley fuhren, im Gifford House und Farm in der alten Mormonen Siedlung Fruita, einen Halt einzulegen.

Fruita
Ein leckerer Früchte Pie vom Gifford House

Fruita wurde um das Jahr 1880 von Mormonen unter dem Namen Junction gegründet und im Jahr 1902 in Fruita umbenannt. Die Siedlung wurde um 1966 aufgegeben nachdem die Bundesregierung die privaten Grundstücke gekauft hatte. Fruita war besonders für ihre Obstplantagen berühmt, die bis heute durch die Parkverwaltung gepflegt werden. Der National Park Service unterhält und pflegt die Obstplantagen mit rund 2’700 Bäumen (Kirschen, Aprikosen, Pfirsiche, Birnen und Äpfel) als Teil der historischen Landschaft. In der Erntezeit können alle Besucher gegen eine kleine Gebühr haushaltsübliche Mengen ernten. Die historische Gifford Farm ist der einzige erhaltene Bauernhof. Das kleine Farmhaus ist im Zustand der 1960er Jahre erhalten. Die Räume sind als Museum ausgestaltet, ein kleiner Laden mit Café verkauft neben Büchern auch Marmeladen, Obstkuchen und ähnliches aus den Früchten der Obstgärten (Quelle: Wikipedia). Den leckeren und frisch gebackenen Pies konnten wir uns nicht entziehen und kauften eine für unterwegs. Selbstverständlich bedienten wir uns auch beim Kaffee. Die Pies können auch direkt an Ort und Stelle verzehrt werden. Tische und Bänke laden zum Verweilen ein.

Glifford House and Museum
Auf jeden Fall eine der frischen Pies geniessen

Zuvor erkundigten wir uns im Visitor Center bei einem der Park Ranger über den Strassenzustand. Da es schon lange nicht mehr geregnet hatte, waren alle nicht asphaltierten Strassen im Hinterland des Capitol Reef National Parks ohne grössere Probleme befahrbar. Der Fremont River führt ganzjährig Wasser, aber gemäss Park Ranger sollte der Fluss zu Beginn des Trails gut durchquert werden können. Selbstverständlich ist ein 4×4 Fahrzeug mit Bodenfreiheit notwendig, um die heikleren Passagen sicher meistern zu können. Zudem sollten wichtige Notfallnummern mitgeführt werden. Wir machten uns nun auf den Weg weiter auf dem Highway 24 in Richtung Caineville, um bei den GPS Koordinaten 38.274600, -111.089691 (Link) links in die Hartnet Road einzubiegen. Nun führt ein kurzer und sandiger Streckenabschnitt direkt zum Fremont River, der an dieser Stelle durchquert werden muss.

Cathedral Valley
Ab dem Highway 24 links in die Hartnet Road einbiegen
Cathedral Valley
An dieser Stelle muss der Fremont River durchquert werden

Die Einfahrt in den Fluss, der nicht viel Wasser führte – das kann sieht nach Regen aber bestimmt anders aus – war problemlos. Man fährt nun im Schritttempo auf der rechten, seichten Seite im Flusslauf. Weiter links ist tieferes Wasser, das vermieden werden sollte. Nach ungefähr 50 Metern durchquert man den Fremont River auf direktem Weg. Die sandige Ausfahrt auf dem gegenüberliegenden Ufer ist gut zu erkennen. Das alles ging problemlos. Vor uns lag eine 96 Kilometer lange Strecke durch das faszinierende und farbenprächtige in jahrmillionen langer Erosion entstandene Hinterland des Capitol Reef National Parks.

Es vergeht keine Zeit, und schon windet sich die Strasse durch eine farbenprächtige Badlands Landschaft. Sanfte Hügel leuchten in den verschiedensten Farbtönen, wobei dunkelrot das Bild beherrscht. Der Hektik beim Visitor Center folgen Stille und Abgeschiedenheit.

Cathedral Valley
Der Einstieg in die Badlands unmittelbar nach Durchquerung des Fremont Rivers

Wir befinden uns an dieser Stelle ausserhalb des Capitol Reef National Parks. Die Erdoberfläche in Badlands ist durch leicht verwitternde Gesteine und offene Böden geprägt. Durch Wasser- oder Windeinwirkung werden vor allem Schiefertone, Tonsteine und Lehme rasch erodiert, was zur Entstehung der typischen Oberflächenformen führt. Wichtige geomorphologische Formen in Badlands sind Canyons, Schluchten und Hoodoos. Ein Badlands Gebiet besteht überwiegend aus sich ständig erweiternden Schluchten und Tälern, zwischen denen scharfe Kämme stehen bleiben. Manche Badlands besitzen ausserdem eine spektakuläre Farbgebung, die zum Beispiel zwischen schwarzen-blauen Kohleschlieren und gelben-rötlichen Lehmablagerungen wechselt (Quelle: Wikipedia).

Cathedral Valley
Stumme Zeitzeugen bei der Water Well Oasis

Bevor wir vollends in die farbenprächtige und Landschaft absolut märchenhafte Badlands eintauchen, machen wir bei der Water Well Oasis kurz Halt, um ein paar Hinterlassenschaften aus alten Zeiten zu fotografieren. Hier hielten wir auch bei unserem letzten Besuch im Jahr 2009 kurz an. Offenbar wird diese Wasserstelle auch heute noch für die lokale Viehwirtschaft gebraucht. Wasser haben wir zwar keines gesehen. Der alte, entsorgte und verwitterte Lastwagen steht samt Zubehör aber immer noch an derselben Stelle. Wir haben nun bereits zwölf Kilometer und zahlreiche Fotostops hinter uns (GPS Koordinaten: 38.339,-111.119).

Kurz nach der Water Well Oasis steigt die Strasse leicht an. Es eröffnen sich unfassbare Blicke in die Weite über die in verschiedensten rot- und anderen Farbtönen geprägte Hügellandschaft.

Cathedral Valley
Die Badlands etwas ausserhalb des Capitol Reef National Parks
Cathedral Valley
Unfassbare Landschaftszüge im Panorama Blickfeld

Kurz danach biegt man links in die Jail House Road ab, um zum Lower South Desert Overlook zu gelangen, von wo aus man einen einzigartigen Blick hinunter zur South Desert und die im Hintergrund liegende Waterpocket Fold auf sich wirken lassen kann. Die Jail House Road wurde in den letzten Jahren verkürzt, sodass der letzte Abschnitt zu Fuss zurückgelegt werden muss. Die wenige hundert Meter lange Strecke legt man gerne zurück. Schon jetzt kann man erahnen, welcher Blick sich vorne beim Aussichtspunkt eröffnen wird. Der Lower South Desert Overlook liegt bereits wieder auf dem Gebiet des Capitol Reef National Parks.

Capitol Reef National Park
Was für ein Blick sich beim Lower South Desert Overlook eröffnet
Capitol Reef National Park
Ein Balanced Rock entlang der Hartnet Road

Voller toller Eindrücke fuhren wir wieder zurück auf die Hartnet Road mit dem Upper South Desert Overlook als nächstes Ziel. Die Badlands Landschaft haben wir nun hinter uns gelassen, und die Strasse führt durch steppenartiges und dürres Gelände. Es hatte wirklich schon seit einigen Monaten nicht mehr geregnet. Die Landschaft wird auch von grösseren und kleineren Felsbrocken erstarrter Lava. Klare Zeugen für längst vergangene vulkanische Aktivitäten. Eigentlich hatten wir den Balanced Rock zur Rechten beim Vorbeifahren übersehen. Ein entgegenkommender Fahrer machte uns aber freundlicherweise darauf aufmerksam (GPS Koordinaten: 38.465,-111.313). Kurz danach haben wir den Upper South Desert Overlook erreicht. Zu diesem Aussichtspunkt führt wieder ein kurzer nach links abzweigender Zufahrtsweg. Die Strasse wird in dieser Gegend um einiges ruppiger und bei einigen Stellen ist volle Konzentration gefordert. grosse Probleme stellen sich aber nicht. Auch beim Upper South Desert Overlook lohnt sich ein kurzer Abstecher und Halt auf jeden Fall.

Cathedral Valley
Upper South Desert Overlook

In der Ferne sahen wir noch einen Sandsturm. Dieser ist oben im Panorama Bild rechts zu erkennen. Auch heute hatten wir wieder Wetter- und Fotografen-Glück. Die bizarren Wolkenformationen passen bestens ins Bild. Gegenüber liegt der Upper Cathedral Valley Overlook mit Blick hinunter zu absolut bizarren monolithischen Felsformationen und Zeugen meisterlicher Erosion. Auch diesen Punkt unbedingt nicht verpassen. Hier gibt es einen Vorgeschmack, auf das, was vor einem liegt.

Cathedral Valley
Blick auf die Monolithen

Die Hartnet Road endet hier und geht über in die Cathedral Road. Der erste Abschnitt führt hinunter zu den Monolithen. Ein Wegweiser macht darauf aufmerksam, und so ist die Verzweigung eigentlich nicht zu verpassen. Hier liegt auch der Cathedral Valley Campground, wo wir kurz Rast machten und unser Picknick genossen. Mit der Verzweigung in die Cathedral Road hat man ungefähr die Hälfte der Wegstrecke absolviert. Vor uns lagen also nochmals 50 Kilometer nicht asphaltierte Strasse und einige Fotostops. Zeitmanagement ist absolut wichtig in dieser Gegend. Dunkel wird es schnell. Wir lagen aber gut im Rennen und hofften noch auf einen schönen Sonnenuntergang als Abschluss unserer heutigen Tour. Nach ein paar wenige Spitzkehren ist der Talboden erreicht, und die Monolithen liegen zum Greifen nah. Über einen Weg kann man sich ihnen von der Strasse aus nähern.

Capitol Reef National Park
Die Monolithen bewachen den Eingang zum Cathedral Valley
Cathedral Valley
Gypsum Sinkhole mit Blick nach unten

Die Strasse führt nun zu einer «Kreuzung». Links geht die Baker Ranch Road ab. Diese eröffnet ein Strassennetz, welches über nicht asphaltierte Country Road bis hinauf zur Interstate 70 führt. Wir bogen rechts in die Sackgasse zum Gypsum Sinkhole ab. Dabei handelt es sich um senkrecht hinunter führende Höhle, welche durch Erosion entstanden ist. Ein Hohlraum unter der Oberfläche wurde wohl durch Wasser Erosion immer grösser, bis der überliegende Boden einbrach und so ein Loch entstehen liess. Ganz ungefährlich ist das nicht, denn man weiss nicht genau, wo noch sich solche Bruchstellen befinden könnten.

Cathedral Valley
Das Gypsum Sinkhole liegt an toller Lage

Allzu nahe sollte man auch nicht herantreten. Wie in den Bildern zu erkennen ist, bestehen Überhänge und das Ganze sieht ziemlich instabil aus. Nach weiteren 14 Kilometern biegt man rechts ab und erreicht zwei weitere Monolithen sowie eine ganz spezielle Attraktion. Beginnen wir mit dem Temple of the Sun. Dieser gewaltige Monolith erinnert wirklich an einem Tempelbau aus der Antike. Die Wände erheben sich gewaltig.

Cathedral Valley
Temple of the Sun
Cathedral Valley
Der Temple of the Moon im Abendlicht

Man kommt sich ziemlich klein vor und muss auf gehörige Distanz, wenn man den Temple vollumfänglich ablichten möchte. Die Abendsonne liess den Sonnentempel wunderbar erstrahlen. In unmittelbarer Nähe liegt der Temple of the Moon. Seine Erscheinung ist noch etwas gewaltiger. Die Felswände ragen imposant empor und lassen den Monolithen gewaltig erscheinen. Für den Abstecher zu den beiden Monolithen sollte man unbedingt genügend Zeit einplanen. Für beste Lichtverhältnisse sollte sich am späten Nachmittag oder frühen Abend hier einfinden. Die untergehende Sonne lässt sowohl den Temple of the Sun wie auch den Temple of the Moon erglühen. Beim Temple of the Moon ist es auch möglich eine Weitwinkel Aufnahme von beiden Monolithen zu machen. Ich glaube, das ist uns ganz gut gelungen. Schaut euch als Grössenvergleich auch einmal unser Auto ganz rechts unten an. Das ist schon gewaltig.

Cathedral Valley
Temple of the Sun (Hintergrund) und Temple of the Moon (Vordergrund)
Glass Mountain
Quarze welche wie Glas erscheinen

Auf dem Rückweg zur Cathedral Valley Road hielten wir beim Glass Mountain an. So etwas Spezielles hatten wir hier nicht erwartet und vorher auch noch nie gesehen. Dabei handelt es sich um einen etwa vier Meter hohen Hügel, welcher vornehmlich aus kunstvoll geformeten Quarzen besteht. Die Sonneneinstrahlung verleit einen Glanz, welcher den Hügel gläsern erscheinen lässt. Ein weiteres Wunder der Natur und der Kraft der Erosion, welches wir heute haben besuchen können. Steine sammeln ist strengenst verboten, schliesslich befinden wir uns hier immer noch im Capitol Reef National Park. Hinweisschilder machen unmissverständlich darauf aufmerksam. Spuren liessen aber vor allem beim Glass Mountain darauf schliessen, dass sich nicht alle Besucher daran halten.

Cathedral Valley
Glass Mountain mit Temple of the Sun im Hintergrund

Der letzte Abschnitt der Cathedral Road führt kurz bevor sie bei Caineville in den Highway 24 verzweigt nochmals durch Badlands. Der Himmel brannte und die Badlands leuchteten während der Golden Hour. Da hatten wir wieder einmal Glück gehabt. So hätte man das gar nicht planen können.

Cathedral Valley
Die Badlands leuchten und der Himmel brennt während des Sonnenuntergangs
Cathedral Valley
Unterwegs zum Highway 24
Glifford House
Die Pie war lecker

Den Highway 24 erreichten wir beim Eindunkeln. Nach diesem erlebnisreichen Ausflug durch das Cathedral Valley machten wir uns auf direkt Weg zurück durch den Capitol Reef National Park nach Lyman, wo unsere hübsche Cabin auf uns wartete. Zum Nachtisch gönnten wir uns die leckere Pie, welche wir am Morgen im Gifford House gekauft hatten. Am nächsten Morgen führte uns der Weg zur Waterpocket Fold. Doch dazu mehr im nächsten Blog.

Photo Galerie
«100 Kilometer durch das Cathedral Valley im Capitol Reef National Park»
Übersichtskarte
Capitol Reef National Park
Übersichtskarte des Capitol Reef National Parks mit der Hartnet und Cathedral Road

 

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