Am Vortag vergnügten wir uns nochmals mit Elliott im erlebnisreichen Rotary Park in Moab. Dann mussten wir nach einem feinen Mittagessen im Peace Tree Juice Café leider Abschied nehmen. Fabienne, Kyle und Elliott fuhren nach Hause, und wir machten uns auf den Weg nach Farmington in New Mexico. Wir wählten das Hampton Inn als Stützpunkt für die kommenden Tage mit dem Ziel, einen Teil der umliegenden, wunderbaren und farbenprächtigen Badlands zu besuchen.

Farmington liegt 300 Kilometer südlich von Moab. Wir wählten den Weg über Monticello und Cortez. Die Stadt zählt 42’000 Einwohner und ist ein idealer Ausgangspunkt für die Besichtung zahlreicher früh-indianischer Stätten sowie zahlreicher, meist nicht in den bekannten Reiseführern verzeichneten, Badlands Gebieten.
Spanische Einwanderer zogen Ende des 18. Jahrhunderts durch die Gegend des späteren San Juan County, von denen sich später einige in dessen Osten niederliessen. Erst in der Mitte der 1870er Jahre begann die Bevölkerung nennenswert zu wachsen und die Siedlung «Farmingtown» entstand, die später zu Farmington umbenannt wurde. In der Folge entwickelte sich im Ort eine landwirtschaftlich geprägte Wirtschaft und der Ort wurde 1901 als Gemeinde offiziell registriert. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war insbesondere der Anbau von Äpfeln ein wesentliches Standbein der Wirtschaft in Farmington, bevor später auch die Erdöl- und Erdgasproduktion, die bis heute dort ansässig sind, hinzukamen.
Farmington wurde weltweit bekannt, als von dort am 17. März 1950, drei Monate vor Ausbruch des Korea Krieges, die grösste angebliche Sichtung von «Fliegenden Untertassen» in den USA berichtet wurde.
Am frühen Abend kamen wir gut in Farmington an. Wir bezogen unser Zimmer im Hampton Inn und erlebten einen prächtigen Sonnentuntergang. Wir waren ziemlich müde und entschieden uns, die Überigbleibsel vom Mittagessen im Peace Tree Juice Café zu uns zu nehmen.

Am nächsten Morgen standen wir frühzeitig auf, denn vor uns stand der Besuch der Bisti Badlands auch bekannt unter dem indianischen Namen De-Na-Zin Wilderness Area. Wir nahmen uns das ja letztes Jahr (Link) vor, mussten aber aus Zeitgründen aber auch aufgrund der Temperaturen von über 40 Grad Celsius passen. Heute war das alles anders. Wir hatten genügend Zeit, und der Wetterbericht sagte Temperaturen von angenehmen 20 Grad Celsius voraus.
Der Highway 371 führt südlich zu den Bisti Badlands. Nach etwas mehr als 60 Kilometern oder 45 Minuten Fahrzeit biegt man links ein in die nicht asphaltierte Country Road 7297. Nach weiteren zehn Minuten erreicht man den Parkplatz des westlichen Zugangs zur Wilderness Area. Eine hiflreiche Informationstafel muss unbedingt studiert werden, bevor man losmarschiert. Zum Glück hatte es in den letzten Wochen ja sogar Monaten nicht mehr geregnet. So war der Boden trocken und gut begehbar. Man stelle sich die Unterlage bei oder nach Regen vor. Trockene Lehmschichten verwandeln sich dann rasch in lehmigen Matsch, was das Vorankommen doch wesentlich erschwert.
Das Gebiet der Bisti – De-Na-Zin Wilderness Area erstreckt sich über eine riesige Fläche von unglaublichen 18’000 Hektaren. Der Name leitet sich aus dem Navajo ab. «Bistahí» bedeutet «zwischen den Adobe Gesteinsformationen» und «Dééł Náázíní» steht für «stehender Kranich». Petroglyphen von Kranichen wurden südlich der Wilderness Area gefunden. Das Gebiet war ursprünglich ein Flussdelta am Westufer eines prähistorischen Meeres, welches vor 70 Millionen Jahren das Gebiet des heutigen New Mexico bedeckte. Im Flussdelta lagerten sich Schichten von Sedimenten ab. Überschwemmungen führten auch zu grossen Ablagerungen von organischem Material.

Der Fluss schwemmte auch Asche von naheliegenden, gewaltigen Vulkanausbrüchen an. Als sich das Wasser langsam zurückzog, entwickelten sich prähistorische Tiere, welche entlang der zahlreichen Flussläufe lebten. Als sich das Wasser gänzlich zurückzog, blieben 430 Meter hohe Ablagerungen aus Sandstein, Lehm, Kohle und Schlamm. Diese Ablagerungen blieben während 50 Millionen Jahren unberührt liegen. Dann hob sich vor 20 Millionen Jahren das Colorado Plateau an und unten liegende Schichten wurden an die Oberfläche gehoben. Beim Abklingen der letzten Einszeit vor 6’000 Jahren wusch das Schmelzwasser die Ablagerungen aus und versteinertes Holz und andere Fossilien wurden freigesetzt. Zudem erodierte die aus verschiedenen und unterschiedlichen Sedimenten bestehende Oberfläche. Es bildetes sich die heute sichtbarern Hoodoos, von denen die meisten aus dem leicht erodierbaren Kalkstein bestehen. An einigen Stellen können auch Ablagerungen von schwarzem, schieferartigen Gestein gefunden werden. Im Gebiet der Bisti – De-Na-Zin Wilderness Area können kaum Pflanzen gefunden werden. Der Boden ist einfach zu unwirtlich. Dennoch lassen sich Spuren von menschlicher Besiedlung entedecken. Diese geht zurück bis in Jahr 10’000 vor Christus.

Im ganzen Gebiet können sich die Besucher frei bewegen. Wege sind keine markiert, sodass man auf eigene Faust erkunden kann. Wir hielten uns drei Stunden im Gebiet auf und sahen wohl nur einen ganz kleinen Teil der Sehenswürdigkeiten. Wir kommen bestimmt wieder, um weitere Hoodoos zu entdecken.
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«Durch die Bisti – De-Na-Zin Wilderness Area»
Auf dem Rückweg zum Parkplatz wurden wir noch von einem heftigen Sandsturm überrascht. Zum Glück war dieser nicht von langer Dauer. Aber dieses Bad im Sand wäre nicht unbedingt nötig gewesen. Der Parkplatz verfügt über einen sonnengeschützten Picknick Tisch mit Bänken. Die Einladung nahmen wir an und stärkten uns, bevor wir wieder in Richtung Norden nach Farmington aufbrauchen.
Auf unserer Strassenkarte (ja wirklich, in Papierform, also echt noch «old school») sahen wir gegenüber der Abzweigung zum Bisti Badlands Parkplatz den Vermerk «White Rock Station». Wir wunderten uns, was das wohl sein möge. Das Rätsel mussten wir unbedingt lösen. Also fuhren wir dorthin. Nach einer Fahrt von etwa zehn Minuten über eine nicht asphaltierte Strassen sahen wir am linken Strassenrand in einer Distanz von ungefähr 100 Metern eine Häuser stehen. Diese sahen ziemlich verlassen aus. Zu unserer Linken hielt sich friedlich eine grössere Herde Pferde auf. Diese suchten das Weite, als sie uns sahen und hörten. Allzu viele Autos und Menschen sind ihnen wohl noch nicht begegnet. Wir fuhren über einen sandigen Weg zu den verlassenen Häusern und erkundeten diese.
Wie so oft im Westen der USA wurden auch diese Häuser verlassen, ohne das Hab und Gut mitzunehmen. Die Küche war noch eingerichtet und in den Kästen hingen noch die Kleider von früher und hinter dem Haus das Wrack einen alten Pontiac, der auch schon bessere Zeiten gesehen hatte. Selbstverständlich durften zahlreiche Einschusslöcher in der Windschutzscheibe und in der Karrosserie nicht fehlen. Als ich mich dem Autowrack näherte, flüchtete ein Hase panikartig. Im Dunkeln würde ich mich hier nicht unbedingt aufhalten mögen.

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«White Rock Station»
Wer hier wohnte und welches die Beschäftigung der Bewohner war, ist mir leider nicht bekannt. Vielleicht arbeiteten sie auf einer nahe gelegenen Ranch oder Industriebetrieb.
Nun wurde es Zeit, nach Farmington zurückzukehren. Ohne weiteren Halt fuhren wir direkt zum Blue Moon Diner. Wir waren einfach zu hungrig, um vorher noch ins Hotel zu fahren. Burger und Sandwich waren sehr lecker und das lokal im Stil der 1950er Jahre eingerichtet hat uns sehr gut gefallen. Leider wird kein Alkohol serviert, sodass ich auf ein kühles Bier – auf welches ich mich gefreut hatte – verzichten musste.

Heute hatten wir wieder viel erlebt und voller toller Eindrücke kehrten wir ins Hampton Inn zurück. Was der morgige Tag wohl bringen würde ? Eine dicke Überraschung, soviel sei schon mal verraten. Mehr dazu im nächsten Reisebericht.