Nach dem leichten Gewitter am Vorabend setzte am heutigen Sonntag Vormittag leichter Regen ein. Wir verliessen den Camping Park Baita Dolomiti und fuhren in gleicher Richtung wie am Vortag über den Mendelpass in Richtung Eppan zur Südtiroler Weinstrasse.

Diese wurde im Jahr 1964 gegründet und ist eine der ältesten Weinstrassen Italiens. Mit 4’250 Hektar Rebflächen – von insgesamt 5’114 in ganz Südtirol – repräsentiert die Südtiroler Weinstrasse 84 Prozent der Südtiroler Weinberge und der Südtiroler Weinwirtschaft. Ziel war die Cantina Tramin beim gleichnamigen Örtchen Tramin. Wir freuten uns auf eine kleine Weindegustation in schöner Umgebung. Doch leider wurden wir und andere Gäste enttäuscht. Die Cantina ist sonntags jeweils geschlossen. So blieb uns nur ein Blick hinunter zu den Rebbergen rund um den Kaltersee.


Wir machten daraufhin einen Abstecher zum Weindorf Tramin. Tramin ist wegen seines historischen Dorfkerns, des Weinbaus, der Nähe zum Kalterer See und der wöchentlichen Weinfeste im Sommer und Herbst ein beliebter Ferienort. Weine werden hauptsächlich aus der bekannten Rebsorte Gewürztraminer gekeltert. Der Name der Traube leitet sich aus dem Dornamen ab. Der florierende Weinhandel machte Tramin bereits im Jahr 1451 zur bevorrechteten Marktsiedlung. Leider waren sonntags praktisch alle Einkehrmöglichkeiten geschlossen, und im Kaffee Neuseeland war bereits der Staubsauger in Betrieb. Es reichte aber dennoch für Kaffee und Süssigkeiten. Tramin hat uns sehr gut gefallen. Bei unserem nächsten Besuch – an einem Wochentag – würden wir gerne ein Weingut besichtigen und direkt beim Produzenten ein paar Fläschen kaufen. Das werden wir ganz sicher besser planen.

Das Wetter spielte wieder voll mit und die letzten Regenwolken hatten sich längst verzogen, als wir via Bozen zum Karersee einem geschützten Naturdenkmal aufbrachen. Der See liegt in den westlichen Dolomiten am Rande des Latemarwaldes, knapp 20 Kilometer südöstlich von Bozen auf 1’520 Metern Höhe im Gemeindegebiet Welschnofen. Das rund 300 Meter lange und 140 Meter breite Gewässer wird von unterirdischen Quellen aus dem Latemargebirgszug gespeist. Tiefe und Grösse des Sees sind merklich saison- und witterungsabhängig, die grösste Tiefe wird mit etwa 22 Metern angegeben. Im Winter wird der See manchmal von Tauchern aufgesucht, die ihre Tauchgänge unter einer dicken Eisschicht durchführen und in Dokumentarfilmen das Unterwasser-Farbenspiel festhalten. Berühmt ist der kleine Bergsee vor allem für sein tiefgrünes Wasser und die sich über dem umgebenden Wald erhebende Bergkulisse mit der Latemargruppe im Süden und dem Rosengarten im Nordosten als Hintergrund. Um den See ranken sich viele Südtiroler Sagen, und zahlreiche Maler und Schriftsteller wählten das Motiv für ihre Gemälde oder Erzählungen. Der See ist umzäunt und seine Ufer dürfen nicht betreten werden.

Wie durch ein Wunder blieben die Fichten am Seeufer des Latemarwaldes vom letzten gewaltigen Herbststurm «Burglinde» verschont. Es wurden jedoch in umittelbarer Nähe des Karersees grosse Waldflächen weitläufig zerstört. Berge von Holz liegen kreuz und quer übereinander und warten auf den Abtransport. Ganze Landstriche stehen kahl. So etwas hatten wir vorher noch nie gesehen.

Um die unglaubliche Menge an Touristen bewältigen zu können, waren bedeutende Anpassungen an die Infrastruktur notwendig. So steht ein grosser Parkplatz zur Verfügung. Zudem wurde eine Unterführung für die Fussgänger gebaut, um vom Parkplatz zu Karersee zu gelangen. Geschäfte und Imbisbuden warten auf kaufkräftige und hungrige Kundschaft. Wir hatten grossen Hunger und bestellten zwei leckere Toasts.
In der Unterführung steht in Übergrösse eine Art Xylophon gebaut aus dem Holz der Klangfichten. Diese spezielle Fichtenart wächst nur in dieser Gegend und wurde bereits von den italienischen Geigenbaumeistern vor hunderten von Jahren für die Herstellung ihrer Meisterwerke bevorzugt.

Nun wollten wir aber noch höher hinaus. Der Weg führte uns auf das Pordoijoch. Die Passstrasse geht auf das Jahr 1905 zurück und führt über zahlreiche Kehren auf eine Höhe von 2’239 Meter über Meer. Es ist die zweithöchste durchgehend asphaltierte Passstrasse in den Dolomiten Italiens. Das Pordoijoch ist umgeben vom 3’181 Meter hohen Langkofel (im Nordwesten), den zum Sella-Massiv gehörenden Plateaufelsen Sass Pordoi (2’950 Meter), Sass de Forca (2’917 Meter) und der höchsten Felsspitze Piz Boè (3’152 Meter) im Norden, sowie dem nördlichen Vorkamm der Marmolata-Gruppe im Süden. Eigentlich wollten wir mit der Seilbahn auf den Sass Pordoi hinauf. Wir liessen den Plan aber fallen, da es stark regnete und die Temperaturen spührbar kühler waren.

So ging es unverrichter Dinge wieder hinunter zum bekannten Wintersportort Alta Badia und dann wieder leicht hinauf zum Camping Sass Dlacia, dem höchst gelegenen Campingplatz in den Dolomiten. Es hörte auf zu regnen, und blauer Himmel setzte sich wieder durch. Wir waren nun endgültig in der wunderbaren Welt der Dolomiten angekommen.

Die Höhe von 1’680 Meter machte sich in der kommenden Nacht mit kühlen klar bemerkbar. Der Platz liegt wunderbar in einem Wald mit freier Stellplatzwahl und Blick in die orange-gefärbte Bergwelt der Dolomiten. Der Empfang ist sehr gut organisiert, und die Schranke funktioniert mit Nummernschild-Erkennung. Er war sehr gut belegt, und wir hatten Glück, gerade noch einen Stellplatz finden zu können.

Die sanitären Anlagen sich sauber und zweckmässig. Wer grossen Hunger hat, kann im Restaurant des Campingplatzes Essen gehen. Der Platz gefiel uns sehr gut. Wir zogen uns beim Eindunkeln dann aber in unseren VW Bus zurück. Es wurde merklich kühl. Wir freuten uns auf die kommenden Tage und Aktivitäten inmitten der atemberaubenden Welt der Dolomiten.