Schon mal mit dem Vellauer Korblift gefahren ?

In der letzten Nacht sank die Temperatur auf dem Camping Trafoi auf ein angenehmes Niveau. Aber schon am frühen Vormittag als die Sonnenstrahlen den Campingplatz erreichten, wurde uns klar, dass dies heute ein ganz heisser Tag werden würde, doch dazu später mehr. Wir brachen auf und fuhren durch das Vinschgau in Richtung Vellau bei Meran. Im Vinschgau werden ausnahmslos Äpfel angebaut. Es muss viel bewässert werden, da das Tal, welches von über 3’000 Meter hohen Bergen beidseitig abgeschirmt wird, von nördlichen aber auch von südlichen Wettereinflüssen weitgehehend unberührt bleibt.

Vinschgau
Äpfel soweit das Auge reicht

In Vellau befindet sich ein alter und immer noch in Betrieb stehender Korblift, welcher  auf die 1’550 Meter hoch gelegene Leiter Alm hinauf führt. Ein Korblift ist eine Luftseilbahn, bei der mehrere Körbe zur Beförderung von Personen an ein ständig umlaufendes Seil geklemmt sind und dadurch auf einer Seite von einer Station zur anderen und auf der Gegenseite wieder zurück zur ersten Station bewegt werden, wobei das Seil in der Regel über Seilbahnstützen läuft. Korblifte bestehen aus einem meist offenen Korbgehänge. Die Strasse führt über einige Kehren hinauf zur Talstation. Dorthin führt aber auch ein wohl nicht weniger alte Einer-Sessellift. Leider haben wir das erst im Nachhinein erfahren. Sonst hätten wir uns die Autofahrt hinauf sparen können. Bei der Talstation angekommen, mussten wir zuerst einen Parkplatz suchen. Der Besucherandrang war ziemlich gross. Die Berg- und Talfahrt kostet pro erwachsene Person EUR 10.50 und dafür wird auch etwas geboten.  Alles wirkt noch in etwa so wie in den 1950er Jahren. Im alten Kassenhäuschen kommt getreu dem Motto «nur Bares ist Wahres» kein Kartenleser zum Einsatz und eine schrullige Oma verteilt Flyer für ihr Restaurant und weist darauf hin, dass Kaffee und selbstgebackener Kuchen zur Auswahl steht. Beim Ein- und Aussteigen legt das Personal noch Hand an. Da ist nichts computer-gesteuert, und das ist auch gut so.

Von der Bergsation führt ein Wanderweg zur Leiter Alm, die man bequem nach 10 Minuten erreicht hat. Auf 1’550 Meter eröffnet sich ein toller Blick hinunter nach Meran. Wir verpflegten uns auf der Leiter Alm. Die Speckknödel mit Salat waren sehr gut. Die Leiter Alm ist der Einstieg in ein Wanderparadies inmitten des grössten Regionalparks Südtirols, dem  Naturpark Texelgruppe. Er befindet sich fast vollständig in den Ötztaler Alpen. Er wurde 1976 gegründet und umfasst eine Fläche von über 31 Hektar. Durch die grosse Ausdehnung des Naturparks und die Vielfalt an Höhenlagen finden sich zahlreiche Vegetationstypen.

Meran
Einstieg in den Meraner Höhenweg bei der Leiter Alm

Die sonnenexponierten, trockenen Südhänge der Texelgruppe können beispielsweise Steppenvegetation und Laubmischwälder aufweisen. Die besonnten und dem bekannten Schnalstal zugewandten Bereiche sind durch Lärchenwälder gekennzeichnet, die niederschlagsreicheren und etwas kühleren Gebiete gegen Passeier durch Fichtenbestände. Oberhalb der Waldgrenze (etwa auf 1’900 Meter) und der Strauchgrenze bedecken alpine Rasengesellschaften die Hänge, die teilweise als Weiden genutzt werden.

Nach dem Abstecher in die Höhe ging es bei 35 Grad Celsius via Meran weiter nach Montiggl, wo wir auf einen erst kürzlich eröffneten Campingplatz übernachten wollten. Als wir dort ankamen, war der Empfang noch geschlossen. Wir nutzten die Zeit und suchten uns einen guten schattigen Stellplatz. Doch leider war auf dem ganzen Platz kein Schatten zu finden. Der Asphalt und Kies strahlten eine unterträgliche Hitze aus. So entschlossen wir uns, wieder in die Höhe zu fahren und eine geeignetere Unterkunft zu finden. Wir entflohen dem Brutofen über den 1’363 Meter hohen Mendelpass.  Auf der Ostseite führt die Passstrasse nach der Abzweigung von der Südtiroler Weinstrasse bei Eppan, mit einer durchschnittlichen Steigung von 5,7 % (maximal 12 %) auf einer Strecke von 15 km zur Passhöhe. Ein Strassenabschnitt führt direkt durch eine Steilwand. Hier ist die Strasse nur einspurig zu befahren. An den Ausweichstellen muss gewartet werden, bis der Gegenverkehr passiert hat. Dann geht die Fahrt weiter bis zur nächsten Ausweichstelle.

Mendelpass
Die Mendelpass Höhe auf 1’363 Meter über Meer

Der Mendelpass ist seit alters her die Sprachgrenze zwischen dem deutschsprachigen und dem italienischsprachigen Tirol. Heute grenzen hier die autonomen Provinzen Trentino und Südtirol aneinander. Nach der Passhöhe ist auch nichts mehr auf Deutsch angeschrieben. Wir fuhren hinunter nach Sarnonico zum Camping Park Baita Dolomiti. Der hübsch angelegte Platz war sehr gut belegt. Wir fanden aber ein schönes Plätzchen unter einem alten Baumbestand. Die Temperatur war wesentlich angenehmer als im Brutofen in Montiggl. Alles war hier etwas Italienischer als noch vorher im Südtirol, und der Campingplatz war in der Hand der Italiener. Wir waren die einzigen Gäste mit ausländischem Kennzeichen. Der Platz hat einen Swimmingpool, Kiosk, saubere sanitäre Anlagen und eine grosse Entsorgungsstelle gegenüber der Reception. Es hat uns sehr gut gefallen.

Camping Park Baita Dolomiti
Bäume spenden Schatten
Camping Park Baita Dolomiti
Der erfrischende Swimming Pool

Es zogen mächtige Gewitterwolken auf und gegen Abend begann es zu donnern und etwas zu regnen. Der ganze Zauber war aber schnell vorbei, und die Nacht war sehr ruhig.

 

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.