Von Surfern, Menhiren und dem Tumulus de Kercado

Camping Municipal de Penthievre
Camping Municipal de Penthièvre

Unser Reiseplang sah vor, dass wir heute am späteren Nachmittag in Redon sein sollten. Dort hatten wir mit Kollegen abgemacht, bei welchen wir übernachten würden. Deshalb verliessen wir heute morgen den hübschen und gepflegten Campingplatz Camping Municipal De Penthièvre. Es hat uns hier in der Vorsaison wirklich gut gefallen. Auch hier konnten wir uns gut vorstellen, welch reger Betrieb in der Sommerzeit wohl herrschen würde. Man lernt wirklich zu schätzen, wenn man ausserhalb der Hauptreise-zeiten unterwegs sein darf. Doch bevor wir losfuhren, wollten wir noch ein paar Sehenswürdigkeiten der Halbinsel Quiberon besuchen. Das war zum Beispiel der Arche De Port Blanc Roche Percée. Das ist ein Steinbogen direkt am Strand gelegen. Wieder einmal ein tolles Beispiel, was Erosion und Zeit bewirken können.

Plage de Port Blanc
Arche De Port Blanc Roche Percée

Der Strand, an welchem sich der oben gezeigte Arche befindet, ist Teil des Plage de Port Blanc, welcher bei Surfern offenbar ganz oben auf der Liste steht. Wir konnten ungefähr zwanzig Surfern beim Meistern der Wellen zuschauen. Eine ansässige Surfschule bietet auch Kurse an. Das war ganz interessant. An den Sandstrand angrenzend sind schroffe Klippen und starker Wellengang. Es überrascht nicht, dass hier ein striktes Badeverbot besteht. Wer käme denn schon auf die Idee, hier ins kühle Nass einzusteigen ? Ein Weg führt vom Strand zum Pointe du Percho, wo die nachfolgende Aufnahme entstanden ist.

Quiberon
Klippen und starker Seegang beim Pointe du Percho

Das Wetter war heute nicht so schön wie in den vergangenen Tagen. Das machte nichts, solange es trocken blieb, und das war auch der Fall, soviel sei schon mal verraten. Weiter südlich, in der Gegend von Le Manémeur standen als nächstes zwei Menhire auf dem Programm. Bevor wir diese ausfindig machten, besichtigten wir die Klippen bei Le Vivier und tranken im gleichnamigen Restaurant einen Kaffee zur Aufwärmung. Der Temperaturrückgang war nicht zu ignorieren. Aber eben, es gibt ja nicht das falsche Wetter sondern nur die falsche Kleidung.

Le Vivier
Klippenlandschaft
Restaurant Bar Le Vivier
Aufwärmen

Zurück zu den Menhiren. Unmittelbar beim Restaurant steht der Menhir de Beg Er Goh Lannec. Das besondere an ihm ist seine Herzform. Das ist wohl einzigartig. Es ist nur etwas schade, dass er in einem Betonfundament steht. Das dient der Sicherung, wirkt aber etwas störend. Egal, die Form ist einzigartig. Nicht weit davon entfernt ist der Menhir de Mané Meur schon von weitem zu erkennen.

Menhire
Menhir de Beg Er Goh Lannec
Menhir
Menhir de Mané Meur

Wir näherten uns nun dem südlichsten Punkt der Halbinsel Quiberon. Unsere Hoffnung, malerischen Fischerdörfchen und bunten Fischkuttern zu begegnen, wurde erbarmungslos zerstört. Anstatt dessen fanden wir Hotelbauten aus Beton, einen Flugplatz, ein Casino, jede Menge Leute und viel Verkehr. Schade, das ist wohl das Resultat einer Fehlplanung aus den 1980er Jahren. Nicht einmal fotografieren wollten wir es, das sagt wohl alles. So machten wir uns auf den Weg nach Norden und verliessen die Halbinsel Quiberon. Nächstes Ziel waren die bekannten Steinreihen von Carnac mit über 6’000 Jahre alten Gräbern und Megalithen. Als erstes besuchten wir das sehr informative Besucherzentrum. Hier machten wir uns mit zahlreichen Hintergrund- und Detailinformation vertraut, bevor wir einzelne Gebiete des grossen Geländes besichtigten.

Steinreihen von Carnac
Megalithenanlage

Die Megalithanlagen wurden in der Jungsteinzeit (ab circa 4’500 vor Christus) erbaut und bis in die Bronzezeit (circa 2’300 vor Christus) genutzt. Grundlagen (wie Skelettreste oder Keramikfunde) für eine Datierung sind jedoch spärlich. Die Steinreihen, die einzeln stehenden Menhire und die Dolmen bestehen im Wesentlichen aus dem Granitgestein der vom Meer aufgeschlossenen Küste. Viele Oberflächen sind heute zum Teil verwittert und mit Flechten überzogen. Während die älteren Steine der Steinreihen und der Dolmen in aller Regel sorgfältig bearbeitet wurden, sind bei späteren Steinsetzungen kaum noch Bearbeitungsspuren festzustellen.

Die Steinreihen bilden die Gruppen von Kerlescan, Le Menec und Kermario. Die Reihen sind über drei Kilometer lang und enthielten ursprünglich über 3’000 Steine, die zwischen 0.5 Meter und 4.0 Meter hoch sind. Die grössten Steine befinden sich immer am westlichen Ende. Das ursprüngliche Ausmass betrug vermutlich unglaubliche 8 Kilometer.

Steinreihen von Carnac
Dolmengrab

Hier könnte man gut und gerne einen ganzen Tag verbringen. Durch die verschiedenen Anlagen führen teilweise Spazierwege. Ein Grossteil ist allerdings nicht mehr zugänglich und muss neuerdings aus Distanz betrachtet werden. Durch die zunehmende Anzahl Besucher hat sich der Boden um die Menhire und Dolmengräber beträchtlich gesenkt und somit hat sich die Einsturzgefahr beträchtlich erhöht. Wie leider immer und überall wollte man auch dem Vandalismus Meister werden. Den Höhepunkt unseres Besuches sparten wir für den Abschluss auf. Es handelt sich um den Tumulus de Kercado. Dieses Hügelgrab liegt an einer der höchsten Stellen im Gelände in den Wäldern um Carnac. Der Tumulus wird etwa auf 4’600 vor Christus datiert und ist somit eine der ältesten Megalithanlagen Europas. Genutzt wurde sie während schätzungsweise 3’000 Jahren. Der Menhir auf dem Hügel wurde anlässlich der Restauration im Jahr 1925 aufgesetzt. Es ist auch überliefert, dass Flüchtige während der Französischen Revolution im Hügelgrab Unterschlupf fanden.

Tumulus de Kercado
Der Tumulus von Kercado

Der Hügel hat etwa 40 Meter Durchmesser und war vermutlich von Randsteinen eingefasst. Er wurde von einem teilweise erhaltenen Kreis aus kleineren Menhiren umgeben. Der Zugang zur Kammer liegt in Richtung der Wintersonnenwende. Die rechteckige Kammer (3.2 Meter mal 2.2 Meter) wird über einem 6.5 Meter langen rechteckigen Gang erschlossen. Die Tragsteine von Kammer und Gang bestehen aus 17 Monolithen. Der Gang wird von fünf, die Kammer von einem einzigen Stein bedeckt. Kurios für ein Ganggrab ist, dass die meisten Decksteine im Gang durch eine hohe Schicht aus Trockenmauerwerk von den Tragsteinen getrennt sind.

Tumuls von Kercado
Gang zur Grabkammer

Drei der Tragsteine im Gang sowie vier Steine der Kammer tragen eingeritzte Motive. Der Deckstein der Kammer ist mit einem grossen Axtpflug geschmückt. In der Kammer und im Gang wurden Artefakte von einer Reihe von Bestatteten gefunden, (Äxte, Perlen, Pfeilspitzen, Keramik und 147 Perlen).

Tumulus von Kercado
Grabkammer

Der Zugang zum Tumulus de Kercado ist auch noch etwas speziell. Man fährt zu einem indischen Restaurant (ja, indisch), parkiert dort und macht sich auf den Weg in den Wald. Der Zugang ist beschriftet. Man passiert einen kleinen Unterstand mit Informationsschreiben und einer Sammelbüchse. Eintritt wird keiner verlangt aber gebeten, eine Spende zu hinterlassen. Das haben wir respektiert. Für ein solches Erlebnis bezahlt man doch gerne ein paar Euro. Dann führt der Weg durch den Wald direkt zum Tumulus. Nun hatten wir genug gesehen und vor uns lag ja noch die beinahe zweistündige Autofahrt nach Redon, wo unsere Kollegen mit Tochter und Schwiegersohn auf uns warteten. Wir sind ohne Pause zugefahren und gut in Redon angekommen. Nach einem Apéro bei ihnen zuhause gab es im Restaurant La Bogue ein echt französiches und ausgezeichnetes Nachtessen.

Restaurant La Bogue
Tolles Ambiente
Restaurant La Bogue
Gänseleber
Restaurant La Bogue
Käse

Das war köstlich ! Zum ersten mal nach drei Wochen on the Road schliefen wir nicht im Bus sondern auf Luftmatrazen bei ihnen zuhause.

 

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.