Nach drei Nächten auf dem schönen Campingplatz Camping Municipal de Kermaléro brachen wir zu neuen Ufern aus, oder genauer gesagt, in Richtung Süden mit der Halbinsel Quiberon als Tagesziel. Eine ersten Zwischenhalt legten wir bei der Ruine der Chapelle de Languidou in der Nähe von Plovan ein. Die Chapelle de Languidou ist dem heiligen Vitus (bretonisch Quidou, Guidou oder Guideau) geweiht und wurde zwischen 1160 und 1260 von Handwerkern aus dem nahen Pont-Croix errichtet. Sie wird daher der Bauschule von Pont-Croix zugerechnet.

Die etwa 22 Meter mal 13 Meter grosse Kapelle ist dreischiffig. Das Langhaus umfasst vier und der Chor zwei Joche. Der gerade Chorschluss erhielt im 16. Jahrhundert die beeindruckende Fensterrose im Stil der Flamboyantgotik. Offensichtlich wurde die Rose von demselben Meister ausgearbeitet, der das zweite Südportal der Stiftskirche in Pont-Croix fertiggestellt hat.
In Folge der Französischen Revolution wurde die Kapelle im Jahre 1795 verkauft und teilweise zerstört. Zahlreiche Steine wurden zum Bau einer Wachstube in Plovan verwendet. Erst spät erkannte man den baulichen Wert der Kapelle, sicherte die Ruine und stellte sie unter Denkmalschutz. Ausstattungsstücke aus der Kapelle befinden sich heute in der Kirche St-Gorgon in Plovan.

Es gibt einen kleinen Parkplatz direkt bei der Kapelle. Die freie Besichtigung lohnt sich auf jeden Fall. Wir zogen weiter in Richtung Süden zum Pointe de Saint-Pierre in Penmarc’h. Was gibt es hier wohl zu besichtigen ? Richtig, zwei Leuchttürme. Zum einen den Le Vieux Phare de Penmarc’h und zum anderen den Phare d ‘Eckmühl.
Der am 17. Oktober 1897 eingeweihte Phare d’Eckmühl ist mit 60 Meter Höhe einer der höchsten Leuchttürme Europas. Der Turm sichert eine der aufgrund vieler Felsen gefährlichsten Küsten Frankreichs. Die Mauern des Turms sind aus Kersanton Granit errichtet, und die Innenwand des Treppenhauses ist mit Opalglas Fliesen belegt. Der Turm ist heute eines der meistbesuchten Bauwerke des Departements Finistère.


Der Phare d’Eckmühl wurde neben zwei älteren Leuchttürmen im Dorf Saint-Pierre erbaut. Als erstes entstand ein optischer Telegraf (Sémaphore), der später als Vieille Tour bezeichnet wurde. 1835 ging der Le Vieux Phare de Penmarc’h als direkter Vorgänger des Phare d’Eckmühl in Betrieb. In einem Gesetz vom 3. April 1882 beschloss der französische Staat die Modernisierung seiner Leuchtsignale an der Küste, und insbesondere den Anschluss der wichtigsten Leuchttürme, darunter der Phare de Penmarc’h, an die Elektrizität. Das neue Beleuchtungskonzept sah eine Höhe von 60 Metern vor. Der Leuchtturm war aber nur 40 Meter hoch, und es stellte sich als technisch unmöglich heraus, ihn so weit zu erhöhen, wie es für die vorgesehene Reichweite des Leuchtfeuers von durchschnittlich 100 Kilometer nötig war. Im Jahr 1890 wurde somit entschieden, einen neuen, 54,20 Meter hohen Leuchtturm zu erbauen. Am 6. Oktober 1892 wurde das Projekt mit Gesamtkosten von 110.000 Francs beschlossen.
Am 9. Dezember 1892 ergaben sich durch einen unverhofften Geldsegen Veränderungen an dem Projekt. Die Marquise Adélaïde-Louise d’Eckmühl de Blocqueville bestimmte in ihrem Testament eine Summe von 300’000 Francs zur Errichtung eines Leuchtturmes. Dieser Leuchtturm sollte den Namen d’Eckmühl erhalten, zu Ehren ihres Vaters, des Maréchal Louis Nicolas Davout, Herzog von Auerstädt, Prinz von Eckmühl. Diesen letzten Titel verdankte er der Schlacht bei Eggmühl, die er nahe dem bayerischen Dorf Eggmühl geschlagen hatte. Die Marquise wollte, dass dieser Name voll trauriger Erinnerung sein Ansehen durch die dank des Leuchtturms geretteten Leben wiederherstellen sollte.
Sie wünschte zudem, dass dieser Leuchtturm an der bretonischen Küste und an einem Ort, an dem er sicher die Zeiten überstehen würde, errichtet werde. Nach einer Untersuchung beschloss eine Kommission den Standort an der Pointe de Penmarc’h. Um den Wünschen der Stifterin gerecht zu werden, wurde der Pariser Architekt Paul Marbeau hinzugezogen, um die Dekoration des Turms zu gestalten. Das war eine Premiere in der modernen Geschichte der Leuchttürme. Um bis hinauf zur Laterne zu gelangen, muss man insgesamt 307 Treppenstufen ersteigen. Das wollte ich mir nicht entgehen lassen. Aber ohne vorherige Stärkung, das heisst, Mittagessen, war das nicht möglich. Einige junge Besucher rannten noch um die Wette hinauf. Ich würde es etwas gemütlicher nehmen, das war klar.
Gegenüber der Leuchttürme liegt die Crêperie du Phare. Wir fanden, das wäre die richtige Zeit und der richtige Ort für eine Galette und Cidre.
Frisch gestärkt machte ich mich dann auf den Weg, die 307 Treppenstufen zu erklimmen. Oben angelangt öffnete sich mir ein toller Blick in die Weiten des Meeres mit den gefährlichen Klippen sowie einen Blick hinunter zum alten Leuchtturm und das Sémaphore. Das hat sich auf jeden Fall gelohnt. Der Turm steht in einem rechteckigen Hof von etwa 80 Meter mal 60 Meter, der von einer Mauer umgeben ist. Die Mauer an der Nordseite, die nicht direkt dem Meer ausgesetzt ist, wurde erst 1924 nach einer Sturmflut errichtet. Im Hof sind auch die Unterkünfte der Wärter und der Maschinenraum untergebracht. Heute wird der Leuchtturm vollautomatisch betrieben, die letzten beiden Leuchtturmwärter haben ihren Dienst am 19. Oktober 2007 quittiert. Die Spitze des Leuchtturms ist schön verziert und bevor man auf die Plattform geht, kann man noch ein schönes Holzzimmer besichtigen.

Bevor wir den Pointe de Saint-Pierre verliessen, sammelten wir am Strand noch unzählige kleine, wunderschön geformte und gefärbte Müschelchen und etwas Schwemmholz für eine Bretagnen Dekoration zuhause.
Unser Tagesziel, der Camping Municipal De Penthievre lag noch über zwei Stunden Fahrt vor uns und allzu spät wollten wir nicht ankommen. So fuhren wir los, kamen gut und sicher auf der Halbinsel Quiberon an und suchten uns einen schönen Stellplatz direkt am Strand. Leider ist die erste Reihe gesperrt, da die Düne langsam aber sicher erodiert. Aber auch die zweite Reihe war wunderbar ! Nach dem Nachtessen liessen wir den Tag mit einem Strandspaziergang ausklingen.