Wir besuchen die Île de Sein

Heute wagten wir uns aufs Meer hinaus. Ziel für unseren Tagesausflug war die bekannte Île de Sein. Die Tickets hatten wir vorsorglich gestern schon gekauft. Das wurde uns vom Leiter des Campingplatzes auch empfohlen. Ausserhalb der Hochsaison wird die Insel täglich von einem Schiff angelaufen, ansonsten von drei Schiffen. Die Ausgabestelle der Tickets befindet sich beim Steg im Hafen von Audierne.

Audierne
Die Hafenpromenade Quai Anatole France in Audierne

Audierne liegt auf einer Halbinsel an der Mündung des Goyen und ist ein Fischerort mit langem Sandstrand. Der ehemals bedeutsame Fischereihafen ist heute im Wesentlichen ein Yachthafen. Von der Fischerei übriggeblieben ist eine Austernaufzuchtstation, in der man die Delikatesse erstehen kann. Entlang des Hafens erstreckt sich der Hauptgeschäftsbereich des Städtchens. Wir fuhren zum Hafen des Stadtteils Esquibien von wo aus die Schiffe zur Île de Sein in See stechen.

Vor dem Bootssteg befindet sich auch gleich die Verkaufsstelle für Tickets. Fahrgäste können den kostenlosen Parkplatz benutzen. In der Hochsaison könnten diese aber schnell belegt sein. Wir fanden noch einen Platz, parkierten unseren Bus und machten uns auf den Weg zum Steg, wo schon einige Leute warteten. Unser Schiff, die Enez Sun, wurde bereits mit Frachtgut beladen. Die Passagiere mussten noch einen Moment warten, bis wir an Bord gehen konnten. Das ging alles ziemlich schnell. Das Team scheint wirklich eingespielt zu sein. Bei schönstem Wetter und nicht zu kühlen Temperaturen ging es los. Île de Sein, wir kommen ! Die Überfahrt dauert ziemlich genau eine Stunde und führt entlang der Küste zum Pointe du Raz und ermöglicht einen schönen Blick auf den Phare de la Vieille. Die Île de Sein liegt 8 Kilometer von der Küste entfernt.

Audierne
Mit der Enez Sun auf die Île de Seine
Enez Sun und Pointe du Raz
Der Küste entlang Richtung Pointe du Raz
Phare de la Vieille
Pointe du Raz mit dem vorgelagerten Phare de la Vieille

Der Seegang war relativ ruhig und die Überfahrt war sehr angenehm. Es wurde keinem Passagier schlecht an Bord. Nach ziemlich genau einer Stunde gingen wir im Port du Men-Brial der Île de Sein von Bord. Es war interessant zu beobachten, wie die Einheimischen mit ihren Schubkarren am Hafen warteten. Nicht um uns zu begrüssen, sondern um ihre Waren, Pakete und Post abzuholen. Es gibt nur zwei Fahrzeuge auf der Insel. Das wäre zum einen das kleine Feuerwehrauto und ein Transporter um Wasser oder Diesel zu befördern.

Île de Sein
Das gängige Transportmittel auf der Île de Sein

Die Bewohner der Île de Seine (bretonisch Enez Sun, also wie unser Schiff) nennen sich Sénans (bretonisch Suniz). Mit einigen benachbarten kleinen Inseln bildet sie die Gemeinde Île de Sein mit 244 Einwohnern. Sie ist gut sechs Kilometer lang und zwischen 100 und 800 Metern breit. Die felsige Île de Sein ist sehr flach, die höchste Stelle liegt lediglich neun Meter hoch, so dass die Insel bei Hochwasser von Überschwemmungen bedroht ist. Wir hatten nun einige Stunden Zeit, um die Insel zu besichtigen. Bevor wir loslegten, machten wir Halt im Restaurant Case de Tom. Der Kaffee schmeckte lecker und wurde in hübschen Tassen serviert. Wir genossen den Blick auf die gepflegten, bunten Häuser, welche die Strand- und Hafenpromenade säumen.

Île de Sein
Wir geniessen den Blick auf die Strandpromenade der Île de Sein
Île de Sein
Die beiden Menhire mit der «Inselkatze» vor der katholischen Kirche

Die Île de Sein wird seit der prähistorischen Zeit bewohnt. Schon der römische Geograph Pomponius Mela beschrieb die Insel in einem seiner Werke. Noch ältere Zeitzeugen sind die beiden Menhire, welche vor der alten Kirche stehen. Die Bewohner der Insel wurden erst im 16. Jahrhundert christianisiert, also erst viel später als die Bewohner des «weit entfernten» Festlandes.

Île de Sein

Nach dem Kaffee legten wir los. Als erstes besuchten wir die katholische Kirche. Im Innern der Kirche erinnert einiges an die Risiken der hiesigen Schifffahrt und Fischerei. Unser Spaziergang führte nun entlang der schönen und bunten Häuserfronten der Strandpromenade zum am anderen Ende der Insel liegenden Grand Phare de l’île de Sein.

Île de Seine
Schöne Häuserfronten am Quai
Île de Seine
Farbenfrohe Fassaden

Der Grand Phare de l’île de Sein wurde zwischen 1950 und 1951 erbaut. Der Bau eines neuen Leuchtturms wurde notwendig, nachdem der erste Turm aus dem Jahr 1839 während des Zweiten Weltkriegs 1944 zerstört wurde.

Grand Phare de l'île de Sein
Unterwegs zum Grand Phare de l’île de Sein
Alter Leuchtturm
Postkartenansicht des alten Leuchtturmes (Quelle: Internet)

Die Postkarte aus dem Jahr 1974 im Bild links zeigt eine Aufnahme des alten Leuchtturms. Sie erinnert an die Befreiung im Jahr 1944. Am Ende des Zweiten Weltkrieges gehörte die Île de Sein zu den fünf Städten, die durch das Dekret vom 1. Januar 1946 General de Gaulles die Auszeichnung Ordre de la Libération erhielt. Die Briefmarke nennt die anderen vier Städte, welche im 2. Weltkrieg massgeblichen Widerstand leisteten. Wir näherten uns dem Leuchtturm und stiegen die gefühlten 500 Treppen hinauf. Die Aussicht von oben ist grandios und die kleine Mühe absolut wert. Erst jetzt wird einem so richtig klar, wie übersichtlich die Insel eigentlich ist. Der Zutritt kostet ein paar wenige Euro. Die Einnahmen kommen dem Unterhalt des Leuchtturms zu Gute. Wir sprachen noch mit der netten Dame an der Kasse beim Eingang. Sie zog vor etwas mehr als zehn Jahren vom Festland auf die Île de Sein. Wenn man ihr so zuhört, versteht man, dass sie diesen Schritt nie bereut hat.

Heutzutage lebt man grossteils vom Tourismus. Auf der Insel gibt es verschiedene Übernachtungsmöglichkeiten. Die Fischerei nahm dramatisch ab. Waren es einst 350 Fischer, die sich um die reichhaltigen Fischgründe kümmerten, so ist es heute noch einer. Er ist 72 Jahre alt, und ein Nachfolger ist nicht in Sicht. Landwirtschaft ist auf der Insel auch nicht möglich, und so sind die Möglichkeiten, Einnahmequellen zu erschliessen, stark begrenzt. Die Insel und ihre Umgebung sind inzwischen ein Naturpark, nicht zuletzt auf Grund der hier brütenden Seevögel.

Hier übrigens noch ein Link zu einem ganz interessanten Artikel über die Île de Sein: Die Stromrebellen auf der Île de Sein. Es geht um die Stromversorgung. Der Artikel enthält aber auch zahlreiche weitere Informationen zur Insel und ihre Bewohner.

Grand phare de l’Île de Sein
Unendliche Weiten
Grand phare de l’Île de Sein
Inselleben

Nun war es Zeit für ein Mittagessen. Wir wählten das Restaurant Case de Tom, wo wir am Vormittag schon einen feinen Kaffee geniessen konnten. Auch jetzt wurden wir nicht enttäuscht. Wir wussten zwar nicht so recht, was wir bestellten aber es schmeckte köstlich. Es soll aber irgendwas mit Salat zu tun haben. Was wir dann serviert bekamen, war Hummer mit Rohschinken, Gänseleber und Kartoffelsalat. Auch etwas grüner Salat war noch auf dem Teller. Dazu einen feinen und kühlen Cidre. Es war zwar nicht ganz günstig aber sehr lecker.

Case de Tom
Hummer im Case de Tom

Wir liessen die Zeit gemütlich verstreichen und gingen am späteren Nachmittag wieder an Bord der Enez Sun, welche uns wohlbehalten nach Audierne brachte. Unterwegs nahm der Kapitän Kurs auf den Phare de la Vieille vor dem Pointe du Raz und ermöglichte uns so nochmals einen schönen Blick auf den Leuchtturm.

Île de Sein
Leinen los und au revoir Île de Sein

Bevor wir retour zum Campingplatz fuhren, genehmigten wir uns in Audierne noch ein Bierchen und einen Kaffee. Ein toller Tag auf der Île de Sein ging zu Ende. Der zählt sicher zu den Höhepunkten unserer Reise durch die Bretagne. Nachfolgend noch eine Photo Galerie mit zusätzlichen Bildern des Tages sowie ein Youtube Video, welches zeigt, wie sich die Île de Sein bei schlechtem, stürmischem Wetter präsentiert. Muss auch toll sein, oder ?

Photo Galerie
«Ausflug per Boot auf die Île de Sein»
Youtube Film
«Auf der Île de Sein wenn es stürmt !»

 

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