In der Abbaye de Beauport auf den Spuren der Mönche des 13. Jahrhunderts

Nach dem traumhaften Ausflug zum Cap Fréhel und Fort La Latte von gestern (Link) ging es heute weiter in Richtung Westen mit einem Besuch der Abbaye de Beauport, welche süd-östlich von Paimpol liegt und als eines der bedeutendsten historischen Monumente der Bretagne gilt. Auf dem Weg dorthin fuhren wir durch malerische Fischerdörfer und entlang von ruhigen und kaum besuchten Buchten.

Im Laufe des Nachmittags erreichten wir südlich von Paimpol die Abbaye de Beauport. Gratis Parking steht in unmittelbarer Nähe zur Verfügung. Ein kurzer Spazierweg führt zur Abtei, welche im Jahr 1202 mit Unterstützung von Alain I. – Graf von Penthièvre – gegründet wurde. Er stellte Land zwischen der Mündung des Correc und einer Sumpfgegend zur Verfügung, auf der sich Mönche aus der Prämonstratenserabtei La Lucerne bei Avranches niederliessen. Eine Abtei ist wie eine von Mauern umgebene Stadt. Die Abtei ist in unterschiedliche Zonen aufgeteilt, in denen die Chorherren (Ordensleute) jeweils beten, essen, schlafen oder arbeiten. Rings um den Kreuzgang befinden sich die verschiedenen Gebäude des religösen und täglichen Lebens. Landwirtschaftliche und industrielle Flächen sowie ein Obstgarten und ein Friedhof vervollständigen die Anlage. Einige der Chorherren betreuen die vierzehn (!) umliegenden Kirchen in ihrer Funktion als Priester. Die anderen verwalten die Abtei.

Abbaye de Beauport
Der Kreuzgang

Ausgestattet mit päpstlichen Privilegien begannen sie 1203 mit dem Bau des Klosters. Beauport gedieh vor allem im 13. und 14. Jahrhundert und hatte in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine erneute Blütephase. Dem Abstieg ab 1750 folgte die Schliessung im Jahr 1790. Sieben Jahre später kaufe Louis Morand, ein Island Fischer aus Paimpol, einen Teil der Abtei. Der Rest wurde Eigentum der Gemeinde Kérity. Die mit der Schliessung einsetzende Plünderung der Abtei wurde erst 1862 beendet, als Beauport als Monument historique klassifiziert wurde.

Abbaye de Beauport
Das Refektorium

Im Nordwesten befindet sich der Zugang zum weiträumigen Refektorium (Bild oben). Das Refektorium war ein Ort des Gemeinschaftslebens. Es öffnet sich mit seinen Rundbögen dem Meer hin. Hier nahmen die Ordensleute schweigend ihre Mahlzeiten ein. Dies wurde mit Gebeten eröffnet und beschlossen. Somit war die Mahlzeit zugleich eine körperliche wie auch geistige Stärkung. Von Ostern bis September nahmen die Ordensleute täglich eine Hauptmahlzeit und ein leichtes Abendessen zu sich. Ihre Mahlzeiten bestanden hauptsächlich aus Getreide, Hülsenfrüchten, Gemüse aus dem eigenen Gemüsegarten, Fisch und Obst. Das ganze begleitet von Brot und Wein. An Festtagen wie Weihnachten oder Ostern war es erlaubt, Fleisch zu essen. Während dem Essen las einer der Ordensleute oben von der Kanzel Auszüge aus der Bibel oder aus dem Leben der Tagesheiligen vor. Untereinander verständigte man sich durch Gesten.

Abbaye de Beauport
Die Abteikirche ohne Dach

Die im gotisch-normannischen Stil erbaute Abteikirche besitzt spitzenförmige Arkaden und Öffnungen. Das Motiv des vierblättrigen Kleeblattes über dem Portal erinnert an die in der Normandie geläufigen Verzierungen. Ein heute nicht mehr vorhandenes Kreuzgerippengewölbe aus Kalkstein überdeckte die Abteikirche. Mitte des 17. Jahrhunderts erhält die Kirche ein neues Dekor. Altäre aus Marmor und Kalktuff werden aufgestellt. Im Zuge der französischen Revolution wird die Abtei beschlagnahmt. Im Jahr 1790 müssen die Ordensleute den Ort verlassen. Mangels Unterhalt stürtzt das Kirchendach ein und verleiht dem Ort das Bild einer romantischen Ruine.

Abbaye de Beauport
Grabsteine aus dem 15. Jahrhundert

Im Zentrum der Kirche befinden sich Liegefiguren (Bild oben), welche einen Gutsherrn und seine Gattin darstellen. Diese beiden Grabsteine stammen aus dem 15. Jahrhundert. Reiche Spender wie dieses Ehepaar hatten das Privileg, in der Kirche begraben zu werden. Das Schwert des Adeligen befindet sich zwischen seinen Beinen und bedeutet, dass er im Kampf gefallen ist.

Abbaye de Beauport
Der Kapitelsaal
Abbaye de Beauport
Grüner Stein vulkanischen Ursprungs

Der Kapitelsaal (Bilder oben und links) war das Zentrum des Gemeinschaftslebens. Jeden Morgen fanden sich die Ordensleute (Chorherren) dort unter der Obrigkeit des Abts ein. Die Versammlung begann mit der Lesung eines Regelkapitels. Als Ort des Ausdrucks durften sich die Ordensleute hier zu Wort melden und nahmen per Abstimmung an wichtigen Entscheidungen teil. Der Kapitelsaal war auch eine öffentliche Beichtstätte, an welcher nach der Beichte massgeregelt wurde.

1992 kam Beauport in den Besitz des Conservatoire du littoral. Die nun aufgenommenen Restaurierungsarbei-ten machten Beauport zu einem der bedeutendsten touristischen Ziele in der Bretagne. Von der aus dem 13. Jahrhundert stammenden Kirche stehen noch die Fassade, das Hauptschiff (Kirche ohne Dach), das nördliche Seitenschiff und das linke Querschiff. Der überall in der Abtei anzutreffende grüne Stein (Bild links) hat einen vulkanischen Ursprung und stammt aus der Region. Im Kapitelsaal wurde er zum Bau des Gewölbes verwendet. Ausserdem wurde er zu dekorativen Zwecken genutzt.

Der gebührenpflichtige Eintritt lohnt sich auf jeden Fall. Alles kann auf eigene Faust erkundet werden. Wir verbrachten hier einige Zeit und lernten viel dabei. In jedem Raum stehen mehrsprachige Informationstafeln zur Verfügung.

Nach unserem ausgiebigen Ausflug ins fromme Mittelalter fuhren wir nach Norden in die unmittelbare Nähe des Silon de Talbert, wo wir auf dem Campingplatz «Domaine de Laneros» einen schönen Stellplatz für die beiden nächsten Übernachtungen gefunden haben. Nachfolgend noch weitere Aufnahmen von der Abbaye de Beauport.

Photo Galerie
«Abbaye de Beauport»

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