In Dinan reisen wir ins Mittelalter zurück

Etwas mehr als 20 Kilometer südlich von Dinard liegt das hübsche, mittelalterliche Städtchen Dinan, welches wir heute besuchten. Wir brachen am frühen Vormittag in Dinard auf und verliessen den Campingplatz «Camping Municipale Port Blanc». Die Autofahrt nach Dinan dauert eine gute halbe Stunde. Wie immer, stehen auch in Dinan ausreichend und zentral gelegene, kostenlose Besucherparkplätze zur Verfügung. Wir parkierten und wurden von einem freundlichen Franzosen auf die Schweiz angesprochen. Wir unterhielten uns ausgzeichnet und erhielten einige Ratschläge zur Besichtigung der 12’200 Einwohner zählenden Stadt Dinan. Wir machten uns zu Fuss auf den Weg ins mittelalterliche Stadtzentrum.

Strategisch wichtig für den Verkehr zwischen der Normandie und der nördlichen Küste der Bretagne gelegen, wurde Dinan überwiegend auf einem Hügel erbaut. Die Altstadt liegt etwa 75 m über dem Fluss Rance, der nach Norden fliesst und zwischen Saint Malo und Dinard in den Ärmelkanal mündet. Dinan stellte lange Zeit den nördlichsten Punkt zum Überqueren der Rance und ihres breiten Mündungsdeltas dar.

Als erstes besuchten wir die katholische Kirche Saint Malo de Dinan mit ihren grossen,  eindrücklichen Kirchenfenstern von Anfang des 20. Jahrhunderts. Der Bau der Kirche erstreckte sich von Ende des 15. bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Gebaut wurde im Stil der Gotik und der Renaissance.

Eglise Saint Malo de Dinan
Eglise Saint Malo de Dinan

Die Geschichte Dinans ist seit dem 11. Jahrhundert bekannt, obwohl der Ort wahrscheinlich bereits seit der Antike besiedelt war. Bekannt wurde die Burg von Dinan in einer Darstellung auf einem Fragmente der Teppiche von Bayeux. Darauf ist dargestellt, wie die Erdhügelburg des Ortes von den Soldaten Wilhelm des Eroberers angegriffen wurde. Es handelt sich um die wichtigste historische Darstellung dieser mittelalterlichen Burgform, die sich wegen ihrer Holzbauweise nicht erhalten hat.

Im 12. Jahrhundert erwähnte ein arabischer Geograf Dinan in seinen Aufzeichnungen, in denen er von dem Wohlstand und einer aus Stein gebauten Mauer berichtete. Dieser Anfang einer Befestigungsanlage wurde bis zum 15. Jahrhundert weiter verstärkt. Auf Betreiben der Gemeinden Saint-Malo und Saint-Sauveur wurde Dinan im Jahr 1283 vom Herzog der Bretagne Johannes I. gekauft. In dieser Epoche wurde der Ring der Stadtmauern zum heute bekannten Stand fertiggestellt.

Dinan
Wehrgang mit Wehrturm mit Durchgangstor «La Porte du Jerzual»

Verschiedene Türme umgeben die Altstadt in trigonometrischer Form. Der Wehrgang, der noch auf einer Länge von 2600 Metern erhalten ist, wurde durch fünf Tore durchbrochen. Im Jahr 1357, während der Kriege um die Nachfolge der Herzogtümer der Bretagne, verteidigte Bertrand du Guesclin mit Erfolg die von den englischen Truppen belagerte Stadt. Er trat Thomas von Canterbury in einem Einzelkampf gegenüber und ging als Sieger hervor. Wie alle anderen bretonischen Städte wurde auch Dinan gegen Ende des 15. Jahrhunderts dem Königreich von Frankreich angeschlossen.

Im 18. Jahrhundert wurde der Handel durch die Niederlassung zahlreicher Weber stimuliert, die überwiegend Segeltuche für die Boote herstellten, die dann nach Saint Malo durch das Tal der Rance verschickt wurden. Auf Initiative einer sich entwickelnden Bourgeoisie wurden diverse Massnahmen im Kampf gegen die mangelnde Hygiene, die in der Stadt herrschte, ergriffen. Im 19. Jahrhundert verlor der Hafen durch den Bau einer Strassenbrücke 1852 und eines Eisenbahnanschlusses 1879 zunehmend an Bedeutung. In der Stadt wurden zahlreiche stattliche Häuser gebaut. Die Stadt verwandelte sich nach und nach zu einer Sommerresidenz, die insbesondere von den Engländern geschätzt wurde.

Die alte Brücke über die Rance beim Hafen von Dinan
Die alte Brücke über die Rance beim Hafen von Dinan

Wir verbrachten einige Zeit in Dinan und besichtigten die Altstadt und spazierten auf einem Teil des alten Wehrgangs bevor wir uns in der Crêperie du Gouverneur Galettes, Crêpes und Cidre stärkten. Es war köstlich und absolut authentisch im Vergleich zu den Touristen Restaurants im Hafengebiet.

Das war ein würdiger Abschluss unserer Zeitreise zurück ins Mittelalter. Mit vollem Bauch machten wir uns auf den Weg retour zum Büssli. Unterwegs konnten wir der Auslage in einer Metzgerei nicht widerstehen. Also nichts wie los und leckere Terrine kaufen. Gerne wären wir noch Kinderkarussel gefahren, aber es war nicht in Betrieb. Auch ein Halt in einer Bäckerei durfte selbstverständlich nicht fehlen. So, jetzt aber los in Richtung Küste. Schliesslich mussten wir noch einen Stellplatz in der Nähe des Cap Fréhel für die kommenden Nächte finden.

Diesen fanden wir auch. Unterhalb des Cap Fréhel liegt der grösste Campingplatz in ganz Frankreich. Es handelt sich dabei um den «Camping du Pont de l’Etang». Auf einer riesigen Fläche gibt es teils im Pinienwald teils im offenen Gelände super schöne Stellplätze. Die Plätze sind nicht eingeteilt. Man kann sich frei aussuchen, wo man seine Zelt aufschlagen oder sein Wohmobil – oder wir den Bus – hinstellen möchte. Ein Teil des Platzes und einzelne Sanitärhäuschen waren Anfang Mai noch nicht geöffnet. Das machte uns aber nichts aus. Es kann nicht überraschen, dass wir uns für einen Stellplatz mit Blick auf das Meer entschieden haben. Es herrschte reger Betrieb, denn die bretonischen Dauercamper nutzten das lange Wochenende, um sich hier zu entspannen. Das gelingt sicher gut, wenn man jeden Tag – passendes Wetter vorausgesetzt – einen solchen Sonnuntergang vor seiner Haustüre geniessen kann.

Camping Municipale Du Pont de L'Etang
Ein solcher Sonnuntergang ist im Preis inbegriffen
Photo Galerie
«Das mittelalterliche Dinard»

 

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