In der Nacht sahen wir die Lichter von zwei Leuchttürmen weit draussen vor der Küste, und die Sonne begrüsste uns beim Aufstehen. Der Campingplatz «Camping Municipale Port Blanc» in Dinard ist, wie die Bilder zeigen, einmalig gelegen. Wer einen Stellplatz mit Blick aufs Meer erhält, campiert wirklich in der ersten Reihe mit freiem Blick aufs Meer und mit direktem Zugang zum feinen Sandstrand. Der Platz ist sehr sauber. Das gilt auch für die sanitären Anlagen. Ein- und Ausfahrt sind kontrolliert, indem für die Bedienung der Schranke ein persönlicher Code erforderlich ist.




Heute wollten wir Saint Malo besuchen. Wir entschieden uns, dafür die öffentlichen Verkehrsmittel zu benutzen. Vor der Einfahrt zum Campingplatz befindet sich eine Bushaltestelle und wir warteten auf den Bus, welcher uns direkt nach Saint Malo befördern würde. So dachten wir zumindestens. Es hielt zwar ein Bus, aber der Chauffeur liess uns freundlich wissen, dass er nur innerhalb von Dinard verkehre. Er liess uns einsteigen und mitfahren. Nach einigen hundert Metern hielt er an und zeigte uns die richtige Haltestelle für den Bus nach Saint Malo. Diesen hatten wir soeben verpasst, sodass wir etwas mehr als eine halbe Stunde warten mussten. Die Zeit verging schnell und die Fahrt nach Saint Malo war auch sehr kurzweilig. Wir hielten beim Bahnhof und wechselten auf eine der zahlreichen Stadtbuslinien, um zur Altstadt zu gelangen. Alles klappte bestens. Gut angekommen, besuchten wir zuerst das grosse Tourist Office, welches direkt beim Hafen und der angrenzenden Altstadt liegt.

Die 46’000 Einwohner zählende Stadt Saint Malo liegt an der Côte d’Émeraude (Smaragd-Küste) im Norden der Bretagne an der Mündung des Flusses Rance gegenüber dem Badeort Dinard. Der von alten Stadtmauern umgebene historische Kern macht etwa 20 % der Gesamtfläche der Stadt aus und wird von drei Seiten vom Wasser umspült. In der Bucht von Saint Malo gibt es einen der grössten Gezeitenunterschiede Europas. Bis zu zwölf Meter Differenz liegen zwischen Niedrigwasser und Hochwasser. Drei der vorgelagerten Inseln Grand Bé und Petit Bé sowie das Fort National (Festungsbau durch Vauban im Jahr 1689) sind daher bei Niedrigwasser zu Fuss erreichbar. In der Flussmündung der Rance befindet sich mit der Usine marémotrice de la Rance seit 1966 das weltweit erste und bis 2011 grösste Gezeitenkraftwerk der Welt. Die Stadt ist der bedeutendste Hafen an der bretonischen Nordküste und aufgrund ihres historischen Stadtkerns sowie ihrer Festungsanlagen einer der meistbesuchten Touristenorte Frankreichs.

Da zur Zeit unseres Besuche Ebbe herrschte, entschieden wir uns, zuerst zum impossanten Fort National hinüber zu spazieren. Die Felsen der Insel, auf dem sich das Fort National befindet, galten im Mittelalter als Orientierungspunkt für die Schiffe. Der französische König Ludwig XIV. beschloss im Jahr 1689, auf dem Felsen eine Festung zu errichten, um die Stadt vor dem Angriff der Engländer zu beschützen. Sébastien Le Prestre de Vauban erarbeitete die Pläne und Simeon Garangeau führte sie aus. Sébastien Le Prestre de Vauban war ein französischer General, Festungsbaumeister Ludwigs XIV. und Marschall von Frankreich (Quelle: Wikipedia).



Leider ist das Fort National in dieser Jahreszeit noch nicht regelmässig geöffnet. So wurde unser Wunsch, das Fort betreten und von innen besichtigen zu können, leider nicht erfüllt. Wir gingen wieder gemütlich in Richtung Saint Malo und bestiegen die alte Stadtmauer, von wo aus wir nochmals einen tollen Rundblick hinüber zum Fort National hatten. Von der alten Wehrmauer hat der Besucher auch einen guten Einblick in die Altstadt von Saint Malo.
Ursprung der Stadt war die gallo-römische Siedlung Aleth, die auf einer Halbinsel dem heutigen Stadtteil St. Servan vorgelagert war. Lange schützte die strategisch günstige Lage die Bewohner vor Eindringlingen. Im 6. Jahrhundert begann der walisische Mönch Machutus, auch Maclou oder Maclovius genannt, dessen Name im Französischen zu Malo wurde, mit der Missionierung der Einwohner. Allmählich begann die Siedlung zu wachsen und sich auf das benachbarte Festland auszudehnen. Der Schutzheilige und damit Namensgeber des neuen Stadtteiles wurde der Heilige Servan.
Im 12. Jahrhundert verstärkte sich der Druck auf die Siedlung durch Überfälle der Normannen immer mehr. Die nördlich gelegene Insel schien den nötigen Schutz zu bieten. 1142 siedelte auch der Bischof auf die Insel und errichtete dort die Kathedrale Saint-Vincent. In den folgenden Jahren begann der Bau einer mächtigen Wehrmauer, die der Stadt, jetzt Saint Malo genannt, lange Zeit Sicherheit und Unabhängigkeit gab.

Ihre Blütezeit erreichte die Stadt im 16. Jahrhundert. Durch Fischfang und Handel (auch Kaperfahrten, Schleichhandel und Sklavenhandel) erlangte Saint Malo Wohlstand. Im Jahr 1590 wurde eine eigene Republik ausgerufen, die jedoch nur bis 1594 bestand. Diese war Grundlage für das Selbstbewusstsein der Bewohner. Gefürchtet war Saint Malo bei holländischen und englischen Handelsschiffen, denn die Stadt war auch Heimat von Korsaren, allen voran Robert Surcouf (1773–1827), der mit seinem schnellen und wendigen Schiff «Renard» (Fuchs) auf Beutezug ging. Er war dabei so erfolgreich, dass er sich mit 35 Jahren zur Ruhe setzen konnte. Er eroberte 47 Schiffe und versenkte zahlreiche von ihnen.

Im August 1944, nach der Landung der Alliierten in der Normandie, wurde die Innenstadt von Saint Malo zu etwa 85 Prozent durch Bombardierungen der Alliierten Truppen zerstört, da der damalige Festungskommandant Oberst Andreas von Aulock sich weigerte, zu kapitulieren. Im Gegensatz zu anderen stark zerstörten Städten bemühte sich Saint Malo aber um einen möglichst originalgetreuen Wiederaufbau, der auch weitestgehend gelang. Man stützte sich dazu auf alte Pläne und Abbildungen der Stadt.
Wir schlenderten durch die Altstadt, verpassten ein Mittagessen, weil wir wieder einmal zu spät dran waren, verpflegten uns aber in einer der zahlreichen, leckeren Bäckereien.


Auf dem Retourweg zum Campingplatz gingen wir noch kurz einkaufen, damit der Kühlschrank im Büssli wieder gefüllt werden konnte. Als krönenden Abschluss dieses tollen Tages unternahmen wir noch einen schönen Strandspaziergang.

Morgen heisst es Koffer packen und weiterfahren in Richtung Süden nach Dinan und dann wieder zurück zur Küste mit hoffentlich wieder Übernachten mit Blick auf das Meer. Nachfolgend noch eine Photo Galerie für alle, die noch mehr von Saint Malo sehen wollen.
Photo Galerie
«Meidet die Korsaren von Saint Malo»