Austern schlürfen in Cancale

Nach dem erlebnisreichen Besuch des Le Mont Saint Michel am Vortag hiess es heute, in die eigentliche Bretagne vorzustossen. Streng genommen waren wir bis jetzt in der Normandie und nicht in der Bretagne. Wir brachen also unsere Zelte ab und fuhren zum nahe gelegenen Örtchen Huisnes-sur-Mer. Dort besuchten wir den Deutschen Soldatenfriedhof Mont d’Huisnes, welcher etwas ausserhalb der Ortschaft auf einem 30 Meter hohen Hügel liegt. Hier ruhen 11’956 im zweiten Weltkrieg in dieser Region gefallene Soldaten. Die aus Gruften bestehend Grabanlage wurde am 14. September 1963 eingeweiht. Etwas makaber war die Tatsache, dass ich ein Grab fand, welches exakt meinen Namen trug.

Deutscher Soldatenfriedhof Mont d'Huisnes
Deutscher Soldatenfriedhof Mont d’Huisnes

Wir fuhren nun weiter der Küste entlang in Richtung Cancale. Das hübsche Städtchen  mit seinem malerischen Hafen La Houle zählt rund 5’200 Einwohner. Das Klima in Cancale ist ozeanisch geprägt und zeichnet sich durch vergleichsweise geringe Temperaturschwankungen zwischen Winter und Sommer aus. Gleichwohl herrscht in Cancale insofern ein Mikro Klima, als sich die Niederschlagswerte deutlich von jenen im Westen der Bretagne unterscheiden. Cancale erhält im Jahresmittel lediglich 600 bis 800 ml Niederschlag und liegt mit rund 1’700 Sonnenstunden jährlich über den Werten von Paris.

Der Hafen von Cancale bei Ebbe
Der Hafen von Cancale bei Ebbe

Cancale bezeichnet sich selbst als die «Austernhauptstadt» der Bretagne. Hier werden in der Gezeitenzone Austern die Pazifische Felsenauster (rund 5’000 Tonnen) und die eher seltenere Europäische Auster (rund 1’000 Tonnen) gezüchtet. Die Austernzucht lässt sich in Cancale ab dem 13. Jahrhundert nachweisen. Heute bedeckt sie eine Fläche von 400 Hektar, und 50 Betriebe beschäftigen je nach Jahreszeit 150 bis 300 Angestellte. Am Hafen lassen sich zahlreiche, hübsche Geschäfte und Restaurants finden. Nicht ganz überraschend geht es bei den meisten um Austern und andere lokale Köstlichkeiten aus den vor der Haustür liegenden Gewässern.

Zahlreiche Besucher verpflegten sich mit frischen Austern und schlürften dazu ein Gläschen Weisswein oder Cidre. Wir schauten gespannt zu und verschoben den Austern Genuss auf einen späteren Zeitpunkt. Was wir aber nicht verschoben haben, ist eine Galette, Fischsuppe und Crêpes begleitet von einem bretonischen Cidre.

Frisch gestärkt ging es nun weiter zum La Pointe du Grouin, eine vier Kilometer ausserhalb von Cancale gelegene Landzunge mit bis zu 50 Meter hohen, steilen Klippen. Das Gebiet steht seit dem Jahr 1961 unter Naturschutz. Auf den leicht vorgelagerten Inseln finden sich Nistplätze von Kormoranen, Möven und anderen Vögeln. Vom Parkplatz führt ein Küstenwanderweg an den vordersten Punkt, von wo man aus eine grandiose Aussicht auf die Klippen und die Inselwelt geniessen kann. Trittsicherheit ist allerdings gefordert, es geht steil bergab. Die gelb blühende Heide Ginster ist stark vertreten und garantiert kontrastreiche Aufnahmen.

Der Besucherandrang war gewaltig, was in Anbetracht der landschaftlichen Schönheit und guten Erreichbarkeit nicht überrascht. Allerdings war heute auch der 1. Mai und somit ein offizieller Feiertag in ganz Frankreich.

Etwa 2’800 Meter vor dem Kap auf einem kleinen Felsenriff steht der 28 Meter hohe weisse Leuchtturm Pierre de Herpin, welcher jährlich 15’000 Schiffe um die Landzunge lenkt. 1876 begann man mit dem Bau und am 1. Oktober 1882 nahm ein einsamer Leuchtturmwärter seinen Dienst auf. 1970 elektrifiziert wird der Leuchtturm seit 1988 automatisch betrieben. Der Leuchtturm kann auf einigen der untenstehenden Fotos erkannt werden.

Photo Galerie
«La Pointe du Grouin»

Nun wurde es langsam Zeit, uns auf den Weg zum nächsten Campingplatz zu machen. Wir wählten den Camping Municipal Port Blanc in Dinard. Dieser liegt direkt am Meer mit Sandstrand. Zahlreiche Stellplätze haben einen tollen Blick auf die Bucht mit einem grandiosen Sonnenuntergang.

Camping Municipale Port Blanc in Dinard
Blick aufs Meer ist inklusive
Camping Municipale Port Blanc in Dinard
Was für ein Sonnenuntergang

Morgen gehts mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Saint-Malo, die alte Hochburg der berüchtigten Korsaren. Wir sind gespannt.

 

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