Wir pilgern zum Le Mont Saint Michel

Im Zentrum des heutigen Tages stand ein umfassender Besuch des Le Mont Saint Michel. Doch bevor wir uns auf den Weg machten, gab es frische Croissants und Baguette. Diese werden im Geschäft vor dem Campingplatz verkauft. Der Campingplatz «Camping du Mont Saint Michel» ist schön gelegen und äusserst sauber und übersichtlich angelegt. Die Stellplätze sind ausreichend gross und verfügen über Anschluss ans Stromnetz. Die sanitären Anlagen liegen in der Nähe der Stellplätze und sind sauber und sehr zweckmässig. Der Platz kann empfohlen werden. Die Nähe zum Le Mont Saint Michel hat seinen Preis. Mit rund 25 Euros pro Nacht liegt der Preis etwas doppelt so hoch, wie üblicherweise um diese Jahreszeit. Das ist aber immer noch günstig, wenn wir diesen Preis mit den in anderen europäischen Ländern vergleichen. Da zahlt man schnell über 40 Euros.

Photo Galerie
«Camping du Mont Saint Michel»
Camping du Mont Saint MichelCamping du Mont Saint MichelGeschirr SpühltrögeGeschirr SpühltrögeGeschirr SpühltrögeGeschirr SpühltrögeGeschirr Spühltröge

Frisch gestärkt machten wir uns wieder zuFuss auf den Weg zum Le Mont Saint Michel. Wie erwartet pilgerten heute zahlreiche Besucher hinüber zur Insel. Es war kein Vergleich mit gestern abend, als wir praktisch alleine unterwegs waren. Wir hatten damit gerechnet, schliesslich wird dieses Wunder jährlich von über zwei Millionen Menschen besucht. Das Wetter war wunderbar, und es wurde auch richtig warm.

Ursprünglich war die Insel nur bei Niedrigwasser von der Küste zu erreichen. Um 1877 wurde dann ein Damm gebaut, über den eine Strasse die Insel gezeitenunabhängig mit der Küste verband. Durch den Bau des Dammes, der die natürlichen Meeresströmungen unterbrach, versandete die Bucht immer mehr. Zudem wurden jahrhundertelang Küstengebiete trockengelegt, um Ackerland zu schaffen. Durch die Kanalisierung des Flusses Couesnon wurde die Entwicklung noch verstärkt, so dass der Inselcharakter immer mehr verloren ging. Frankreich entschloss sich, mit immensem Aufwand die Versandung der Bucht um den Mont vor der Küste der Normandie aufzuhalten. 2001 wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben, eine neue Verkehrsverbindung zum Mont Saint Michel zu bauen. Diese sollte den alten Damm obsolet machen. Dieser wurde durch einen Stahlsteg ersetzt. Das Projekt beinhaltet auch einen Staudamm, der als Kraftwerk genutzt wird. Der Steg wurde im Jahr 2014 eröffnet.

Le Mont Saint Michel bei Ebbe
Le Mont Saint Michel bei Ebbe

Im Jahr 933 annektierten die Normannen die Halbinsel Cotentin, wodurch die Insel strategisch noch bedeutsamer nun an der Grenze zur Bretagne lag. Eine erste Kirche im vorromanischen Stil wurde errichtet, und die festungsartige Insel widerstand den Raubzügen der Wikinger. In den Jahren 965 und 966 gründete eine Gruppe von Benediktinermönchen das Kloster. In den folgenden Jahrhunderten finanzierten Herzöge und Könige die grossartige Architektur des Klosters. 1017 begann Abt Hildebert II. mit dem Bau der zentralen Klosteranlage, die erst 1520 fertiggestellt sein sollte.

Le Mont Saint Michel
Abteikirche

Im Jahr 1790 verliessen die Benediktiner das Kloster und erst 1969 sollten die Mönche zurückkehren. Im Zusammenhang mit der Französischen Revolution wurde die Abtei in ein Gefängnis umgewandelt, das ursprünglich für Regimegegner aus den Reihen des Klerus gedacht war. Der Berg erhielt den Namen Mont Libre, was dem Verwendungszweck zweifellos Hohn sprach. Zwischen 15’000 und 18’000 Menschen sassen hier ein.

Le Mont Saint Michel
Kreuzgang

Während Jahrhunderten war der Mont zu einem herausragenden Ziel für Pilger in Europa geworden, das Menschen vom ganzen Kontinent anzog, und er hatte als Kloster mit Skriptoriumweit über die Normandie hinaus Wirkung entfaltet. Jetzt aber sprach niemand mehr vom Kloster als spirituellem und als Pilgerort. Dem Mont haftete nur noch der Ruf eines der abscheulichsten Gefängnisse Frankreichs an, und deshalb wurde er jetzt in jeder Beziehung gemieden. Damit hatte der Mont seinen Tiefpunkt erreicht; viele Bauten zerfielen oder waren teilweise bereits Ruinen, die Bevölkerung der Ortschaft war total verarmt, und der Fortbestand des Mont insgesamt war akut gefährdet.

Pfarrkirche Saint Pierre
Pfarrkirche Saint Pierre

Zu diesem Zeitpunkt, ab 1836, begann sich eine Bewegung um Victor Hugo für die Wiederherstellung des ihrer Meinung nach architektonischen Schatzes von nationalem Rang einzusetzen. Die Romantik hatte den Mont entdeckt. Sie verherrlichte ihn in Gedichten, Romanen und Gemälden und machte ihn auf diese Weise wieder weitherum und zudem in einem neuen, positiven Licht bekannt. 1863 erfolgte die Schliessung des Gefängnisses. 1874 wurde der Mont Saint-Michel zum nationalen Denkmal erklärt. Was die bauliche Erhaltung des Mont anbelangt, stand man vor einer komplexen Aufgabe. Herausragende Fachleute waren hierfür nötig (Quelle: Wikipedia).

Der Eintritt in den Mont Saint Michel ist kostenlos. Einzig der Besuch der Abteikirche ist kostenpflichtig. Als wir gegen Mittag eine riesige Warteschlange vor der Kasse sahen, entschlossen wir uns, die Abteikirche erst gegen Abend zu besuchen. Wir hofften auf weniger Besucher. Und genaus so sollte es auch sein. Wir waren so ziemlich die letzten, welche die Tour vor Türschliessung um 18:00 Uhr in Angriff nehmen konnten, und hinter uns wurden die Türen jeweils schnell verschlossen.

Der Andrang der Besucher war schon extrem. Zeitweise konnte man sich in den engen Gassen kaum bewegen.

Le Mont Saint Michel
Viel Betrieb

Wir liefen durch alle Gässchen, besuchten den Friedhof und schlenderten über die mächtigen Wehrmauern. Verhungern muss auf der Insel niemand. Es gibt mehr als genügend Verpflegungsmöglichkeiten und die üblichen Souvenir Stände sind auch nicht zu übersehen.

Zur Insel werden bei Ebbe auch geführte Wanderungen durchgeführt. Ohne Guide sollte man dieses Vorhaben nicht wählen. Es ist einfach zu gefährlich. Zum einen drohen Abschnitte mit lebensgefährlichem Treibsand und zum anderen ist da die Gezeitenströmung, welche früher mit dem Tempo von galoppierenden Pferden verglichen wurde. Beides also Faktoren, die für einen Führer sprechen. Bei Ebbe herrscht auch vor dem Le Mont Saint Michel reges Treiben. Zahlreiche Besucher machen Rast und bauen mit den Kindern Sandburgen.

Der Besuch hat uns sehr gut gefallen, und wir waren froh, genügend Zeit eingeplant zu haben. Ein voller Tag sollte für eine umfassende Besichtigung schon zur Verfügung stehen. Gegen 19:00 Uhr fuhren wir bequem mit dem Shuttle Bus zurück zum Campingplatz. Es war ein toller, erlebnisreicher Tag an einem ganz speziellen Ort.

Photo Galerie
«Le Mont Saint Michel»

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.