Sonnenuntergang beim Le Mont Saint Michel

Der frühe Morgen war eher herbstlich mit kühlen Temperaturen und Nebel, welcher über der Seine und in den Gässchen des Städtchens Pont de l’Arche ausbreitete. Das war aber nur von kurzer Dauer, denn die Sonne konnte sich rasch durchsetzen.

Wir starteten den Tag mit einem leckeren Frühstück bevor wir die Altstadt besichtigten. Die Stadt zählt rund 4’200 Einwohner und liegt in der Normandie. Pont de l’Arche wurde im 9. Jahrhundert gegründet, um als Bollwerk gegen die eindringenden Normannen zu dienen. Ab 862 wurde eine Holzbrücke über Seine und Eure gebaut, die an den Ufern mit Festungen (Châtelets) gesichert wurde. Um das Jahr 869 waren Brücke sowie die Châtelets fertiggestellt. An der Brücke und dem zugehörigen Treidelpfad (ein Weg der früher unmittelbar amn den Ufern von Flüssen oder von Kanälen angelegt wurde, damit Menschen und Zugtiere Frachtschiffe flussaufwärts ziehen konnten) entwickelte sich die Gemeinde. Alte Fachwerk Häuser der wohlhabenden Handelsleute prägen das Bild der alten Innenstadt. Es erinnerte uns etwas ans Elsass. Schön sind auch die zahlreichen lokalen Geschäfte, welche im Vergleich zu anderen Ortschaften noch geöffnet sind.

Wir spazierten durch die Altstadt und besichtigten die mittelalterliche protestantische Kirche Paroisse Saint Pierre Deux Rives. Leider war der Innenraum nicht zugänglich. Aber schon von Aussen wurde man Zeuge der alten meisterlichen Baukunst. Einen Kaffee gab es in der Bar Brasserie l’ estaminet. Dann noch kurz beim Bäcker Au Pain d’Antan eine Quiche und Baquette für unterwegs einkaufen bevor wir uns auf den Weg nach Granville machten. 

Pont de l'ArchePont de l'ArchePont de l'ArchePont de l'ArchePont de l'ArchePont de l'ArchePont de l'Arche

Granville liegt rund 2.5 Autostunden oder 233 Kilometer entfernt von Pont de l’Arche. Eigentlich nahmen wir diesen Abstecher nur spontan in unser heutiges Programm auf, da gemäss unserer Strasenkarte im Hafen ein Leuchtturm «Phare du cap Lihou» stehen sollte. Die Stadt verdankt ihren Namen der Adelsfamilie Grant. Diese erhielt im 11. Jahrhundert Besitztümer in der Normandie von Wilhelm dem Eroberer, als Dank für Unterstützung in Kriegshändeln. 1230 ging die Stadt, mangels männlicher Nachkommen der Familie Grant, in den Besitz der Familie Argouges über. Die Kirchen und Klöster auf dem Mont Saint Michel wurden aus Granit erbaut, der aus den Steinbrüchen von Granville stammt. Im 14. Jahrhundert eroberte das Königreich England die gesamte Normandie mit Ausnahme des Le Mont Saint Michel.

1492 kamen aus Spanien vertriebene Juden nach Granville. Da ihnen verboten war, im Innern der Stadt zu wohnen, siedelten sie an deren Rand. Sie hatten die Erlaubnis, Geld zu verleihen und Goldschmuck zu schmieden. Ihre Aktivitäten trugen zu Entwicklung und Wachstum der Stadt bei. Allmählich entwickelte sich Granville zum bedeutenden Hafen der Kabeljau Fischerei. Die Schiffe der Stadt, 70 bis 80 an der Zahl, hatten das Recht, sich zu bewaffnen.

Nach der Besichtigung des Leuchtturmes, den man leider nicht betreten kann, und der Bunker- und Verteidungsanlagen aus dem 2. Weltkrieg fuhren wir der Küste entlang nach Süden und unternahmen einen kurzen und schönen Spaziergang zur Cabane Vauban, einem Küstenwachhaus aus dem 16. Jahrhundert. Dieses liegt eindrücklich hoch auf dem Klippen mit einem einmaligen Aus- und Weitblick. Vom Parkplatz aus spaziert man gemütlich etwa zwanzig Minuten bis zum Wachthaus. Der Abstecher lohnt sich auf jeden Fall. Die Hütte diente der Beobachtung der Aktivitäten entlang der Küste sowie als Unterkunft für die Zöllner, welche ihre Aufgabe entlang des Küstenweges warnahmen. Wir konnten in der Ferne sogar unser Tagesziel, den «Le Mont Saint Michel» erkennen.

Cabane Vauban
Cabane Vauban

Wir fuhren nun auf direktem Weg zu unserem Tagesziel, dem Campingplatz «Camping du Mont Saint Michel» (Link). Wie dessen Name schon vermuten lässt, liegt dieser in umittelbarer Nähe des Le Mont Saint Michel. Da für die durch eine Schranke gesperrte Zufahrt ein Code benötigt wird, hatten wir vorgängig kurz angerufen und gleich auch einen Platz reserviert, was aber gar nicht nötig war. Wir reisten ja ausserhalb der grossen Reisezeit und fanden immer gut Platz. Der Check In erfolgt im Hôtel Vert, welches den Campingplatz betreibt. Wir richteten uns ein und machten uns mit der guten und sauberen Infrastruktur des Campingplatzes vertraut.

Camping du Mont Saint Michel
Ein toller Stellplatz

Eigentlich wollten wir für heute nichts mehr unternehmen. Die Anfahrt mit tollem Weitblick zum weltberühmten Le Mont Saint Michel stimmte uns aber um. Wir entschieden uns spontan, den Sonnenuntergang beim Le Mont Saint Michel zu geniessen. Das Wetter war ja mittlerweile wunderbar. Vom Campingplatz aus erreicht man den ungefähr 3.2 Kilometer entfernten Mont Saint Michel in etwas weniger als einer Stunde. Der kleine Aufwand hat sich auf jeden Fall ausbezahlt. Wir wurden mit einem tollen Sonnenuntergang an einem ganz speziellen Platz belohnt. Es war äusserst eindrücklich und ein absolut spezielles Erlebnis.

Le Mont Saint Michel
Der Le Mont Saint Michel in der untergehenden Sonne

Für den Rückweg zum Campingplatz gegen 22:00 Uhr benutzten wir den Gratis Shuttle Bus. Wir hatten uns den ganzen kommenden Tag für einen umfassenden Besuch des  Le Mont Saint Michel reserviert. So sollten wir genügend Zeit haben, um alle verborgenen Details und bestens gehüteten Geheimnisse dieses Wunders zu lüften.

 

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