An diesem schönen Sonntag Morgen waren die in Twin Falls gelegenen Shoshone Falls unser erstes Tagesziel. Wir checkten aus und aktivierten das GPS, welches uns durch hübsche Quartiere zum Ziel führte. Twin Falls ist eine nette und stark wachsende Stadt in Idaho. Überall wird gebaut. Ganze Quartiere und Siedlungen werden aus dem Boden gestampft. So zum Beispiel eine schneeweisse LDS Kirche der mormonischen Glaubensgemeinschaft. Rund um das Kirchengebäude entsteht ein neues Quartier. Einige der hübschen Häuser sind bereits bezogen aber bei den meisten, zum Verkauf stehenden Parzellen, werden noch die Anschlüsse für Strom und Wasser verlegt.
Die Shoshone Falls gehören zu den grössten Wasserfällen im ganzen Nordwesten der Vereinigten Staaten. Sie liegen im Shoshone Falls Park am Snake River, der im bekannten Yellowstone Nationalpark entspringt und dann anschliessend durch Wyoming nach Idaho fliesst. Ungefähr 4,8 km östlich der Ortschaft Twin Falls rauscht das Wasser über eine knapp 300 m breite Felskante etwa 65 m in die Tiefe. Manchmal werden die Fälle auch als «Niagara of the West» bezeichnet. Sie sind etwa 14 m höher als diese.

Wir hatten wirklich grosses Glück und einen grossen Regenbogen sehen und fotografisch festhalten. Offenbar war der Lichteinfall zu dieser Tageszeit ideal. Die Shoshone Falls entstanden vor rund 14.000 Jahren in der letzten Eiszeit, als die Wassermassen des Lake Bonneville das Seeufer im Norden durchbrachen, sich in einer katastrophalen Flutwelle in die Ebene des Snake Rivers ergossen und tiefe Schluchten bildeten. Da das Wasser des Snake River zu einem grossen Teil für die Bewässerung der Felder genutzt wird, sind die Fälle im Sommer nahezu ausgetrocknet, so dass sie nur im Frühjahr einen spektakulären Anblick bieten. Ihren Namen erhielten die Wasserfälle 1905, um das Andenken an die Shoshonen, einem Stamm von Ureinwohnern, heuchlerisch (!) zu ehren, die dieses Gebiet einst besiedelten.
Im Herbst 1869 wurde zum ersten Mal Gold unterhalb der Shoshone Falls entdeckt. Dies führte zu einem kurzen, aber bedeutenden Goldrausch, der bis zu 400 englische Goldgräber in den Canyon lockte. Mehrere Bergbau Camps entstanden an den Ufern des Snake River. Im Spätsommer 1870 kamen erstmals chinesische Goldgräber, um ihre eigenen Ansprüche klarr geltend zu machen. Sie litten jedoch unter erheblichen Anfeindungen durch die englischstämmigen Bergleute, und es wurde ein lokales Verbot für chinesische Einwanderer verabschiedet. Nach nur einem Jahr waren die meisten der Goldlagerstätten bereits erschöpft, so dass die Bergleute wieder abzogen und das Verbot aufgehoben wurde. Die chinesischen Goldsucher blieben und setzten die Suche fort. Einige der Chinesen lebten in der Bergbau Siedlung Springtown, andere in kleinen Hütten in der Nähe ihrer Claims. Mitte der 1870er Jahre lebten schätzungsweise 500 Chinesen dort. Nachdem 1879 jedoch alle Vorkommen erschöpft waren, verliessen auch diese die Gegend.
Wir fuhren dann noch auf einer Nebenstrasse zum oberen Teil der Wasserfälle, wo in den Jahren 1884 bis 1940 die privat betriebene Twin Falls Ferry für die Überquerung des Snake Rivers in Betrieb war. Es ereigneten sich im Jahr 1904 und 1907 Unfälle, die mehrere Todesopfer forderten. Die Fähre löste sich vom Führungskabel und donnerte den Wasserfall hinunter. Ab 1921 konnte eine verstärktes Modell der Fähre sogar Automobile transportieren.

Wir versuchten dann noch, die Absprungrampe von Evel Knievels atemberaubenden Sprungversuch zu finden. Die Strasse dorthin war aber leider gesperrt. Der Höllenhund Evel Knievel versuchte in der Blütezeit seiner waghalsigen Motorradattraktions Phase den Snake River nahe der Shoshone Falls zu überspringen. Ihn schreckte weder die Tiefe der Schlucht (500 m) noch deren Breite (400 m) ab, als er am 8. September 1974 versuchte, die Schlucht auf seinem dampfgetriebenen Skycycle (Himmelsmotorrad) zu überfliegen. Dieser Versuch scheiterte wegen einer Fehlfunktion, doch dank seines Fallschirms überstand er den Sturzb bis auf eine gebrochene Nase und ein paar Kratzer praktisch unverletzt.
Die irdene Rampe, von der aus Knievel damals startete, ist noch heute am Rand des Snake River Canyons, etwas westlich des Shoshone Parks, sichtbar. Sie befindet sich jedoch auf einem Privatgrundstück und ist unzugänglich. Besucher können sie nur vom Besucherzentrum aus sehen oder auf einem Wanderpfad bis auf 100 m herankommen.
Wir fuhren zurück nach Twin Falls und über die Perrine Memorial Bridge, welche den Snake River Canyon überspannt. Die Brücke hat eine Höhe von 148 Meter und eine Länge von 457 Meter und wurde zwischen den Jahren 1973 und 1976 erbaut. Bennant wurde sie nach dem Gründer der Stadt Twin Falls, I. B. Perrine (1861 bis 1943).
Der Bau wurde nötig, da die Tragkraft der alten Twin Falls Jerome Intercounty Bridge aus dem Jahr 1927 in den 1970er Jahren nicht mehr ausreichte. Die alte Brücke war im Privatbesitz und nur gegen eine Gebühr befahrbar. Sie wurde im April 1940 verstaatlicht. Damit fiel auch der Brückenzoll weg, was zum Untergang der Twin Falls Ferry führte.
Wir gaben nicht auf, und wollten heute nochmals einen Versuch starten, das Craters of the Moon National Monument zu besichtigen. Auf dem Highway 93 ging es Richtung Norden und in der Ortschaft Shoshone auf den Highway 26. Dieser ist sehr wenig befahren und führt durch entlegene, landwirtschaftliche Gebiete. Wir gewannen konstant an Höhe, und die Schneedecke wuchs wieder deutlich an. Am Horizont begleiteten uns tief verschneite Bergketten durch die Snake River Hochebene.

Am frühen Nachmittag sind wir dann am Visitor Center des Craters of the Moon National Monuments angekommen. Es herrschte tiefer Winter, und wir freuten uns auf den Rundweg durch die «Mondlandschaft». Heute bei schönstem Wetter und keiner gesperrten Zufahrtsstrasse. Wir besuchten als erstes das Visitor Center und machten uns mit der Entstehungsgeschichte der lebensfeindlichen, auf 1’750 über Meer liegenden, Gegend vertraut. Dieses besteht aus grossflächigen erkalteten Lavaströmen und einigen Schlackenkegeln. Die vulkanische Aktivität ruht, ist aber nicht erloschen. Der letzte Ausbruch im Craters of the Moon Gebiet liegt etwa 2000 Jahre zurück.

Die Craters of the Moon liegen in einer der abgelegensten Regionen der Vereinigten Staaten, wurden erst Anfang des 20. Jahrhunderts näher erkundet und 1924 unter Schutz gestellt. Das Gebiet muss wirklich einer Mondlandschaft nahe sein, denn im Rahmen des Apollo-Programms nutzten Astronauten das Gebiet zur Ausbildung.
Es war uns klar, dass ein Grossteil der erkalteten Lavaströme, Gesteinsformen und Lavaröhren unter den gewaltigen Schneemassen begraben waren. Aber dennoch hofften wir, das eine oder andere Schöne zu sehen. Wir beschränkten uns auf eine Besichtigung über die Rundstrasse mit diversen Aussichtspunkten und freuten uns darauf. Also nichts wie los, Motoren start und auskundschaften. Wir fuhren einige Meter und wollten auf die Rundstrasse abbiegen, als sich uns folgendes Bild präsentierte.

Die Strasse lag unter einer tiefen Schneedecke, und wir mussten erfahren, dass im Park kein Winterdienst aufrecht gehalten wird. Nun war uns auch klar, weshalb im Visitor Center Schneeschuhe gemietet werden können und weshalb sich auf dem Parkplatz ein paar Langläufer bereit gemacht hatten. So ein Reinfall ! Aber egal, interessant war es dennoch. Nur schon aufgrund der schönen Fahrt durch entlegene Gegenden hat sich der Umweg gelohnt. Wir kommen wieder und beim vierten Anlauf wird es dann schon klappen. Für alle, die geschichtlich interessiert sind, nachfolgend noch eine interessante Schildung (Quelle: Wikipedia):
Ursprünglich war die Snake River Ebene dünn von Shoshonen besiedelt. Die Lavafelder und die anderen vulkanischen Strukturen des Great Rifts waren jedoch lebensfeindlich und wurden nicht dauerhaft genutzt. An einer Lavaröhre, die heute als Indian Tunnel bezeichnet wird, wurden Steine künstlich um die Tunnelöffnung angeordnet.
Die Lewis-und-Clark-Expedition von 1805 und 1806 brachte die ersten Weissen ins heutige Idaho. Sie passierten das Gebiet aber nördlich vom heutigen Schutzgebiet. In den 1830er Jahren wurde das Gebiet um den Snake River von Trappern und Pelzhändlern der britischen Hudson’s Bay Company besucht. Auch sie kamen wohl nie in das heutige Schutzgebiet. 1833 erkundete der US-Offizier Benjamin Bonneville den Snake River und Teile der Ebene. Der erste nachweisliche Aufenthalt eines Weissen im heutigen Schutzgebiet fand 1852 statt. John Jeffrey erkundete eine nördliche Abkürzung für die Siedler Trecks auf dem Oregon Trail, um die weiten Schleifen des Snake Rivers zu umgehen. Seine Route führte durch den äussersten Nordwesten des heutigen National Monuments. Sie wurde in den ersten Jahren nur sporadisch genutzt, gewann aber 1862 an Bedeutung, als Schoschonen und Bannock Indianer sich auf der Hauptroute am Snake River gegen die in ihr Land eindringenden Weissen wehrten. Um den Indianern zu entgehen, wurde der grösste Siedlerzug auf dem Oregon Trail aller Zeiten mit 338 Wagen und 1095 Menschen von Tim Goodale über die nördliche Route geführt, die ab da als Goodale-Cutoff bezeichnet und bevorzugt wurde.

Wir waren schon etwas enttäuscht, mussten uns nun aber entscheiden, welchen Weg wir für die Weiterfahrt einschlagen sollten. Wir entschieden uns, sofern möglich, noch heute über Salt Lake City zurück nach Moab zu fahren. Also folgten wir weiterhin dem Highway 26 in Richtung Osten und passierten die Stelle, an welcher er bei unserem letzten Aufenthalt in dieser Gegend, gesperrt war (Link).
Der Verkehr in und um Salt Lake war an diesem Sonntag nichts so dicht wie sonst unter der Woche. Aber dennoch wird gerast, rechts überholt und die Spur gewechselt was das Zeug hält. In Anbetracht der Schlaglöcher, welche sich über alle Spuren verteilen, ist es überraschend, dass nicht alle hundert Meter ein Unfall passiert. Der Zustand der Strassen auf Kuba war ja meistens noch besser als hier in Salt Lake City. Südlich von Salt Lake City unterbrachen wir unsere Reise kurz in einem bekannten Schwedischen Möbelhaus. Zur späten Stunde sind wir dann gut in Moab angekommen. Das war ein langer aber wiederum toller Tag !