Norwegischer Charme in Poulsbo

Heute stand ein Besuch eines Örtchens mit einer interessanten Geschichte auf dem Program. Es handelt sich dabei um Poulsbo. Wir fuhren nach Edmonds und von dort mit der Fähre nach Kingston. Auch heute mussten wir beim Autoverlad nicht gross warten und haben somit keine Zeit verloren.

Auf dem Aussenbord war es wieder empfindlich kühl, aber wir wurden dafür mit einem einzigartigen Blick hinüber zum mächtigen,  in der Ferne liegenden, 4’392 Meter hohen Mount Rainier belohnt.

Mount Rainier

Von Kingston fuhren wir auf direktem Weg zum 9’200 Einwohner zählende Poulsbo, wo wir beim hübsch angelegten Waterfront Park unser Auto abstellten und die Hafenanlage besichtigten. Als wir die Überschrift beim Hafenpier genau studierten, wurde uns klar, dass Poulsbo eine norwegische Geschichte haben muss. Doch dazu weiter unten mehr. Unsere nächste Station war das J.J. Fishouse am Hafen. Wir hatten Hunger auf etwas Kleines. Wir wählten Clam Chowder und Crab Cakes und wurden nicht enttäuscht.

Die Gegend rund um Poulsbo wurde ursprünglich vom Stamm der Suquamish bewohnt. Diese wurden im Jahr 1855 in das Port Madison Indianerreservat deportiert, nachdem die «Treaty of Point Elliott» im gleichen Jahr unterzeichnet wurde. Unmittelbar daraufhin wurde eine lokale Gemeinschaft vom Norwegischen Einwanderer Jørgen Eliason gegründet. Er wurde begleitet von weiteren Norwegern und Immigranten aus weiteren skandinavischen Ländern. Ein Teil von ihnen lebte bereits im Mittleren Westen der noch jungen USA. Sie wurden angezogen durch die Verfügbarkeit von Land, die reichen Resourcen dieser Gegend sowie die grosse Ähnlichkeit der Landschaft und des Klimas mit ihrem Heimatland. Die Siedlung war dank Booten, unter anderem die Puget Sound Moskito Flotte,  mit den umliegenden Küstenstädtchen verbunden.

Poulsbo
Tranken Wikinger wirklich Kaffee ?

Der Bewohnder I.B. Moe, einer der frühen Norwegischen Einwanderer, schlag im Jahr 1886 vor, dass die Gemeinschaft über ein eigenes Postbüro und Stadtrechte verfügen sollte. Er schlug vor, die noch junge Stadt nach seinem Heimat- und Kindheitsort in Norwegen «Paulsbo», zu benennen. Das heisst aus dem Norwegischen übersetzt: Paul’s Platz. Der Antrag wurde bewilligt, und I.B. Moe wurde der erste Postmeister im Ort.

Der in Washington D.C. zuständige Beamte konnte aber die Handschrift von I.B. Moe nicht richtig lesen und so entstand der Schreibfehler und anstatt «Paulsbo» wurde der Name «Poulsbo» zugeteilt und wurde am 18. Dezember 1907 offiziell gegründet.

Bis hin zum 2. Weltkrieg war Norwegisch die erste Sprache der Einwohner in Poulsbo. Während des Krieges jedoch erstellte die US Navy rund 300 Wohngebäude um die Arbeiter/innen der nahe gelegenen Puget Sound Marine Werft in Bremerton zu beherbergen. Die Anzahl der Einwohner verdreifachte sich innerhalb von drei Jahren und die Diversifikation der Zuwanderer führte dazu, dass Englisch zur ersten Sprache wurde.

Am 22. Oktober 1975 besuchte der Norwegische König, King Olav V, Poulsbo im Rahmen der Feierlichkeiten zur 150 jährigen Geschichte Norwegischer Siedlungen in den USA. Sein Sohn, Harald, besuchte Poulsbo 20 Jahre später nochmals.

Heutzutage besinnt man sich den Norwegischen Wurzeln und Traditionen und lässt  – wohl auch aus touristischen Überlegungen – diese in den Namensgebungen, Back- und Esswaren sowie Beschilderungen auferleben.

Poulsbo
Ein hübscher Buchladen mit Café

Uns hat Poulsbo mit seinem Charme sehr gut gefallen, mussten nun aber wieder nach Hause. Wir wählten denselben Weg und waren überrascht, als wir in Kingston noch von der bereitstehenden Fähre aufgenommen wurden. Wir waren das letzte Fahrzeug, welches noch an Bord durfte. So haben wir rund 45 Minuten Wartezeit gespart.

 

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.