Bei schönstem Wetter war es unser Plan, heute die Insel Whidbey Island zu besuchen. Um südlich dorthin zu gelangen, nimmt man von Mukilteo die Fähre nach Clinton. Alternativ gelangt man im Norden über die Deception Pass Bridge auf die Insel. Wir hatten diesen Weg letzten August genommen (Link), als wir den gleichnamigen State Park besuchten. In Mukilteo mussten wir zum Glück nicht lange anstehen, und wir konnten an Bord der bereitstehenden Fähre.

Die Überfahrt dauert rund 15 Minuten. Dies ist gerade genug Zeit, um das Auto zu verlassen und das Aussendeck zu besuchen, um ein paar Fotos zu machen. Allerdings war das trotz des Sonnenscheins eine ziemlich kalte Angelegenheit, und wir mussten Elliott gut einpacken, damit er nicht friert. Der kurze Besuch an der frischen Luft wurde mit einer tollen Sicht auf die in der Ferne liegenden Cascades belohnt.


In Clinton gingen wir von Bord und fuhren in Richtung Norden mit dem Fort Casey Historical State Park als Ziel mit einem Open Air Picknick unterwegs. Ein Hinweisschild machte uns kurz nach Verlassen der Fähre auf einen Spielplatz aufmerksam. Dort sind ja überlicherweise auch Picknick Tische, dachten wir uns. Genau so war es dann auch. Der Spielplatz im Community Park war absolute Spitze. Er war sauber, neu gestaltet, und wir waren die einzigen Besucher. Auch grosse, geschützte Picknick Tische haben wir vorgefunden.


Gestärkt fuhren wir nun weiter und erreichten den Fort Casey Historical State Park. Dieser ist 189 Hektar gross und umfasst das Gelände der ehemalingen Küstenbefestigung Fort Casey. Im Jahr 1858 erwarb die US-Regierung für 400 US Dollar vier Hektar Land für die Errichtung eines Leuchtturms auf der Landzunge Admiralty Head. 1861 wurde der Leuchtturm fertiggestellt. 1890 wurde das Gelände von der US-Armee übernommen, die auf dem Gelände eine Küstenbefestigung errichtete. Das Fort wurde nach General Thomas Lincoln Casey benannt. Fort Casey sollte zusammen mit Fort Worden und Fort Flagler ein «Triangle of Fire» bilden, also einen Bereich, der von drei Seiten unter Artilleriefeuer genommen werden konnte, um den Admiralty Inlet, die Hauptzufahrt zum Puget Sound zu sperren, falls nötig. Für die Errichtung des Forts wurde der alte Leuchtturm verschoben und 1903 durch einen neuen Leuchtturm an der heutigen Stelle ersetzt.

Die Benutzung des Parks ist gebührenpflichtig. Der Leuchtturm und die Befestigungen können besichtigt werden und durch die Geschützbatterien werden Führungen angeboten. Weiterhin umfasst der Park über zwei Kilometer Küstenlinie am Admiralty Inlet. Vom Park hat man einen weiten Blick über den Admiralty Inlet und die Juan de Fuca Strait.

Die Geschützbatterien und die weiteren Anlagen von Fort Casey wurden zwischen 1899 und 1911 errichtet. Offiziell in Dienst wurde die Befestigung im Jahr 1900 gestellt. Als die USA 1917 in den Ersten Weltkrieg eintraten, war Fort Casey voll einsatzbereit, doch durch die militärtechnische Entwicklung war das Fort schon damals wieder überholt. Ein Teil der Geschütze wurde deshalb auf den europäischen Kriegsschauplatz geschickt, wo sie als Eisenbahngeschütze dienten. Das Fort selbst diente als Übungslager der Armee. Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurden die Geschütze nicht mehr ersetzt, die Garnison wurde reduziert.

Während des Zweiten Weltkriegs, wurden 1942 fast alle verbliebenen schweren Geschütze von Fort Casey abgezogen. Das Fort selbst diente jedoch wie im Ersten Weltkrieg als Ausbildungs- und Übungsplatz der US-Armee. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden 1946 die letzten Geschütze abgebaut. 1950 verliessen die letzten aktiven Truppen das Fort und 1956 wurde die Anlage als militärische Einrichtung aufgeben und der Washington State Parks and Recreation Commission übergeben. Die Batterie Worth wurde 1967 wieder mit zwei 25,4 cm Geschützen und die Batterie Trevor 1960 mit zwei 7,6 cm Geschützen bestückt.

Diese versenkbaren Geschütze gehören jedoch nicht zur Originalarmierung von Fort Casey, sondern stammen von Fort Wint, einer Festung zum Schutz des US-Stützpunkts der Subic-Bucht auf den Philippinen. Die an der Oberfläche sichtbaren Beschädigungen sind Spuren der japanischen Bombardierung zu Beginn des Zweiten Weltkrieges. Die Bunker, Pulvermagazine und Verbindungsgänge zwischen den Geschützgängen können besichtigt werden. Dazu kommen Beobachtungstürme aus Beton, Scheinwerferbatterien, Mörserstellungen und Feuerleitsysteme. Die ehemaligen Unterkünfte der Garnison nutzt die Seattle Pacific University als Aussenstelle, die Gebäude können nicht besichtigt werden.
Etwas entfernt von den Geschützstellungen befinden sich die alten Quartiere der Mannschaft. Die viktorianischen Häuser sind gut unterhalten und erscheinen immer noch bewohnt. Eines von ihnen beherbergt das Fort Casey Inn. Sicher ein spezieller Ort für eine Übernachtung. Wir überlegen uns das mal für einen späteren Besuch. Hier ein kleiner Vorgeschmack.
Wir spielten mit Elliott am Strand, waren Steine ins Meer und suchten nach Stecken, mit den er so gerne spielt. Dann brachen wir auf Coupeville, einer kleinen historischen Stadt nördlich vom Fort Casey gelegen. Dort angelangt suchten wir zuerst einmal einen freien Parkplatz und machten uns dann zu Fuss zum Historic District. Coupeville wurde in den 1850er Jahren besiedelt und hat seinen Namen von Thomas Coupe. Offiziell wurde die Stadt aber erst im April 1910 gegründet.
Der Historic District besteht aus hübschen und Denkmalschutz stehenden Häusern. Viele von ihnen dienen als Restaurant, Bäckerei oder Geschenkladen.

Im Gebäude der Knead und Feed Bakery wurden im Jahr 1998 Hauptszenen des Films «Zauberhafte Schwestern» mit Nicole Kidman und Sandra Bullock gedreht. Für uns wurde es nun Zeit aufzubrechen. Für den Rückweg entschlossen wir uns, Whidbey Island über die Nordroute über die Deception Bridge zu verlassen. Wir erhofften uns weniger Verkehr, was auch wirklich so war.