Eine winterlich kalte Fahrt über den Goblin Valley State Park zum Capitol Reef National Park

Heute nahmen wir den ersten Abschnitt des kleinen Winter-Road Trips zum tief verschneiten Bryce Canyon National Park in Angriff. Dieser führte uns über den Goblin Valley State Park zum Capitol Reef National Park.

Schon am Tag zuvor sind Angelika und Christoph in Moab eingetroffen. Zusammen machten wir uns am nächsten Tag auf den Weg in Richtung Norden zur Interstate 70. Nach dem Städtchen Green River bogen wir südlich auf den Highway 24 ab und erreichten daraufhin den Goblin Valley State Park. Für die rund 160 Kilometer Anfahrtsweg sind zwei Stunden einzuplanen. Etwas mehr, sollte man in Green River noch den Crystal Geyser besichtigen möchte. Das ist aber im Winter, wenn Schnee liegt, nicht ratsam.

Berge-entlang-der-I70
Entlang der Interstate 70 kurz nach Green River, Utah

Auch heute hatten wir unbeschreibliches Glück mit dem Wetter. Im Vergleich zu den Tagen bevor machte sich rechtzeitig die Sonne bemerkbar, und die Schneewolken und Nebelschwaden machten dem blauen Himmel Platz. Die Temperaturen blieben aber deutlich unter dem Gefrierpunkt und sollten noch weiter fallen. Doch dazu später mehr. Angelika und Christoph wollten noch den Arches National Park besuchen, sodass wir uns später beim Goblin Valley State Park treffen sollten. Als wir dort eintraffen, war das Visitor Center nicht besetzt, und wir hatten auch zuwenig Bargeld dabei, um die Eintrittsgebühr in einem der bereitliegenden Couverts zu hinterlegen. Als wir später beim Aussichtspunkt den zuständigen Parkranger traffen und ihn darauf ansprachen, meinte dieser locker, wir sollen dann einfach beim Verlassen des Parks bezahlen. Er sei dann wieder im Visitor Center. Das haben wir auch gemacht.

Goblin Valley State Park
Goblin Valley State Park

Der Goblin Valley State Park wurde am 24. August 1964 gegründet und erstreckt sich über eine Fläche von 12,2 km². Cowboys auf der Suche nach Rindern entdeckten zunächst dieses Tal, bevor Ende der 1920er Jahre Arthur Chaffin mit zwei Begleitern auf der Suche nach einer alternativen Verbindungsstrecke zwischen Green River und Caineville auf dieses Tal stiessen. Chaffin war so beeindruckt, dass er 1949 für mehrere Tage in das von ihm «Pilztal» (Mushroom Valley) genannte Gebiet zurückkehrte und die Formationen untersuchte und fotografierte.

Erosion insbesondere durch Wind und Wasser haben im Laufe von Millionen Jahren aus dem Sandstein des Tales Figuren geformt, welche an Pilze oder Kobolde erinnern – daher der Name Goblin Valley, Tal der Kobolde.

Die Kobolde des Goblin Valley State Parks
Die Kobolde des Goblin Valley State Parks

Ausgangssituation ist in waagrechten Schichten abgelagerter Sand, der sich zu Sandstein verfestigt und später durch senkrechte Risse in charakteristischen Abständen aufgebrochen wird. Durch nach unten fortschreitende Erosion insbesondere durch Wasser und seine Inhaltsstoffe bilden sich Wände, Inseln und Säulen neben Spalten und Kanälen aus. Erosion tendiert dazu, Formen eher abzurunden, doch an senkrechten Flächen von freigelegten Säulen ankommende Wind- oder Wasserströmung baut durch anprallende Sandpartikel weniger widerstandsfähige Schichtzonen stärker ab. Dadurch kommt es in bestimmten Höhen gleichmässig zur Einschnürung von Säulen, die dann an eine Reihe von gedrungenen, taillierten Figuren mit runden Köpfen erinnern.

Die Vegetation ist begrenzt auf Pflanzen, welche sich dem heissen, trockenem Klima der Wüste und dem wehenden Sand angepasst haben. Die meisten Tiere sind nachtaktiv. Es kommen unter anderem Kaninchen, Skorpione, Klapperschlangen und Kojoten vor.

Der Park verfügt über mehrere Trails und einen sehr schön angelegten Campground, der auch als Stützpunkt für den bekannten und nahe gelegenen «Little Wild Horse Canyon & Bell Canyon Trail» benutzt werden kann. Die Trails im Goblin Valley State Park können sich bei nassem Wetter sehr schnell in Lehm verwandeln. Dann wird die Erkundung, welche auf eigene Faust unternommen werden kann, zu einer sehr nassen und klebrigen Angelegenheit. Die Kobolde können (noch) auf eigene Faust besichtigt werden. Die Parkverwaltung prüft allerdings, dies aufgrund der jüngsten, erbärmlichen Vandalenakte nicht mehr zu erlauben, oder stark einzuschränken.

Goblin Valley State Park

Durch Anklicken öffnet sich die Grossbildanschau

Nun traffen auch Angelika und Christoph ein und berichteten von ihrem Besuch des Arches National Parks. Es soll dort noch geschneit haben ! Wir fuhren nun gemeinsam über die Ortschaften Hanksville und Caineville zum Capitol Reef National Park. Die Fahrt dorthin führt durch das reizvolle und eher ruhige Hinterland des Bundesstaaates Utah.

Blick zur North Cainville Mesa mit zahlreichen Buttes im Vordergrund
Blick zur North Cainville Mesa mit zahlreichen Buttes im Vordergrund

Gegen Abend kurz vor Sonnenuntergang erreichten wir die Gegend rund um Fruita im Capitol Reef National Park. Die Farbkontraste waren aufgrund des Schnees und der tief stehenden Sonne noch eindrücklicher als bei unseren letzten Besuchen. Der blaue Himmel, der weisse Schnee und die in unterschiedlichen Farbtönen leuchtenden, bizarren Felsformationen boten ein Spektakel und liessen uns die klirrende Kälte bei Temperaturen von gegen minus 10 Grad vergessen.

Mummy-Cliff
Mummy Cliff beim Visitor Center des Capitol Reef National Parks

Wir waren zur dieser späten Tageszeit die einzigen Besucher des Parks. Nur schon das war aussergewöhnlich. Der Capitol Reef Nationalpark in Utah wurde am 18. Dezember 1971 eingerichtet, nachdem er bereits am 2. August 1937 zum National Monument ernannt worden war. Der Name stammt von einem Gebiet in der Nähe des Fremont River, das die ersten Pioniere an ein Riff erinnerte. Im 19. Jahrhundert gründeten mormonische Siedler den Ort Fruita. Kernstück des Nationalparks ist die Waterpocket Fold, eine über 150 km lange geologische Formation, die sich in Nord-Süd-Richtung erstreckt. Die ursprünglich horizontalen Bodenschichten, die aus Sedimenten entstanden, wurden bei der Anhebung des Colorado-Plateaus leicht geneigt und gebogen. Durch Erosion entstand dann die heutige «Falte», die ähnlich einer Verwerfung markante Trennlinien zwischen den geologischen Schichten aufweist. Im Park gibt es ein gut ausgebautes Wanderwegnetz und in Fruita konnten wir noch wild Truthähne sichten. Sie fühlten sich ziemlich sicher, Thanksgiving war ja noch weit entfernt.

Nahe Fruita im Capitol Reef National Park
Wer entdeckt die wilden Truthähne ?
Chimney Rock im Capitol Reef National Park
Chimney Rock

Schon Indianer der Fremont Kultur lebten 700 n. Chr. entlang des Fremont Rivers. Sie teilten sich ihr Gebiet mit den im Süden lebenden Anasazi. Die Fremont Indianer waren Jäger und Sammler, außerdem bauten sie Mais, Bohnen und Kürbisse an. Aus unbekannten Gründen verschwand das Volk schätzungsweise 1250 nach Christus und hinterliess nur Felsmalereien und Petroglyphen.

Petroglyphen im Capitol Reef National Park
Ungefähr tausend Jahre alte Petroglyphen

Nomadische Ute- und Paiute-Indianer jagten Jahre später im Gebiet des heutigen Capitol-Reef-Nationalparks. Ende des 19. Jahrhunderts begannen erste Pioniere und Forscher in das Gebiet des Fremont Rivers vorzudringen. Wer in das Tal wollte, musste zur damaligen Zeit die Fremont Gorge nehmen. Dies war eine enge und steinige Reiseroute, die durch die Felsspalte führte. An einer Stelle der Route, einer Gesteinswand, Pionierregister genannt, sind die Namen von Pionieren, Siedlern und Bergleuten zu lesen, welche ab 1871 durch die Schlucht zogen. Um 1900 entstand der erste Ort, Fruita, an den Ufern des Fremont Rivers. Die Siedler bewässerten den fruchtbaren Boden geschickt und ermöglichten so den Obstanbau. Fruita wurde daraufhin für die Qualität seines Obstes bekannt. Das Tal wurde häufig von Überschwemmungen heimgesucht, die aber keine großen Zerstörungen anrichteten. 1937 wurde das Gebiet um den Fremont River zum Capitol Reef National Monument. Danach verliessen die Bauern mit ihren Familien allmählich Fruita.

Auch wir verliessen nun den Capitol Reef National Park und fanden mit dem Capitol Reef Resort eine tolle und Dank der Nebensaison auch bezahlbare Unterkunft. Die Zimmer sind grosszügig ausgestattet und verfügen teilweise über einen schönen Blick hinüber zum Nationalpark. Wir waren recht müde und wollten nicht noch gross auf die Suche nach einem Restaurant. So haben wir uns für das Hotel-interne Restaurant Pioneer Kitchen entschieden. Wir wurden nicht enttäuscht. In der Hauptsaison kann auch in Cabins und in Indianerzelten («Tipees») übernachtet werden.

Photo Galerie und Lightbox Show
«Winter im Goblin Valley und im Capitol Reef National Park»

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.