Den wohl letzten schönen Herbstag sollte nicht ohne mich stattfinden, und so habe ich mich am Vormittag entschieden, einen Abstecher auf den 1'935 Meter hohen Ammler Hausberg, den Mattstock zu machen. Er wird auch Mattstogg geschrieben und ausgesprochen und bildet zusammen mit dem Speer eine Untergruppe der Appenzeller Alpen.
Mit der Amdener Sesselbahn gelangt man gemütlich auf eine Höhe von knapp 1'300 Meter über Meer. Die restlichen 635 Höhenmetter müssen aus eigener Kraft bewältigt werden.
Von der Bergstation aus gibt es verschiedene Möglichkeiten, das Gipfelkreuz zu erreichen. Eine Möglichkeit ist der direkte Einstieg bei der Bergstation der Sesselbahn. So gewinnt man sofort an Höhe. Ich wollte mich aber erst etwas aufwärmen und habe mich entschieden, einen Teil des Munggewegs, der ebenfalls bei der Berstation startet, nach Westen zu laufen. Dieser erste Abschnitt ist auch Teil des Höhenwegs Hasenboden.
Nach wenigen Hundert Meter biegt der Niederschlag Wanderweg nach links in Richtung Amden ab. Dieser war heute aufgrund aktueller Steinschlaggefahr gesperrt.
Nach ungefähr einer Viertelstunde biegt der Munggeweg bei der Alp Hinteraltschen nach rechts ab. Diesem bin ich gefolgt und wanderte über einen schönen Wiesenweg vorbei an alten, pyramidenförmigen Lawinenverbauungen zum einem hübschen Grillplatz der Schweizer Familie. Dort steht auch ein über 200 jähriger Nadelbaum sowie eine Informationstafel, auf welcher geschrieben steht, was dieser Baum schon alles erlebt hat. Das ist sehr gut gemacht.
Ein Blick zurück in Richtung Glarnerland und Tödi lohnt sich an dieser Stelle auf jeden Fall. Das Panorama ist einzigartig, und man darf gespannt sein, wie sich dieses vom Gipfel des Mattstock präsentiert.
Der Weg steigt nun leicht an und ist immer gut markiert. Ich näherte mich der Alp Walau auf 1'420 Meter über Meer. Das Braunvieh ist schon längst wieder in tieferen Lagen und die Alp Gebäude sind bereits winterfest gemacht. Hier hat man noch die Gelegenheit, die Wasserflaschen aufzufüllen. Von hier aus sind der Flügenspitz, der Leistchamm und die ersten Flanken der Churfirsten gut erkennbar. Von hier aus sind es noch 90 Minuten bis zum Gipfel.
Auf der Alp Walau verlässt man den Munggeweg und hier beginnt nun auch der eigentliche Aufstieg zum Gipfel des Mattstocks. Der Weg wandelt sich nun vom Wiesenweg zum eigentlichen Bergweg. Beim grossen Brunnentrog noch einen Halt machen und sich verpflegen, und es kann losgehen. Der Weg führt über die Weiden der Alp Walau und biegt nach ungefähr zehn Minuten nach rechts ab.
In grossen Kurven gewinnt man schnell und ungefährlich an Höhe und die mächtigen Lawinenverbauungen rücken immer näher. Die älteren Verbauungen sind noch aus Holz und die neueren aus Stahl.
Der Bergweg wird jetzt steiler, und ich musste mir die Kräfte einteilen. Man erreicht nun die praktisch baumfreie Zone. Ich erwartete den steilsten und mühsamten Abschnitt zuoberst kurz vor Erreichen des Gipfels. Unbedingt auch immer wieder mal anhalten und die Aussicht geniessen. Die ungewöhnliche Trockenheit der letzten Wochen oder sogar Monate zeigte ihre Spuren. Sandige Abschnitte anstatt nasser Untergrund zogen sich durch trockenes, dürres und herbstverfärbtes Graslandschaften. Es war wunderbar und auch die Menschenmenge hielt sich in überschaubaren Grenzen. An schönen Sommer Wochenenden kommen sich die Wanderer hier sicher in die Quere.
Kurz vor dem Schlussaufstieg erreicht man eine Schutzhütte, welche über einen Lastaufzug erschlossen ist. Die Lage und Ausblick sind einmalig und das Gipfelkreuz und der Richtmast sind gut sichtbar und erscheinen nicht mehr so weit entfernt.


Doch der Blick täuscht. Der letzte vor einem liegende Abschnitt benötigt eine gute Portion Kraft und Ausdauer. Nach der Schutzhütte steigt der steinige Bergweg steil an. Trittsicherheit ist gefordert, und am Schluss erleichtern Stahlseile und einzelne Haltegriffe den Aufstieg über kleinere Kletterpassagen.
Noch ein paar Höhenmeter und es ist geschafft. Ich stehe auf dem Gipfel des Mattstock und die 635 Höhenmeter wurden sicher bezwungen. Empfangen werde ich von einer aussergewöhnlichen Aussicht. Zu Füssen liegt das Dorf Amden mit seinen Ausläufern hoch oben über dem Walensee und nach Osten eröffnet sich eine Rundsicht mit dem Säntismassiv im Vordergrund über die Churfirsten zum Pizolgebiet. Unten spiegelt sich der Walensee und die Öffnung des Glanerlandes liegt zum Greifen nah. Wenn die Sichtverhältnisse mitspielen, sind auch der Bodensee und die Gipfel der Zentralalpen zu erkennen. Leider ist dunstähnliche Bewölkung aufgezogen und das schummrige Licht verhinderte klare Weitblicke. Es war dennoch ungemein schön.
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Nun wartete der Abstieg. Es ging alles gut. Gegen den Schluss jedoch machten sich die 635 Höhenmeter bergab schon in meinen Beinen bemerkbar. Ich habe die Wanderung mit einem kleinen Abstecher über die Alpwirtschaft Strichbode ausklingen lassen, bevor mich die Sesselbahn wieder gemütlich nach Amden chauffierte. Die rund fünf stündige Bergwanderung war zu Ende. Nicht jedoch ohne einer Mannschaft der Amdener Sportbahnen beim Reparieren des Bärenfall Skiliftes kurz zuzuschauen. Der Winter steht offenbar vor der Haustür.
Entlang des Weges sind zahlreiche hübsche Pflanzen anzutreffen. Leider kenne ich nicht alle mit ihrem Namen aber bis zum nächsten Wandersaison lerne ich das vielleicht. Fotografiert habe ich sie auf jeden Fall.