Der heutige Tag stand kanz im Zeichen von Entspannung an Bord der MS Polarlys. Wir hatten bewusst keine Land Exkursion gebucht. Etwas Erhohlung zwischendurch muss ja auch mal sein. Denoch war dieser Tag auf See reich an positiven Überraschungen. Dazu gehört leider nicht das Wetter. Nach den vergangenen schönen Tagen mit überraschend viel Sonnenschein machte sich wieder Regen breit. Das macht nichts, denn es gibt bekanntlich kein schlechtes Wetter sondern nur eine schlechte Ausrüstung.
Kurz vor 10:00 Uhr erreichten wir südwärts fahrend den nördlichen Polarkreis. Anders als bei der Überquerung in Richtung Norden (Link) waren wir diesmal mitten im Geschehen und feierten mit. Einer der Offiziere verabreichte den Passagieren eine grosszügige Portion stärkendes aber gewöhnungsbedürftiges Fischöl. Das könnte auch so eine Art Mutprobe nach dem Motto «Sind sie zu stark, bist du zu schwach» gewesen sein. Egal, auf jeden Fall soll das Fischöl äusserst gesund sein und die Abwehrkräfte stärken. Vielen ist Fischöl unter dem Namen Lebertran bekannt. Ich bekam als Kind im Winter jeden Tag einen Esslöffel davon verabreicht. Der Tran wird aus der Leber des Dorsch , Kabeljau oder Lachs gewonnen. Hier noch eine Wikipedia Beschreibung des heutigen Einsatzgebietes: «Fischöl wird als Schmier- und Trennmittel, als Lederfett, bei der Herstellung von Heimtiernahrung und Futtermittel für Nutztiere sowie für die Aufzucht in Aquakulturen, d.h. Fischzuchten, genutzt. Daneben wird Fischöl aber auch als Nahrungsergänzungsmittel eingesetzt, da es über Omega-3-Fette verfügt».
Das Wetter wurde nun immer besser, und die Regenwolken wichen dem blauen Himmel als wir die «Sieben Schwestern» passierten. Die Sieben Schwestern sind eine Bergformation aus sieben Bergen und erstrecken sich von Norden nach Süden auf der Insel Alsten südlich von Sandnessjøen. Die Sieben Schwestern erreichten überregionale und auch touristische Bekanntheit vor allem durch die mit ihr verbundene Sage vom Torghatten. Der Sage nach sollen es sieben Jungfrauen gewesen sein, die sich nach einer Verfolgung durch den König Hestmannen erschöpft niederwarfen. Bei Sonnenaufgang erstarrten sie zu Stein.
Alle Gipfel lassen sich ohne Bergsteigerausrüstung bezwingen. Dazu gibt es am Fuss der Berge ausgewiesene Parkplätze mit entsprechender Beschilderung für die Wege zum Gipfel. Ab und zu finden Rennen über alle sieben Gipfel statt. Der bestehende Rekord aus dem Jahr 1994 liegt bei 3 Stunden und 54 Minuten.

Leider ist es uns nicht gelungen, ein Bild aller sieben Berggipfel einzufangen. Es wäre möglich, dass die MS Polarlys eine leicht andere Route gefahren ist als üblich. Auf jeden Fall wurde ich im Internet fündig und möchte euch die folgende Panorama Aufnahme aller sieben Berggipfel nicht vorenthalten.

Unser Weg führte weiter in Richtung Süden nach Trondheim und am Abend des heutigen Tages stand leider schon das Abschieds-Abendessen auf dem Programm. Das bestand aus einem traumhaften aus lokalen Spezialitäten angerichteten 5 Gang Menu und einer Ansprache des Expeditionsteams und weiteren Vertretern der Führungsmannschaft. Wir haben es genossen, und gerne gehe ich nachfolgend etwas ins Detail.

Trockenfleisch wurde als erster Gang gereicht. Es bestand aus Frans Josef Salami aus Mydland in Tromsø und sechs Monate gereifter Fjellbris Schinken aus Tind in Stranda, Gewürzgurke und Kartoffelsalat mit Nyr aus Grøndalen Gård sowie arktischem Senf aus Beiarn.
In Norwegen ist geräuchtertes Fleisch (Spekamat) eine wichtige Basis der nationalen kulinarischen Traditionen. Spekamat wird ganzjährig zu Festen oder Treffen serviert und kann auf unzählige Arten variiert werden. Es hat in der Geschichte eine wichtige Rolle bei der Aufbereitung und Konservierung von Lebensmitteln gespielt, da es früher keine anderen Methoden gab, um Lebensmittel nachhaltig zu lagern.

Es folgte ein Erbsensuppe aus norwegischen grünen Erbsen mit Brot aus Sauerteig vom Baker Brun in Bergen. Das ganze gratiniert mit fünf Jahre gereiftem Jarlsberg Käse.
Erbsensuppe gilt als Herzstück der Schiffsküche. Sie ist nahrhaft und wohlschmeckend. Nach neun Monaten beginnt sich die Konsistenz des fabelhaften norwegischen Jarlsberg Käses bereits zu bilden. Nach weiteren sechs Monaten beginnt der Käse die leckeren kleinen Kristalle zu bilden, für die der gut gereifte Käse bekannt ist. Der Jarlsberg-Käse, der heute serviert wurde, ist ganz speziell. Er stammt aus einer begrenzten Charge, ist über fünf Jahre gereift und schmeckt einfach hervorragend.

«In Cod (Kabeljau) we Trust !» Ganz nach diesem Motto ist der dritte Gang kreiert. Es gibt Kabeljau von den Lofoten mit hellem Bier, Rote Beete Byggotto und Birkensalz von Judiths Urtehage in Kabelvåg.
«Wir glauben an Kabeljau», sagen die Norweger. In den kalten und klaren Gewässern des Nordens ist der Kabeljau der Hauptakteur. Hier kann er ein Gewicht von bis zu 50 Kilogramm und eine Grösse von bis zu zwei Metern erreichen. Kabeljau kann das ganze Jahr hindurch beinahe überall gefischt werden. Die fischreichen Gewässer der Lofoten waren jahrzentelang eine der Lebensgrundlagen in diesem Teil Norwegens. Es ist allseits bekannt, dass die Wikinger getrockneten Kabeljau auf ihre langen Auslandreisen mitnahmen.
Judit von Koesveld bleibt nur ein kleines Zeitfenster im Spätfrühling. Dann verlässt sie ihr Haus und begibt sich in den Wald von Kabelvåg, um einzeln und aufwändig per Hand wilde Birkensprösslinge zu schneiden. Zuhause kocht sie die Sprösslinge in Meersalz aus. Das Ergebnis ist fantastisch. Eine Prise ihres Birkensalzes genügt, um den Kabeljau mit dem unverfälschten Geschmack der Lofoten zu verfeinern.


Käse schliesst bekanntlich den Magen, und so wird als vierter Gang Kraftkar Käse von Tingvollost in Nordmøre serviert. Er ist angereichert mit Karottenmarmelade und knusprigem Haselnussbrot.
Voller Stolz wird der sechs Monate gereifte Kraftkar-Käse von Tingvollost in Nordmøre präsentiert. Dieser Käse hat bei den World Cheese Awards 2016 die Auszeichnung «Champion of the Champions» erhalten. 1983 übernahmen Astrid und Perry Gangstad Gård den Landwirtschaftsbetrieb, welcher auf die Erzeugung von Milchprodukten spezialisiert ist und auf Astrids Grossvater zurückgeht. Sie machten sich herausragenden Innovationen und durch den erfolgreichen Verzicht auf Zusatzstoffe einen Namen. Der Gangstad Käse, welcher heute serviert wurde, ist ein sechs Monate gereifter Camembert mit einem prägnanten pilzigen Charakter.
Zudem wird noch Capra Käse gereicht. Capra ist Lateinisch uns steht für Ziege. Das musste ja kommen, dachte ich mir. Der zwei bis drei Monate alte Capra Käse ist auch prämiert. Knut und Tove, die den Landwirtschaftsbetrieb leiten, setzen bei der Herstellung ihres Capra Käses auf ein lokales Rezept und stellen nur kleine Chargen her.

Als abschliessender fünfter Gang folgt eine Omelette Norvégienne auch bekannt als Bikuitkuchen und Vanilleeiscrème aus Svolvær, Andvika Eierbaiser und arktische Moltebeeren.
Dieses Dessert besteht aus Eiscrème mit Baiser und wir unter hohen Temperaturen im Schiffsofen gebacken. Baiser ist ein Schaumbebäck aus gezuckertem Eischnee. Die exklusive Moltebeere wird in Skandinavien «Das Gold der Arktis» genannt. Sie kommt nur in der Wildnis vor und ist für Beerensammler nicht leicht auszumachen, wenn sie nicht wissen, wo sie suchen sollen. Seit der Wikingerzeit wurde die Moltebeere in der Medizin der nordischen Völker aufgrund ihres hohen Vitamingehalts, der Mineralien und Anti-Ageing-Antioxidantien als Universalzept eingesetzt. Ausserdem sind die Norweger der Meinung, dass keine andere Beere so himmlisch gut schmeckt. Ganz unrecht haben sie da nicht.

Nach diesem 5-Gang Schlemmer Menue haben wir nicht mehr viel unternommen, ausser im Aufenthaltsraum auf Deck 7 noch etwas zu lesen oder zu schreiben. Für morgen haben wir uns vorgenommen, Trondheim auf eigene Faust zu besichtigen.