Es regnet in Bergen ! Das macht uns nichts aus

Soviel vorweg ….. es regnete praktisch den ganzen Tag hindurch, was wohl nicht unüblich für diese Gegend ist. Zu diesem Schluss muss man kommen, wenn man sieht, wie die Norweger mit diesem Wetter umgehen. Immer freundlich und bestens ausgerüstet. Ich habe soeben im Internet noch lesen können, dass Bergen mit seinen 248 Regentagen pro Jahr und mit einer Niederschlagsmenge von 2.5 Metern die regenreichste Grossstadt Europas ist. Dazu kann man nur gratulieren !

Bergen ist mit über 279’000 Einwohnern die zweitgrösste Stadt Norwegens und zudem eine bekannte Hafenstadt mit einem der beschäftigsten Häfen Europas.  Nach Angaben in den Königssagas wurde Bergen 1070 als Björgvin («Bergwiese») von König Olav Kyrre gegründet. Ab dem 12. Jahrhundert war es norwegische Krönungsstadt. Später wurde es in dieser Funktion von Trondheim abgelöst.

Bergen
Wir trotzten Wind und Wetter

1360 eröffnete in Bergen ein Hansekontor (Tyske Bryggen). Bergen wird zwar oft als «Hansestadt» bezeichnet, war jedoch nicht gleichberechtigte Mitgliedsstadt, da es Städten, in denen Hansekontore lagen, verboten war, Hansestadt zu werden.

Im Jahre 1665, während des zweiten Englisch-Niederländischen Krieges, überfielen englische Kriegsschiffe eine niederländische Handelsflotte im Hafen von Bergen. Die Schlacht in der Bucht von Bergen endete, auch durch die Unterstützung der Niederländer durch die dänischen Festungsbesatzungen, mit einer Niederlage der Engländer.

Bryggen-Front

Bis 1880 war Bergen wichtigster Hafen und grösste Stadt Norwegens. Am 16. Januar 1916 wurde ein großer Teil der noch aus vielen Holzhäusern bestehenden Stadt von einem Grossbrand vernichtet.

Im 19. Jahrhundert war die Lepra in Norwegen stark verbreitet und Bergen eines der Seuchenzentren. Zwischen 1850 und 1900 gab es in der Stadt drei Lepra-Krankenhäuser und die größte Dichte an Infizierten in ganz Europa. 1873 entdeckte der norwegische Arzt Gerhard Armauer Hansen in Bergen den Erreger Mycobacterium leprae. Das älteste Lepra-Spital, das im 15. Jahrhundert eröffnete St. Jørgens Hospital behandelte bis in die 1940er Jahre Leprakranke und beherbergt heute das Lepramuseum Bergen und das Lepra-Archiv, das zum UNESCO Memory-of-the-World-Programm gehört.

Bergen
Die alten Speicherhäuser werden umfassend renoviert

Im Zweiten Weltkrieg wurde Bergen schon am ersten Tag der deutschen Invasion, am 9. April 1940, von deutschen Truppen besetzt. Die Stadt wurde später durch alliiertes Bombardement beschädigt. Die deutsche Luftwaffe baute zur Verteidigung der Stadt und des U-Boot-Hafens die nahe gelegene Insel Herdla und die Festung «Fjell festning» aus. Am 20. April 1944 forderte die Explosion auf dem deutschen Munitionstransporter „Voorbode“, der am Kai vor der Festung Bergenhus lag, zahlreiche Menschenleben und führte zu starken Schäden an hunderten von Gebäuden (Quelle: Wikipedia).

Wir wärmten uns in den zahlreichen Souvenirgeschäften und im Starbucks auf. Dazwischen besichtigten wir die alten Speicherhäuser und auch ein Abstecher zum Fischmarkt (Fisketorget) durfte nicht fehlen. Dort sind wir auch zum ersten mal auf den Stockfisch gestossen.

Fischmarkt in Bergen
Fangfrische Leckereien

Stockfisch ist durch Trocknung haltbar gemachter Fisch. Meist wird Dorsch (Kabeljau) verwendet. Vor der Trocknung werden die Köpfe und Eingeweide der Fische entfernt. Die Fische werden paarweise an den Schwanzflossen zusammengebunden und zum Trocknen auf Holzgestelle gehängt. Neuere Forschungen ergaben, dass diese Konservierungsmethode ab dem 8. Jahrhundert in Nordnorwegen praktiziert wurde. Bisher wurde angenommen, dass dies erst ab dem 13. Jahrhundert geschah.

Stockfisch diente in früheren Zeiten der massenhaften Versorgung von Schiffsmannschaften und Soldatenheeren. Handel und Versorgung mit so konservierten Fischen beeinflussten in erheblichem Mass die Entdeckungen und die Weltpolitik der westlichen Welt.

Da für die Seefahrt sehr viel dieser Nahrungsmittel hergestellt wurden, fand der Stockfisch auch weite Verbreitung in den Mittelmeerländern auf dem Festland, wo Fisch wenig verbreitet war, da man ihn vorher nicht transportieren konnte. Mit diesem Handel wurde in Norwegen ein stattlicher Wohlstand erreicht. Handelspartner waren nebst Frankreich auch Spanien und Russland sowie andere Länder.

Fischmarkt in Bergen
Stockfisch

Am Nachmittag gingen wir dann aber zurück zum Hotel, um uns richtig aufzuwärmen und die Kleider zu trocknen. Gegen Abend hörte dann der Regen auf, und wir statteten dem Restaurant Bryggeri einen Besuch ab. Dieses liegt direkt am Hafen und bietet einen schönen Blick hinüber zu den Speicherhäusern. Zum Restaurant gehört eine Micro Brauerei. Selbstverständlich entschieden wir uns wieder für Fisch, wie er in der Zubereitung verschiedener nicht hätte sein können.

Ausblick vom Tisch im Restaurant Bryggeriet
Ausblick vom Tisch im Restaurant Bryggeriet

Das grosse Segelschiff im Hintergrund fand unsere Aufmerksamkeit. Es ist die Statsraad Lehmkuhl. Das Schiff wurde am Vorabend des Ersten Weltkriegs in Dienst gestellt und zeigte bald gute bis sehr gute Segeleigenschaften bei starkem Wind. Kriegsbedingt konnten nur wenige Fahrten unternommen werden. Die Bark gelangte 1919 als Reparationszahlung nach England. 1923 wurde sie vom Norges Rederforbund (Norwegens Reederverband) für 425’000 Kronen auf Initiative ihres späteren Namensgebers Kristofer Didrik Lehmkuhl erworben und nach Bergen überführt. Die Namensgebung «Statsraad Lehmkuhl» erfolgte aus Anerkennung für dessen hervorragende Staatsdienste und den Einsatz für den Ankauf des Schiffs.

Nach Ausrüstung für eine mehrmonatige Fahrt ging das Schiff an die Bergens Skolskib Stiftelsen («Bergener Schulschiffstiftung»), die sie bis 1966 als Schulschiff betrieb. Während des Zweiten Weltkriegs, nach Beschlagnahmung durch deutsche Truppen, hiess sie kurzfristig «Westwärts» und wurde als Depotschiff verwendet.

1946 wurde sie nach Rückübereignung an Norwegen und Überholung wieder eingesetzt. Zwanzig Jahre später, 1966, musste das Schiff trotz finanzieller Hilfe seitens des Staates aufgelegt werden (steigende Unterhaltungs-kosten und rückläufige Kadettenzahl). Da ein Verkauf ins Ausland drohte, gelang es dem Reeder Hilmar Reksten, das Segelschiff 1967 für Norwegen zu erhalten. Er betrieb das Schulschiff zwischen 1968 und 1972 auf eigene Rechnung. Wegen Kürzung der staatlichen Unterstützung wurde die Statsraad Lehmkuhl erneut im Hafen von Bergen stillgelegt.

Statsraad Lehmkuhl

Es wurde die Stiftelsen Seilskipet Statsraad Lehmkuhl (Stiftung Segelschiff Statsraad Lehmkuhl) gegründet, die 1978 das Schiff übernahm und bis heute betreibt. Durch Verchartern an verschiedene interessierte Organisationen und später durch eigenarrangierte Fahrten trägt sich das Schiff finanziell. Während des Winters 1997 wurden in der Laksevåg-Werft in Bergen umfangreiche Restaurierungsarbeiten einschliesslich modernster und notwendiger Schiffssicherheits-massnahmen durchgeführt, dies unter Beibehaltung des ursprünglichen Erscheinungsbildes (Quelle: Wikipedia).

Eigentlich hofften wir, die Statsraad Lehmkuhl am kommenden Tag besichtigen zu können. Leider ist das nicht möglich. Wir hatten dennoch ein guten und volles Programm für den kommenden Tag, um Bergen noch besser kennenzulernen. Das Wetter sollte auch besser werden !

 

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