Nach dem Frühstück verabschiedeten wir uns von Michael und seiner Familie in Colorado Springs. Vor uns lagen 663 Kilometer, für welche wir mindestens acht Stunden Fahrzeit schätzten. Eine recht lange Distanz für einen Tag aber wir haben diese südliche Variante der nördlichen über die Interstates 25 und 70 aufgrund der landschaftlichen Reize vorgezogen. Wir sollten nicht enttäuscht werden.
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Wir fuhren auf dem Highway 24 westlich über Manitou Springs nach Buena Vista, einem Städtchen am Fuss einiger gewaltiger Bergmassive mit Gipfeln, die deutlich über der 4’000 Meter Grenze liegen.

Die 1879 gegründete Gemeinde Buena Vista liegt in einem weiten Tal des Arkansas River zwischen der Sawatch Range und der Mosquito Range, zweier Bergketten der Rocky Mountains. Unweit des San-Isabel-Nationalforsts und inmitten des Erholungsgebietes “Arkansas Headwaters” gelegen, spielt für Buena Vista insbesondere der Tourismus eine große Rolle. Überregional bekannt ist der Ort insbesondere als Startpunkt für Wildwasserfahrten auf dem Arkansas River.

In Buena Vista fuhren wir auf den Highway 285 südlich entlang des Arkansas Rivers. Dann verzweigten wir auf den Highway 50. Der Weg führte uns westlich über den Monarch Pass auf eine Höhe von 3’448 Meter über Meer. Diese Gegend ist die Wasserscheide zwischen Atlantik und Pazifik und gilt als einer der schönsten Aussichtspunkte in den Rocky Mountains. Um diese Aussicht allerdings uneingeschränkt geniessen zu können, müsste man mit einer kleinen Seilbahn auf den Gipfel, der auf 3’700 Meter über Meer liegt, fahren. Es ist wohl nicht überraschend, dass wir aufgrund der langen Wegstrecke, die noch vor uns lag, verzichteten. Im Winter wird ein Ski Gebiet unterhalten. Eine Lodge bietet Übernachtungsmöglichkeiten an.

Von dieser Höhe ging es nun wieder in die Ebene zur Curecanti National Recreation Area, welche rund um das 32 Kilomter lange Blue Mesa Reservoir liegt. Dieses entstand durch die Stauung des Gunnison Rivers. Es ist das grösste Reservoir des Bundesstaates Colorado.

Wie viele andere Stauseen dient er zur Energiegewinnung, dem Hochwasserschutz, der Bewässerung sowie als Naherholungsgebiet. Der See ist Teil des Erholungs-gebiets Curecanti, das unter der Verwaltung des National Park Service steht.
Der See wird durch die Talsperre Blue Mesa aufgestaut und überflutet den Grossteil der ehemals 80 km langen Gunnison-Schlucht, deren verbliebener Teil im Westen (Black Canyon) im Jahr 1999 unter den staatlichen Schutz eines Nationalparks gestellt wurde. Mehr dazu weiter unten in diesem Blog.


Im Bild rechts sind die schwarzen und bizarren Gesteinsformationen zu erkennen. Wir nahmen uns noch etwas Zeit und sind auf einer nicht asphaltierten Strasse in diese Richtung gefahren, um das Ganze für einen späteren Besuch auszukundschaften. Es sah sehr vielversprechend aus.
Unser nächstes Etappenziel war der Black Canyon of the Gunnison Nationalpark. Dieser war schon lange auf der Wunschliste und heute sollte es zumindestens für einen ersten Erkundungsbesuch reichen. Vor Montrose führt ein Abstecher vom Highway 50 nördlich zum Parkeingang.
Der Nationalpark schützt den zentralen Teil der Schlucht des Gunnison Rivers, einem Zufluss des Colorado River, die aufgrund des harten Gesteins aussergewöhnlich steil ist. Die beiden Ränder der Schlucht sind im Schutzgebiet nicht miteinander verbunden, die meisten Besucher nutzen nur den Südrand. Es gibt zwei Parkeingänge. Zum Gunnison River selbst gelangt man über die East Portal Road, die innerhalb des Nationalparks von der 347 abzweigt. Die East Portal Road ist extrem steil mit Steigungen bis zu 16 Prozent und vielen Haarnadelkurven. Sie ist im Winter gesperrt. Fahrzeuge über 6,70 m Länge sind hier nicht zugelassen. Der Park wurde 1933 als National Monument unter Schutz gestellt und 1999 zum Nationalpark aufgewertet.


Der Black Canyon ist eine tiefe Schlucht, durch die der Gunnison River fliesst. Er ist so schmal, dass nur sehr wenig Sonnenlicht bis auf den Grund fällt, was die Wände dunkel bis schwarz erscheinen lässt und so dem Canyon seinem Namen gab. Am Chasm Overlook-Aussichtspunkt erreicht er eine Tiefe von 555 m bei nur 345 m zwischen den Rändern der Schlucht. Im Canyon hat der Gunnison River ein durchschnittliches Gefälle von 18 Meter pro Kilometer. Im 3,2 Kilometer langen Abschnitt zwischen «Pulpit Rock» und «Chasm View» beträgt das Gefälle allerdings 50 Meter pro Kilometer. Vom Canyonrand ist das Tosen gut hörbar, mit dem das graugrüne Wasser des Gunnison River durch die Schlucht schiesst. Der Fluss gräbt sich pro hundert Jahre etwa drei Zentimeter weiter ein.
Der Black Canyon hat seit ewigen Zeiten ein Hindernis für Menschen dargestellt. Eine Besiedelung der Schlucht war nie möglich. Nur auf dem Canyonrand fanden Archäologen die Spuren frühen menschlichen Lebens.
Selbst die Ute, der grösste Indianerstamm, der hier seit Jahrhunderten lebte, sind nie in die tieferen Regionen des Canyons vorgedrungen.
Die ersten Europäer, die den Westen Colorados erkundeten, waren Spanier. Die Expedition von Juan Rivera 1765 und die berühmte Expedition der Franziskanerpater Domínguez und Escalante im Jahre 1776 führte sie in die Region des Black Canyon, aber sie alle sahen ihn als unpassierbar an.
Wie ihnen erging es vielen anderen Forschungsreisenden. Captain John Gunnison überquerte auf seiner Expedition im September 1853 den North Fork des Flusses, der später nach ihm benannt wurde, beschloss dann aber, den Black Canyon zu meiden und zog weiter westwärts zum Uncompahgre River. Der erste schriftliche Bericht stammte von der Hayden-Expedition, die 1873 bis 1874 seiner Reiseroute folgte. Als sie bei Morrow Point in den Canyon hinunterschauten, erklärten sie ihn rundweg für unpassierbar (Quelle: Wikipedia).

Ein kurzer aber eindrücklicher Besuch. Nächstes Mal nehmen wir uns etwas mehr Zeit und übernachten im nahe gelegenen Montrose. Auch die Fahrt hinunter zum Gunnison wird dann auf dem Programm stehen. Es sei noch nebenbei erwähnt, dass uns der Campground im Nationalpark nicht so gut gefallen hat.
Wir fuhren die Zufahrtsstrasse wieder retour zum Highway 50 und unser Weg führte uns zuerst südlich in die weitere Gegend der Bergketten rund um Telluride, einem bekannten und grossen Skiort.

Es dunkelte nun langsam ein, und wir fuhren ohne grosse weitere Pausen in Richtung der La Sal Mountains in Utah. Nach dem Eindunkeln hatten wir Glück, als ein Reh völlig erstarrt mitten auf der Strasse stand. Wir hielten an und nach einer kurzen Zeit zog es weiter. Es ging alles gut, und wir sind müde aber voller neuer Eindrücke in Moab angekommen. Die letzte Ferienwoche lag nun vor uns.