Ein grosses Staunen im Badlands National Park und vieles mehr

Es kühlte heute merklich ab. Zudem regnete es am frühen Morgen. Offenbar war es den Amerikanern im Frühstücksraum immer noch zu warm. Die Klimaanlage lief auf Hochtouren und der Raum wurde auf gefühlte 12 Grad Celsius runter gekühlt. Energieverschwendung und Gesundheitsschädigung vom Feinsten kann man da nur sagen. Da müsste man dann einfach mal den Stecker ziehen und die Fenster kurz öffnen. Na ja, lassen wir das, sie lernen es ja doch nicht. Das Plastikteller-Frühstück und der  Filter Kaffee waren an und für sich in Ordnung. Den Temperaturen entsprechend verbrachten wir aber nicht viel Zeit im Frühstücksraum. Heute stand der Besuch des Badlands National Park auf dem Programm.

Da es aber ziemlich stark regnete, entschlossen wir uns, der Minuteman Missile Launch Facility Delta-09 und dem Minuteman Missile National Historic Site mit seinem Visitor Center zu besichtigen. Beim der Launch Facility handelt es sich um ein Startsilo für den Abschuss atomarer Minuteman II Interkontinentalraketen. Das ganze umliegende Gebiet in South Dakota war während des Kalten Krieges bestückt mit solchen unterirdisch vernetzten und abschussbereiten Startsilos. Die Facility Delta-09 ist für Besucher aussen zugänglich. Der Zugang zum Inneren ist nur gegen Voranmeldung und Teilnahme an einer geführten Tour möglich. Ein Spontanbesuch wie wir ihn vorhatten, ist also nicht möglich.

Minuteman Launch Facility D-9
Minuteman Launch Facility D-9

Die Launch Facility Delta-09 liegt 11 Kilometer östlich von Wall unmittelbar an der Interstate 90. Hinweisschilder machen darauf aufmerksam. Es handelt um das letzte noch bestehende Startsilo für Interkontinentalraketen dieser Art.

Minuteman Missile National Historic Site
Minuteman Missile National Historic Site

Im weiter südlich an der Interstate 90 gelegenen Visitor Center wird interaktiv dargestellt, mit welch grandiosem Erfolg die Amerikaner ihre beiden Atomraketen an der japanischen Zivilbevölkerung getestet haben, und mit welch heroischem Aufwand sie die Startsilos für die atomaren Interkontinentalraketen gebaut hatten und unterhielten. Ätzende Amerikanische Propaganda und bei Regen ansatzweise sehenswert, mehr aber nicht. Sind wir froh, dass bis jetzt niemand auf den Knopf gedrückt hat.

Minuteman Missile National Historic Site
Die 150 Abschusssilos des 44th Strategic Missile Wings nördlich des Badlands National Parks

Wir wendeten uns dann den schöneren Dingen des Lebens zu und fuhren zum sechs Kilometer südlich gelegenen Eingang des Badlands National Park.

Badlands National Park

Es hörte auf zu regnen und wir waren gespannt, wie sich das Wetter weiter entwickeln würde. Als erstes hielten wir beim Big Badlands Overlook und machten uns dort mit der Gegend vertraut. Es war schon einzigartig und vielversprechend, mit welcher Farbgewalt die Natur dem Besucher gegenübertritt.

Big Badlands Overlook Point
Big Badlands Overlook Point

Der Badlands National Park liegt im Südwesten South Dakotas. Er besteht aus einem als Badlands bezeichneten Typ von Verwitterungslandschaft, die für Landwirtschaft denkbar ungeeignet schien, daher der Name Badlands – schlechtes Land. Neben dieser Verwitterungslandschaft gehört auch die grösste geschützte Gras Prärie zum Nationalpark. Zwei Einheiten des Nationalparks, die Stronghold Unit sowie die Palmer Creek Unit liegen innerhalb der Pine Ridge Reservation. Im Jahr 2012 wurden die Voraussetzungen geschaffen, dass die beiden südlichen Gebiete künftig als National Tribal Park in Kooperation zwischen dem National Park Service und den Oglala-Lakota verwaltet wird. Dazu werden bevorzugt Sioux-Indianer als Ranger und Park-Wissenschaftler ausgebildet und eingestellt. Das Gebiet hiess seit den 1750er Jahren in Lakota Makȟóšiča. Andere nannten das Gebiet Paha Ska, auf Deutsch «Weisse Hügel».

Im Park gibt es auch reiche Fundstätten an Fossilien, wie etwa von prähistorischen Pferden, Schafen, Nashörnern oder Schweinen. Dazu gehören 11.000 Jahre alte Funde menschlicher Zivilisation. Das Gebiet wurde 1939 zum National Monument erklärt und 1978 zum Nationalpark aufgewertet.

Badlands National Park

Der Film «Der mit dem Wolf tanzt» mit Kevin Costner in der Hauptrolle wurde 1990 zu grossen Teilen im Nationalpark und dessen Umgebung gedreht (Quelle: Wikipedia).

Wir fuhren zum Ben Reifel Visitor Center, kauften ein paar Souvernirs und erfuhren, dass die dazugehörige Cedar Passe Lodge Buchungen für 2019 und die Folgejahre entgegennimmt. Das laufende Jahr ist komplett ausgebucht.

Wir fuhren die gesamte Parkstrecke ab, hielten an allen Aussichtspunkten, erkundeten so manches auch zu Fuss und erfreuten uns an dem immer schöner werdenden Wetter. Die Wolken verschwanden, und blauer Himmel machte sich breit. Aufgrund des nassen Untergrundes erschienen die unglaublich vielen Farbtöne im Sonnenschein noch viel intensiver.

Im National Park leben fünf verschiedene Huftierarten, wie zum Beispiel Bisons, Schafe und Hirsche. Hinzu gesellen sich aufgrund der zahlreichen Warnschilder auch giftige Klapperschlangen, welche unsere Wege zum Glück nicht kreuzten. Bisons uns Hirsche haben wir aus der Nähe beobachten können. Die Tiere erscheinen zahm sofern man sich als Besucher korrekt verhält.

Badlands National Park

Es war uns möglich, beinahe den gesamten Scenic Drive abzufahren. Wir entschieden uns, den Park über den Pinnacles Eingang zu verlassen und zum nächsten Ziel, dem Mount Rushmore National Memorial weiterzufahren. Wir kommen bestimmt wieder ! Nachfolgend ein paar weitere Eindrücke dieses tollen Parks. Ein Besuch ist absolut empfehlenswert, auch wenn der Park aufgrund der grossen Distanzen nicht einfach in die bekannten und eher südlich gelegenen touristischen Reise Routen eingebaut werden kann.

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«Badlands National Park»
Badlands National Park
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Wir erreichten wieder die Interstate 90 und fuhren retour nach Rapid City, von wo aus wir über den Highway 16 südwestlich in den Black Hill National Forest fuhren. Nach 135 Kilometern oder etwas mehr als 90 Minuten erreichten wir das Mount Rushmore National Memorial.

Das Mount Rushmore National Memorial ist ein 1941 fertiggestelltes Denkmal, das aus monumentalen Porträtköpfen der vier bis zur Zeit seiner Erstellung als am bedeutendsten und symbolträchtigsten geltenden US-Präsidenten besteht.

Mount Rushmore
Eingangsbereich mit Mount Rushmore im Hintergrund

Jedes Porträt ist 18 m hoch. Dargestellt sind von links nach rechts die Präsidenten George Washington (1. US-Präsident), Thomas Jefferson (3.), Theodore Roosevelt (26.) und Abraham Lincoln (16.). Vor dem Denkmal sind Ausschnitte aus berühmten Reden der vier Präsidenten auf Schrifttafeln zu lesen. Das Mount-Rushmore-Nationaldenkmal wird auch als Shrine of Democracy (Heiligenschrein der Demokratie) bezeichnet. Die Lakota-Indianer sehen das Monument hingegen als Entweihung ihres heiligen Berges an.

Der Mount Rushmore ist ein Berg in den Black Hills, South Dakota nahe dem Örtchen Keystone. Der Berg verdankt seinen Namen dem New Yorker Anwalt Charles Rushmore, der ursprünglich die Goldschürfrechte für das Gebiet erworben hatte.

Mount Rushmore

Die Idee, ein Monument für berühmte Persönlichkeiten in den Bergen von South Dakota zu erstellen, kam von dem Historiker Doane Robinson (1856 bis1946). Er wollte damit den Tourismus in der Region ankurbeln. Ursprünglich dachte er nicht an Präsidenten, sondern an bekannte Gestalten aus der Geschichte des Westens, wie Lewis and Clark, Red Cloud und Buffalo Bill Cody.

Auch war das Monument ursprünglich an einem anderen Platz geplant, nämlich an den Needles, einer bizarren Felsformation in den Black Hills. Wegen der schlechten Qualität des Granits und zu wenig Platz für die Skulpturen wurde dieser Vorschlag abgelehnt. Auch stieß der Vorschlag auf entschiedenen Widerstand bei den Ureinwohnern. Aussicht auf Verwirklichung hatte das Projekt erst, als sich Senator Peter Norbeck (1870–1936) aus South Dakota für das Projekt starkmachte und eine Finanzierung durch den Bundeshaushalt sicherte. Die Idee von den vier Präsidentenköpfen kam von John Gutzon de la Mothe Borglum (1867 bis 1941).

Das Monument wurde von John Gutzon de la Mothe Borglum in 14 Sommern zwischen 1927 und 1941 in den Granit des Mount Rushmore gesprengt, gehauen und gemeißelt. Für das Bildnis George Washingtons war 1930 Baubeginn. Mit Thomas Jeffersons Porträt wurde 1936 rechts daneben begonnen. 1937 begann man mit dem Kopf Abraham Lincolns und ab 1939 nahm man in der Felsnische das Bildnis Theodore Roosevelts in Angriff.

Bei den gesamten Arbeiten wurde Gutzon von fast 400 Arbeitern und Helfern unterstützt. Er selbst verstarb vor Vollendung des Kunstwerkes. Sein Sohn Lincoln Borglum setzte die Arbeiten noch einige Monate fort, bis sie im Oktober 1941 aus Geldmangel eingestellt wurden und das Monument am 31. Oktober 1941 für vollendet erklärt wurde. Eine geplante Erweiterung der Figuren bis auf Taillenhöhe wurde nie ausgeführt. Das Denkmal wird mit dem dazugehörigen Museum vom National Park Service verwaltet (Quelle: Wikipedia).

Den Amerikanern scheint es aufgrund des Besucherandrangs mächtig zu gefallen. Den Besuch war es wert, aber ein weiteres mal würden wir wohl eher nicht mehr hier her fahren.

Unser Tagesziel hiess Deadwood, eine Stadt mit ungefähr 1’300 Einwohnern. Deadwood liegt 80 Kilometer nördlich des Mount Rushmore und ist gut über den Highway 385 zu erreichen. Die Fahrt führt durch die schönen Wälder des Black Hills National Forest. Über Deadwood weiss Wikipedia folgendes zu berichten:

Sie lebt wegen ihrer Rolle für die Geschichte des Wilden Westens vom Tourismus. Der Ort liegt in einer knapp 300 Meter breiten und mehrere hundert Meter tiefen Schlucht, die von den ersten Siedlern der zahlreichen umgestürzten Bäume wegen «Deadwood Gulch» («Totholz-Schlucht») genannt wurde. Sie liegt zwischen bewaldeten Bergen, die den Sioux heilig waren. Es wird vom Whitewood-Creek durchflossen, der in den Anfangszeiten seinen Lauf öfters änderte, da sein Bett von Goldsuchern immer wieder umgeleitet wurde. Parallel zum Fluss verläuft die Main Street.

Deadwood
Die Main Street im Jahr 1876 (Quelle: Wikipedia)

Der Ort Deadwood wurde während der Grossen Depression 1876 gegründet. Er entstand aus einem Zeltlager von Goldgräbern, die während des Goldrauschs in die Black Hills gezogen waren. Die Siedlung und die Ausbeutung der Goldvorkommen waren illegal, da das Gebiet im Vertrag von Fort Laramie 1868 den Sioux zugesichert war. Gesetze, eine Rechtsordnung und eine Obrigkeit gab es nicht. Der abgelegene Ort wuchs schnell, innert weniger Monate wuchs er von 400 Menschen im Februar bis auf über 5000 im Sommer. Die Bewohner waren neben Goldgräbern und anderen Glücksrittern Zimmerleute, Händler, Schlachter, Anwälte, Priester, Trapper und ungelernte Arbeiter auf der Suche nach Arbeit. Dazu kamen zahlreiche Pferdediebe, Falschspieler und Kriminelle, für die ein Ort ohne Gesetze und Sheriff wie geschaffen war. Ein Reporter des «Scribner’s Monthly» schrieb, er habe noch nie „so viele verhärtete und brutal aussehende Männer versammelt gesehen“. Tote gab es dennoch wenige; 1876 wurden vier Männer ermordet. Das erste Opfer war der Revolverheld Wild Bill Hickok.

Deadwood
Ansicht von Deadwood aus dem Jahr 1876 (Quelle: Wikipedia)

Ein Prozent der Bewohner war weiblich, viele waren Prostituierte. Kinder und Alte gab es kaum. Der Hauptanteil der Bevölkerung bestand aus jungen Männern zwischen 20 und 30 Jahren. 40 Prozent waren Einwanderer, viele aus Großbritannien und Deutschland. Diese waren es auch, die schon im Juni 1876 eine erste Brauerei eröffneten. Das erste Kind kam in Deadwood am 4. Juli 1876 zur Welt.

Im Frühjahr 1876 eröffnete ein P. A. Gushurst das erste Lebensmittelgeschäft, zahlreich weitere folgen in kurzer Zeit. Das erste Hotel war das «Grand Central», das in einem Inserat den Bau eines luxuriösen dritten Stockwerks ankündigte.

Bekanntester Saloon und zugleich größtes Bordell der Stadt war das am 7. April 1877 eröffnete Gem Variety Theater am nördlichen Ende der Main Street. Es stand unter der Führung des berüchtigten Zuhälters Al Swearengen, der pro Nacht damit einen Umsatz von 5000 Dollar erwirtschaftet haben soll.

Deadwood
Das Gem Variety Theater auf einer Aufnahme aus dem Jahr 1878 (Quelle: Wikipedia)

Am 14. August 1876 richteten engagierte Bürger ein Komitee ein, das den Ort kontrollieren konnte, soweit das möglich war. es bestand aus fünf Männern, darunter der 29-jährige Seth Bullock aus Montana, der erst wenige Tage mit seinem Geschäftspartner Sol Star zuvor in Deadwood eingetroffen war und einen Eisenwarenladen eröffnet hatte. Die Gruppe nannte sich «Board of Health», da ihre erste Sorge der Bekämpfung der eben eingeschleppten Pocken galt.

Auch wenn die Gruppe gute Arbeit leistete, mehrten sich die Rufe nach einer offiziellen Stadtregierung. In einer Abstimmung am 11. September 1876 waren 1082 Bürger dafür, eine solche einzurichten. 57 stimmten dagegen. Als Hauptverantwortliche gewählt wurden ein Bürgermeister, ein Richter und ein Polizeichef, dazu kamen vier weitere Mitglieder. Innerhalb eines Monats wurden zahlreiche Gesetze und Verordnungen erlassen und Steuern erhoben.

Aber die erste Regierungszeit dauerte nur wenige Monate. Nach der Schlacht am Little Bighorn 1876 wurde das Sioux-Reservat zerschlagen, die Black Hills gehörten fortan zum US-Territorium Dakota. Deadwood wurde Hauptort des 1875 gegründeten Landkreises Lawrence County. Damit wurde die Siedlung legitimiert und es galten US-Gesetze. Erster Sheriff wurde Seth Bullock. Obwohl er nur gut neun Monate im Amt war, legte er in dieser Zeit die Grundlage einer neuen Ordnung in Deadwood.

Dadurch wurde der Ort nun auch für Investoren, Geschäftsleute und Spekulanten interessant, die sich in grösserer Zahl in Deadwood niederliessen. Die klassischen Goldwäscher zogen weiter, der Goldabbau erfolgte mit schweren Maschinen. Immer mehr Arbeiter ließen sich mit ihren Familien im Ort nieder und besiedelten neue Gebiete an den Hügeln. Eine Postkutschenlinie und eine Telegrafenverbindung werden eingerichtet, Banken, Kirchen, Feuerwehr, ein Postamt und eine Schule entstehen.

Am 25. September 1879 brach in einer Bäckerei ein Feuer aus und breitete sich schnell auf andere Gebäude aus. 300 Häuser brannten nieder, 2000 Menschen wurden obdachlos. Die Stadt wurde wieder aufgebaut, mehrheitlich mit soliden Häusern aus Ziegeln und Stein. Im Dezember 1987 wurde die Stadt wieder durch einen Brand schwer getroffen. Um den Wiederaufbau zu finanzieren und eine neue wirtschaftliche Basis zu bekommen, wurden ungewöhnliche Mittel diskutiert. Am 1. November 1989 wurde in Deadwood das Glücksspiel offiziell erlaubt.

Deadwood
Die Main Street heute

Soviel zur bewegten Geschichte von Deadwood. Wir übernachteten im zentral gelegenen Hampton Inn. Der Übernachtungspreis war eher moderat. Damit sollten wohl Besucher angezogen werden, die im Hotel eigenen Spielcasino den einen oder anderen Dollar liegenlassen. Nach Zimmerbesuch schlenderten wir die Main Street hinauf. Ein gutes Steak wurde im Legends Steakhouse für uns zubereitet. Es war einiges los in Town. So kam es uns auf jeden Fall vor. Offenbar war das noch nichts im Vergleich zu den Wochenenden oder Spring Break. Dann sind alle Saloons und Casinos zum Bersten voll. Es soll dann auch sehr laut zu und her gehen. Offenbar lässt man hier so einiges durch.

Ein Tag voller Höhepunkte ging zu Ende. Wir haben gut geschlafen und konnten am nächsten Tag ausgeruht den Abschnitt nach Colorado Springs in Angriff nehmen.

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