Auf den Spuren der Native American beim Little Big Horn und beim Devils Tower

Wo war denn das schöne Wetter geblieben ? Es regnete bereits, als wir am Morgen in Billings losfuhren, um das 100 Kilometer entfernte Little Big Horn National Monument zu besuchen. Dieses ist gut erreichbar und liegt in unmittelbarer Nähe der Interstate 90 süd-östlich und dem Highway 212.

Regen
Auf dem Highway 212 in Richtung Little Big Horn Battlefied

Das Little Bighorn Battlefield National Monument ist eine Gedenkstätte vom Typ eines National Monuments im Süden des US-Bundesstaates Montana. Sie erinnert an die Schlacht am Little Bighorn, in der am 25. Juni 1876 das 7. US-Kavallerieregiment unter George A. Custer von Indianern der Lakota-Sioux, Arapaho und Cheyenne unter ihren Führern Sitting Bull und Crazy Horse am Little Bighorn River vernichtend geschlagen wurde.

Die Sioux-Indianer sollten zum Verkauf der ihnen heiligen Black Hills, einer Bergkette am Rand der Rocky Mountains, bewegt werden. Das Gebiet lag unmittelbar westlich ihres Reservates und war ihnen im Vertrag von Fort Laramie 1868 als exklusives Jagdgebiet zugesichert worden. Eine vertragswidrige Expedition der US Army unter Lt. Col. George A. Custer berichtete 1874 von Gold-Vorkommen in den Bergen, und tausende Goldsucherströmten in das Gebiet. Dort lebten und jagten auch einige Gruppen der Sioux und der Cheyenne, die den Vertrag von 1868 und das Reservat nie anerkannt hatten. Ihre Häuptlinge Sitting Bull, Crazy Horse und Gall leisteten Widerstand gegen die eindringenden Weissen und wurden vom Bureau of Indian Affairs als feindlich gesinnt erklärt.

Little Big Horn Battlefield National Monument
Auch 12 in der Schweiz und 125 in Deutschland geborene US Kavaleristen standen den Indianern gegenüber

Im Juni 1876 rückten Einheiten der US Army von drei Seiten in einer Zangenbewegung auf das Gebiet vor. George A. Custer führte die etwa 600 Mann des 7. US-Kavallerieregiments als Vorhut auf eine Erkundungsmission. Er hatte Befehl, eventuell gefundene Indianer nicht anzugreifen, und führte keine schweren Waffen, insbesondere keine Gatling-Repetiergeschütze mit. Seine Kundschafter fanden am 25. Juni 1876 das Indianerdorf im Tal des Little Bighorn Rivers. Die Zahl der Bewohner lässt sich nicht mit Sicherheit feststellen, neuere Schätzungen reichen von etwa 1000 bis 2500 Kriegern. Trotz der Übermacht und seiner Befehle griff Custer an, wahrscheinlich weil er seine Truppe für entdeckt hielt und das Überraschungsmoment nutzen wollte.

Der Angriff misslang, die Hunkpapa-Sioux unter Häuptling Gall konnten eine Flügeloperation abwehren und die Truppen aufrollen. Sie flüchteten sich zu Klippen am Fluss. Die Hauptwelle unter Custer selbst wurde bereits zwischen den ersten Zelten zum Stehen gebracht, und fünf Kompanien der Kavalleristen mussten sich auf einen Hügel zurückziehen. Den Sioux und Cheyenne gelang es, den Hügel zu umgehen und der Armee den Rückzug abzuschneiden. Alle Soldaten dieser Einheiten wurden getötet.

Little Big Horn Battlefield National Monument
Blick auf eines der Schlachtfelder

Die Überlebenden der Flügeloperation unter Major Marcus Reno sowie drei weitere Kompanien unter Hauptmann Frederick Benteen sammelten sich auf Klippen am Fluss und wurden am Abend dorthin zurückgeschlagen, als sie sich dem Schlachtfeld nähern wollten. Insgesamt starben 268 Soldaten, darunter 14 Offiziere, 55 weitere Soldaten blieben vermisst. Die Indianervölker hatten zwischen nachgewiesenen 64 und geschätzten 300 Opfer zu beklagen.

Im Dezember 1991 benannte Präsident George H. W. Bush die Gedenkstätte in ihren heutigen Namen Little Bighorn Battlefield National Monument um und ordnete an, dass künftig in gleichem Masse auch der indianischen Opfer gedacht werden und deren Rolle und Kultur stärker gewürdigt werden solle. Dazu wurde in den folgenden Jahren das Indian Memorial errichtet, ein Denkmal mit drei Drahtgitterfiguren, die an die drei beteiligten Völker der Sioux, der Cheyenne und der Arapaho erinnern (Quelle: Wikipedia).

Indian Memorial im Little Big Horn Battlefield National Monument
Indian Memorial

Es regnete in Strömen. Wir haben darauf verzichtet, die einzelnen Schlachtfelder mit den zahlreichen Grabsteinen zu Fuss zu besichtigen. Den Besuch des Visitor Centers liessen wir uns jedoch nicht entgehen. Wir konnten uns dem Eindruck, dass das Ganze leider immer noch einseitig zu ungunsten der Indianer dargestellt wird, nicht verwehren. Der Besuch hat sich auf jeden Fall gelohnt. Es begann zu donnern, und als ein Blitz in unmittelbarer Nähe eingeschlagen hatte, verliessen wir das Little Big Horn Battlefield und begaben uns auf den Weg zum Devils Tower im Bundesstaat Wyoming.

Der Devils Tower liegt 330 Kilometer süd-östlich vom Little Big Horn Battlefield National Monument und ist über die Highways 212 und 112 zu erreichen. Je weiter wir fuhren, desto besser wurde das Wetter. Die Wolken wichen blauem Himmel. Der hochragende Devils Tower ist aus der Ferne gut erkennbar.

Devils Tower in Wyoming
Der Devils Tower vom Highway 112 aus gesehen

Der Devils Tower erhebt sich etwa 265 Meter über sein unmittelbares Umland und besitzt einen Durchmesser von fast 150 Metern. Der Felsen wird von mehreren Völkern der Prärieindianer als Wohnsitz des Grizzlybären angesehen und ist für sie ein heiliger Ort. Die auffallende Form des Berges macht den Devils Tower zu einem Gegenstand der indianischen Mythologie. 21 indianische Völker geben an, kulturelle Beziehungen zum Berg zu haben.

Die Kiowa-Indianer nennen den Devils Tower Mateo Tepee (englisch Bear Lodge oder deutsch Heim des Grizzly-Bären). Ihrer Sage nach entstand Mateo Tepee, als ihre Vorfahren in dieser Gegend ein Dorf errichteten. Eines Tages spielten sieben kleine Indianermädchen in einiger Entfernung zum Dorf. Sie wurden von mehreren Bären entdeckt und die Mädchen eilten zum Dorf. Die Bären jedoch erreichten die Mädchen weit vor dem Dorf. In ihrer Not kletterten die Mädchen auf einen kleinen Felsbrocken. Sie flehten den Stein an: «Fels, habe Mitleid mit uns, Fels rette uns». Der Fels erhörte die Mädchen und fing an in die Höhe zu wachsen. Die Bären sprangen den Felsen in ihrer Wut an, brachen riesige Felsbrocken aus ihm heraus und kratzten mit ihren Krallen tiefe Rillen und Spalten in den Felsen, jedoch konnten sie die Mädchen nicht erreichen. Der Fels wuchs und wuchs bis in den Himmel hinein. Die Mädchen sind noch immer im Himmel, als sieben kleine Sterne am Firmament, auch als Plejaden bekannt.

Die Lakota- und Dakota-Indianer aus der Familie der Sioux bringen den Devils Tower mit White Buffalo Woman in Verbindung. Sie soll ihnen an diesem Ort die Heilige Pfeife und die Sieben Riten der Völker übergeben haben. Die Pfeife soll bis heute in einer geheimen Höhle auf der Südseite des Berges liegen.

Devils Tower in Wyoming
Eine Seitenansicht

Für die Cheyenne ist der Devils Tower der Ort, an dem ihr legendärer Held Sweet Medizine die vier heiligen Pfeile in einer geheimen Höhle auf der Nordseite des Berges hinterlegt hat. Er sei auch am Berg gestorben, weshalb die Cheyenne ihn hier in Zeremonien ehren.

Pelzjäger waren ab den 1830er Jahren in der Region tätig. Es gibt aber keine Aufzeichnungen, in denen Devils Tower beschrieben würde. Expeditionen zu den Black Hills in den Jahren 1855 und 1857 kamen vermutlich nicht in Sichtweite des Berges, auch wenn ein Chronist 1857 aufzeichnete, durch ein Fernglas die Bear Lodge und Little Missouri Buttes Mountains gesehen zu haben. Er bezog sich aber vermutlich auf eine Hügelkette nördlich des Towers.

1859 machten zwei Angehörige der Expedition von Capt. W. F. Raynolds zum Yellowstone-Gebiet einen Abstecher zum Devils Tower und waren somit die ersten Weißen, die ihn nachweislich sahen. Detaillierte Aufzeichnungen machte eine Vermessungsexpedition im Sommer des Jahres 1875.

Devils Tower
Der Devils Tower vom Visitor Center aus gesehen

Colonel Richard I. Dodge, Kommandeur der Militäreskorte der Expedition, gab dem Berg 1876 in seinem Buch über die Black Hills als erster den Namen Devils Tower. In seinem amtlichen Bericht erklärte Newton 1880 die Namensgebung damit, dass zwar die indianische Bezeichnung Mateo Tepee als Bear Lodge auf den alten Karten stünde, bad god’s tower (Turm des Bösen Gottes) aber die gebräuchliche Übersetzung für den Ausdruck der Indianer in der Region sei. Devils Tower (Teufelsturm) wurde als elegantere Übersetzung gewählt. Dies gilt heute als Fehlübersetzung (Quelle: Wikipedia).

Wir verweilten eine Weile rund um den Devils Tower und fühlten uns von seiner Magie angezogen. Es sei noch erwähnt, dass immer wieder einige mutige Kletterer den Weg hinauf suchen. Dies ist natürlich nur mit einer Bewilligung erlaubt. Man stelle sich vor,  nach dem Aufstieg dort oben zu stehen.

Wir verliessen nun diesen ganz speziellen Ort aber nicht ohne den drolligen und unzähligen Prärie Hunden zugesehen zu haben.

Prärie Hunde beim Devils Tower
Drollige und zutrauliche Prärie Hunde

Unser Tagesziel, das Städtchen Wall (Lakota: Makȟóšiča Aglágla Otȟuŋwahe) mit seinen 750 Einwohnern im Bundesstaat South Dakota lag noch immer 254 Kilometer entfernt. Ohne weitere Zwischenhalte erreichten wir die Econo Lodge in Wall am späten Nachmittag. Wall liegt unmittelbar an der Interstate 90 und gilt als nördliches Eingangstor zum Badlands National Park.

South Dakota
Willkommen in South Dakota

Gefühlte 412 Werbetafeln, aufgestellt entlang der Interstate 90 machten, auf den lokalen Wall Drug Store aufmerksam. Das machte uns neugierig. Nach Zimmerbezug machten wir uns auf den Weg. Wir wurden nicht enttäuscht. Vielleicht mag das Ganze ein wenig kitisch erscheinen, aber der Drug Store mit seinen zahlreichen Abteilungen hat einen speziellen Charme. Wild West Artikel, wie Gürtel, Schnallen, Lederwaren, Cowboy Stiefel oder Hüte und vieles mehr warten auf Käuferschaft. Dabei handelt es sich um Qualitäts Ware und keinen asiatischen Ramsch. Auch die Preise sind absolut in Ordnung. Ich habe mir ein aus Büffel Leder handgefertigtes Portmonnaie gekauf. Es kostete US Dollar 40 und verfügt über eine lebenslange Qualitätsgarantie. Da kann man nichts sagen.

Etwas zu essen gab es in der Badlands Bar. Einfach, preiswert und gut ist hier das Motto. Wir müssten etwas auf einen freien Tisch warten, was sich auch gelohnt hat. Das Philly Sandwich war lecker.

Philly Sandwich in der Badlands Bar in Wall
Ein Philly Sandwich in der Bandlands Bar in Wall in South Dakota

Wir gingen dann im Wall Food Center Picknick für den kommenden Tag einkaufen. Es war dunkel und nach 21:00 Uhr. Wir suchten geduldig die Regale ab und  waren die einzige Kundschaft im Geschäft. Das kam uns etwas komisch vor, bis wir bemerkten, dann das Geschäft eigentlich schon hätte geschlossen sein müssen. Die Angestellten warteten geduldig ab, bis wir alles gefunden, bezahlt und eingepackt hatten. Danach war Lichterlöschen. Closed und eine tolle Gastfreundschaft !

 

Photo Slide und Lightbox Show
«Auf den Spuren der Native American beim Little Big Horn und beim Devils Tower»
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