White Rim Road Expedition – Tag 2

Die Vollmond Nacht auf dem White Crack Campground war einmalig. Die absolute Stille, keine Lichtverschmutzung durch irgendwelche nervigen Kunstlichter aber auch die Hitze trugen dazu bei. Allerdings konnte wohl niemand – bis auf eine Ausnahme – so richtig gut schlafen. Aber das ist auch egal.

Ich musste feststellen, dass wir in den rund zwanzig Jahren, während welchen wir unser hochwertiges Saunders Backpacker Zelt nicht mehr benutzten, etwas «gewachsen» sind. Es war viel zu eng und zudem auch unerträglich heiss im Zelt. Alle Versuche einzuschlafen waren bei mir erfolglos. Zögernd öffnete ich den Eingangsbereich per Reisverschluss, der trotz aller Vorsicht dabei kaputt ging, um etwas frische Luft zu erhaschen. Man sollte ja mit offenen Zelten und offenen Schuhen äusserst vorsichtig sein. Allzu schnell kann sich ein ungewollter am Boden kriechender Gast eingeladen fühlen. Schlangen, Skorpione und Spinnen sind hier zuhause und Bekanntschaften sollten vermieden werden.

Der zweite Versuch war etwas erfolgreicher. Ich verliess das Zelt und machte es mir auf dem Camping Hocker bequem. Schlafen war aber auch nicht richtig möglich. Dann, auf dem Slick Rock liegend, fand ich endlich etwas Schlaf. Bequemer war es dann auf der Fahrerseite des Jeep Wrangler. Ich wachte vor Sonnenaufgang auf und erkundete die Gegend rund um unsere Zelte.

Der unglaublich schöne Sonnenaufgang entschädigte mich voll und ganz für die ziemlich schlaflose Nacht. Die Sonne erhob sich am Horizont mit demselben Farbenspiel, als sie am Abend zuvor unterging.

Sonnenaufgang beim White Crack Campground
Sonnenaufgang beim White Crack Campground

Nun machten sich meine Begleiter langsam bemerkbar. Den Sonnenaufgang hatten sie zwar verpasst, aber das störte sie nicht. Wir wollten keine Zeit verlieren, denn auf uns warteten auf der 71 Kilometer langen Offroad Strecke einige Herausforderungen, wie der Murphy Hogback oder der Hardscrabble Hill. Dies sind sehr anforderungsreiche Abschnitte, welche vollste Konzentration erfordern. Die von Googlemaps errechnete Zeit von zweieinhalb Stunden ist natürlich in Witz. Da muss man mindestens doppelt soviel einrechnen.

White Rim Road im Canyonlands National Park

Durch Anklicken öffnet sich die Karte in der Grossbildanschau

Wir bereiteten ein einfaches Frühstück zu, putzen ordnungsgemäss die Zähne und brachen dann die Zelte ab. Der blaue Himmel präsentierte sich wolkenlos und die Temperatur bewegte sich schon langsam aber sicher auf die 40 Grad Marke zu.

White Crack Campground
Gestärkt in den Tag

Auf dem Frühstücksbild oben seht ihr das eine Zelt. Nachdem wir es fachgerecht zusammengelegt hatten und in den Sack verstauen wollten, haben wir festgestellt, dass Cirils Mobiltelefon noch in einer Seitentasche steckte. Das war lustig. Zum Glück haben wir es noch rechtzeitig bemerkt, bevor eine grosse Suchaktion gestartet wurde. Also, Motoren Start und nichts wie los !

White Rim Road

Das Morgenlicht leuchtete die Canyons richtig aus. Wir hielten mehrmals an, um einige tolle Fotos zu machen. Es ist halt schon ein ganz anderes Erlebnis, hier unten Teil dieses Naturwunders zu werden, als es vom über uns liegenden Grand View Point aus der Distanz zu betrachten, was ja auch schon sehr eindrücklich ist.

White Rim Road

Wir näherten uns nun dem Murphy Hogback. Hogback ist ein englischer Ausdruck für Schichtrippe und bezeichnet eine durch tektonische Prozesse entstandene und stark verkippte oder sogar senkrecht gestellte Schicht aus Sedimentgestein. Diese ragt über die Geländeoberfläche hinaus, da sie eine höhere Verwitterungsresistenz besitzt als die sie über- oder unterlagernden Schichten. Woher der Bezug zum Namen Murphy stammt, ist mir leider nicht bekannt. Das Plateau dieser Gegend kennen wir relativ gut. Hoch über uns, befindet sich der Murphy Point Overlook Trail. Eine schöne Halbtageswanderung (Link). Hier noch ein Panorama Bild, welches die eindrückliche Stimmung recht gut wiedergibt.

White Rim Road
Durch Anklicken öffnet sich die Grossbildanschau

Der Abschnitt zwischen dem White Crack Campground und dem Murphy Hogback gilt als der anforderungsreichste der gesamten White Rim Road. Ich glaube, dies hängt von zwei Faktoren ab. Zum Einen ist es wohl schwieriger, wenn die White Rim Road im Gegenuhrzeigersinn gefahren wird. Dann nämlich muss der Anstieg hinuntergefahren werden. Das soll schwierig sein, mag sich der eine oder andere Leser nun fragen. Die Erfahrung zeigt, dass ein über zwei Tonnen schweres Geländefahrzeug mit Automatikgetriebe auf einer solchen lockeren Unterlage dann schnell unkontrolliert ins Rutschen kommen kann. Am besten vergleichbar mit dem Fahren auf Schnee. Hier jedoch auf einer sandigen und kiesigen Unterlage. Natürlich helfen die elektronischen Hilfsmittel die fehlende Motorbremsung zu ersetzen. Der zweite Faktor ist der Gegenverkehr. Kreuzen auf diesem engen und steilen Abschnitt mit seiner teilweise senkrecht abfallenden Klippe ist dann schon etwas für Könner mit starken Nerven. Ihr wisst, wir fuhren die White Rim Road im Uhrzeigersinn und hatten nun den steilen Anstieg zum Murphy Hogback Campground, welcher hoch oben über uns lag, vor uns.

Der Film kann die Steigung leider nicht annähernd weitergeben. Aber ihr habt euch dennoch einen guten Eindruck dieser heiklen Passage machen können. Gut oben angelangt legten wir eine Pause ein. Die Hitze war schon ernom, und Schatten war auch keiner zu finden. Die Aussicht vom Murphy Hogback Campground ist grandios. Wir denken, dass wir das nächste mal hier übernachten werden. Der Murphy Hogback und der White Crack Campground gelten als die beliebtesten entlang der 140 Kilometer langen White Rim Road. Frühzeitiges Buchen über das Internet ist für Reisen im Frühjahr und Herbst nötig. Aber auch in den Sommermonaten sollte man nicht zu lange mit dem Buchen warten.

Zum Murphy Hogback Campground führt vom Plateau ganz oben auch ein sieben Kilometer langer Hiking Trail hinab. Der Campground ist also auch zu Fuss zu erreichen. Allerdings heisst es dann am nächsten Tag alles wieder hinauf zu laufen.

Murphy Hogback Campground
Der Blick vom Murphy Hogback Campground hinunter zur White Rim Road

Bergab ging es etwas weniger steil als bergauf. Dennoch liessen wir es gemütlich angehen. Wir hatten ja genügend Zeit. Entlang des nächsten Abschnitts bis zum Hardscrabble Hill fährt man auch wie gestern ganz nah an die Rims der einzelnen Canyons. Im oberen Bild ist das rechts gut zu erkennen.

Murphy Hogback entlang der White Rim Road im Canyonlands National Park

White Rim Road

Und genau bei einigen dieser atemberaubenden Aussichtspunkten mussten wir natürlich anhalten und geniessen. Es sei aber nochmals erwähnt, dass dies schon ziemlich ungewohnt ist. Es bestehen weder Absperrungen noch sind Hinweisschilder aufgestellt. Man muss es einfach wissen, und sich entsprechend verhalten und auf Windböen und rutschigen Untergrund aufpassen, denn hier fällt man nur einmal. Wer genau hinsieht, erkennt noch schöne, geschwungene Verfärbungen im roten Sandstein, welche ein wenig an diejenigen im Valley of Fire State Park in Nevada erinnern (Link).

White Rim Road

Die Jugend konnte nicht ganz gebremst werden. Ciril robbte sich an den Abgrund, um den vollen Tiefblick zu haben. Die Fahrt führte nun weiter an einem Slot Canyon vorbei. An dieser Stelle liegt auch der Einstieg in den Wilhite Trail, welcher über 9.8 Kilometer hinauf auf das Plateau führt.

White Rim Road
Der Ausläufer des Slot Canyons

Die nächste fahrtechnisch herausfordernde Stelle war der Aufstieg zum Hardscrabble Hill, oder mühsamer Hügel auf gut Deutsch. Die White Rim Road ist hier noch weniger kompakt, sprich sandiger und mehr verwaschen und zudem steiler und unübersichtlicher als die Murphy Hogback Passage.

Auch hier ging alles ohne Problem über die Bühne. Die waren nun in bekanntem Gelände. Zur Linken lag der Parkplatz des Fort Bottom Ruin Trailheads (Link). Von hier aus fährt man dem Green River entlang bis zum Aufstieg auf das Plateau über die Spitzkehren der Mineral Canyon Road.

Blick auf den Green River und die White Rim Road
Blick auf den Green River und die White Rim Road

Wer Zeit und Lust hat, kann noch einen Abstecher zu Moses und Zeus machen. Das sind zwei markante Felsen, welche Freeclimber anlocken. Heute hatten wir auf diesen Zusatz verzichtet und sind weiter in Richtung Mineral Canyon Road gefahren. Kurz vor dem Abstecher liegt übrigens noch der Trailhead für die Wanderung zum Upheaval Dome durch den gleichnamigen Canyon. Der Trail führt direkt in den Upheaval Dome und ist eine Alternative zum Syncline Loop Trail (Link).

Upheaval Canyon Trail entlang der White Rim Road

Die Strasse entlang des Green Rivers ist an einigen Stellen äusserst eng und unübersichtlich. Mit dem Grand Cherokee Trailhawk war das ganz schön eng. Zudem geht es auf der Fahrseite ohne Umwege hinunter zum Green River.

Green River und White Rim Road
Blick hinunter zum Green River

Total erschöpft erreichten wir die Strasse durch den Mineral Canyon hinauf auf das Plateau, von wo aus die nicht asphaltierte Mineral Road mehr oder weniger geradeaus zum Highway 313 führt. Ihr habt sicher bemerkt, dass wir am zweiten Tag kein einziges Fahrzeug oder Motorrad gekreuzt haben. Wir waren völlig allein da unten !

Mineral Canyon Road
Mineral Canyon Road

 Das Frozen Yogurt in Moab hat noch nie so gut geschmeckt ! Das hatten wir uns auch redlich verdient. Die Becher wurden über den Rand hinaus gefüllt. Der grosse Hunger wurde dann am Abend in Moab bei ZAX  mit Pizza «All you can eat» gestillt. Der Nachschub aus dem Pizza Ofen reichte nicht aus !

Ein toller und unvergesslicher zweitägiger Ausflug über 143 Offroad Kilometer entlang der White Rim Road mit Übernachtung auf dem White Crack Campground ging so zu Ende.

 

Der zweite Tag in bewegten Bildern

 

XXL Photo Galerie «Der zweite Tag unserer White Rim Road Expedition»

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