Die Tage bevor Moni und die Jungs in Salt Lake City eintreffen, wollten wir nutzen, um bisher Unbekanntes in Moab und Wyoming zu entdecken. Die mehrtätige Utah und Wyoming Tour führte uns am ersten Tag nach Vernal in Utah. Es waren über 370 Kilometer oder sechs Stunden reine Fahrzeit.

Als erster Höhepunkt dieser Tagesetappe besuchten wir den Crystal Geyser, welcher direkt am Green River 7.2 Kilometer flussabwärts vom gleichnamigen Städtchen in Utah liegt.
Er ist ein seltenes Beispiel eines Geysirs, bei welchem geothermische Aktivitäten keine Rolle spielen, das heisst, es handelt sich um einen Kalt-Wasser Geysir auf der Basis von Kolendioxid, welches in aufgelöster Form Bestandteil des Grundwassers ist. Hinzu kommen bedeutende Volumen von Erdgas. Die Kräfte dieser Bestandteile wirken, und wenn genügend Druck entsteht, bricht der Geysir aus. Dies soll täglich während einer Zeit von durchschnittlich 100 Minuten. Im Jahr 1935 wurde an dieser Stelle bis zu einer Tiefe von 790 Metern nach Erdöl gesucht. Wir nehmen einmal an, ohne grossen Erfolg. Das tiefe Borloch wurde in der Folge durch einen vorherigen Eigentümer teilweise aufgefüllt, sodass es heute nur noch eine Tiefe von mehreren hundert Metern hat.
Die erste schriftliche Aufzeichnung wurde während der Powell Geographic Expedition am 13. Juli 1869 gemacht: “Wir hielten an, um einige interessante Felsen durchsetzt mit Mineralien zu untersuchen. Die Ablagerungen stammen wohl von Mineralquellen, welche hier früher existierten, jetzt aber nicht mehr fliessen.”
Nicht nur der Geysir ist beindruckend sondern auch der Weg dorthin. Er führt mehrheitlich über eine Schotterstrasse durch wildes Ödland, sprich Badlands. Beide Attraktionen, der Geysir und die Badlands liegen abseits jeglicher Touristenströme, obwohl die Gegend über die Interstate 70 gut zu erreichen wäre. Ist aber auch gut so, denken wir.
Photo Galerie «Crystal Geyser und Badlands südlich von Green River, Utah»
Weiter ging es auf der Interstate 70 bis zum Highway 191 in Richtung Nord, das heisst Salt Lake City. So weit mussten wir aber nicht fahren. Der nächste Halt war in Wellington, Utah. Wir fragten an der lokalen Tankstelle mit Restaurant und Shop nach einer Gratis Karte des Nine Mile Canyons, welcher unmittelbar hier beginnt.

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Der Nine Mile Canyon ist ein absolutes Muss für alle, die sich für die früh-indianische Besiedlung und die verschiedenen Arten von Felszeichnungen interessieren. Er verläuft von Südwest nach Nordost mit zahlreichen Windungen. Die Bezeichnung Nine Miles ist etwas irreführend, sind es doch insgesamt 78 Meilen oder 126 Kilometer entlang welchen zahlreiche Felszeichnungen und Überreste von Siedlungen und Vorratskammern zu erkunden sind. Niergends in Nordamerika ist die Ansammlung solcher Hinterlassenschaften konzentrierter als hier im Nine Mile Canyon. Das begründet sich wohl auf das Vorhandensein von ganzjährigen Wasserquellen, fruchtbaren Boden und gutem Tierbestand.

Es sind mindestens 1’000 sogenannte Rock Art Sites mit mehr als 10’000 einzelnen Bildern bekannt. Man schätzt, dass es insgesamt wohl zehn mal mehr sind. Offenbar ist noch nicht die ganze Gegend archäologisch erfasst worden. Zudem wurden erst wenige Ausgrabungen vorgenommen. Wir finden in den Fels geritzte Petroglyphen (Petroglyphs) und gemalte Pictogramme (Pictographs). Dies zumeist unten im Canyon. Oberhalb in der Höhe finden sich Überreste von Häusern und Vorratsgebäuden.
Die meisten davon stammen von den Fremont, welche nicht nur Jäger waren, sondern auch Mais und Früchte anpflanzten. Überreste davon fand man in Nahrungsmittelbehältern. Die Fremont besiedelten dieses Gebiet zwischen 950 und 1250 nach Christus. Man geht davon aus, dass der Ackerboden über Kanäle bewässert wurden. Zeichen davon wurden bis in die 1930 Jahre gefunden. Sie sind heute aber nicht mehr sichtbar, da der modernen Bestellung der Felder zum Opfer gefallen.

Ab dem 16. Jahrhundert hielten sich die Ute im Canyon auf. Sie fügten den bestehenden Felszeichnungen ihre eigenen hinzu. Abbildungen von Ute auf Pferden gehen auf das 18. und 19. Jahrhundert zurück. Siedlungen wurden nicht gefunden, was darauf schliessen lässt, dass sich die Ute nicht im Nine Mile Canyon niederliessen.
Es gibt auch Hinweise darauf, dass sich Pelztierjäger im frühen 19. Jahrundert im Nine Mile Canyon aufhielten. Der unzweifelhafte Beweis für die Präsenz einer weissen Besiedlung liefert eine Felsinschrift “S. Groesbec August 19, 1867”. John Wesley Powell’s zweite Colorado River Expedition lagerte am Anfang des Canyons im Jahre 1871.

Die Nine Mile Canyon Road wurde im Jahr 1886 durch die Buffalo Soldiers gebaut. Bei den Buffalo Soldiers handelte es sich um das 9. Kavalerie Regiment gebildet aus Afroamerikanischer Soldaten, welche im Bürgerkrieg für die siegreichen Truppen des Nordens gekämpft hatten. Zweck der Strasse war die Herstellung der Verbindung des Fort Duchesne mit dem Bahnanschluss in Price. Die Strasse führte auch zur Besiedlung des Canyons.
Trotz der historischen Bedeutung wurde die Nine Mile Canyon Road erst ab dem Jahr 2013 asphaltiert. Aber bereits 1990 erhielt die Strasse den Status eines Scenic Backcountry Byways. Ein Teilstück ist aber noch immer nicht asphaltiert. Es führt ein Stück weit hinauf auf die Anhöhe bei der Fahrt vom Nine Mile Canyon nach Myton.

Da im hinteren Teil des Nine Mile Canyons Gasvorhaben entdeckt wurden und erschlossen werden, sind die Petroglyphen und Pictogramme in Gefahr. Der vermehrte Staub in der Luft schadet ihnen und führt zu einem schnelleren Verfall. Die nicht asphaltierten Strassen werden benässt und chemisch behandelt, um die Staubaufwirbelung zu vermindern. Aber auch der Mensch trägt mit Vandalismus so einiges zur Zerstörung bei. Hier ein schockierendes Beispiel:

Wir fuhren die meisten der Viewpoints ab und verbrachten einige Zeit im Nine Mile Canyon. Wir entdeckten im Vergleich zu unserem letzten Besuch im Jahr 2009 einige neue Panels. Selbstverständlich durfte ein Picknick bei der Christensen Ranch nicht fehlen.

Wir hätten gerne noch mehr Zeit im Canyon für Besichtigungen verbracht. Es war nun aber Zeit, uns auf den Weg nach Vernal, Utah, zu machen. Dort wartete im Quality Inn ein Zimmer auf uns. Auf dem Weg nach Myton auf der Hochebene sahen wir noch eine Unzahl an Maschinen für die Förderung von natürlichem Erdgas.

Wir sind gut in Vernal angekommen. Ein toller und aktiver Tag ging zu Ende. Morgen geht es weiter in Richtung Norden entlang des Flaming Gorge. Mehr dazu im nächsten Blog. Als Belohnung gab es am Abend noch einen feinen Burger.

Hier aber noch ein paar zusätzliche Fotos von heutigen Besuch des Nine Mile Canyons zum Abschluss dieses umfassenden Blog: