Heute stand der Besuch des Mesa Verde National Parks auf dem Tagesprogramm. Dieser liegt in den Bergen in der Nähe von Cortez im Bundesstaat Colorado. Frühstück im Hotel und dann ging es los auf Entdeckungstour. Die Tickets für die Ranger-guided Tours hatten wir ja schon am Vorabend gekauft, sodass wir ohne Halt beim Visitor Center zum Parkeingang fuhren. Von dort muss man mit ungefähr 45 Minuten Fahrzeit rechnen. Wir hatten uns genügend Zeit eingeplant, sodass noch der eine oder andere Fotohalt möglich war.
An diesem Aussichtspunkt kann man nicht vorbeifahren, ohne kurz zu halten und die Weitsicht hinunter nach Cortez zu geniessen:

Weiter ging es nun hinauf zur Mesa, die rund 2’000 Meter über Meer liegt, zum Balcony House, wo die Parkrangerin auf ihre Gruppe wartete.
Über den Nationalpark ist auf Wikipedia folgendes zu lesen:
«Mesa Verde ist ein Nationalpark im südwestlichen Teil des US-Bundesstaates Colorado – rund 420 Kilometer südwestlich von Denver und etwa 50 Kilometer westlich des kleinen Touristenzentrums Durango gelegen. Der Park schützt rund 4000 archäologische Stätten, insbesondere die erst Ende des 19. Jahrhunderts vollständig erforschten, gut erhaltenen Felsbehausungen vorkolumbischer Anasazi-Stämme.
Mesa Verde ist der einzige Nationalpark in den Vereinigten Staaten, der zum Schutz eines archäologischen Ortes eingerichtet wurde, andere kulturhistorische Objekte sind als National Monument ausgewiesen oder in einer anderen formal geringeren Schutzgebietskategorie. Mesa Verde ist ein dicht bewaldeter und zerklüfteter Tafelberg, der sich von der umliegenden Landschaft des südwestlichen Colorado um mehr als 600 Meter abhebt und damit an seinen höchsten Punkten eine Höhe von fast 2600 Metern erreicht.
1888 suchten Charlie Mason und Richard Wetherill, beides Cowboys aus Mancos, nach verirrten Rindern und entdeckten die verlassenen Häuser unter tiefen Abris. In den folgenden Jahren widmete Wetherill sich der Erforschung vieler Ruinen der Anasazi und unternahm zahlreiche Ausgrabungen. Nachdem Gustaf Nordenskiöld, ein schwedischer Forscher, rund 600 Überreste nach Schweden geschickt hatte, wurde am 29. Juni 1906 zum Schutz der Anasazi-Siedlungen der heute kulturhistorisch bedeutsamste Nationalpark der Vereinigten Staaten gegründet. Er wurde am 6. September 1978 in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen.
Die Region von Mesa Verde war seit ungefähr 600 n. Chr. stärker besiedelt. Die Menschen lebten in Siedlungen bestehend aus einigen Grubenhäusern (engl. pit houses) auf der ebenen Fläche der Mesas.

Da die Siedlungen der Umgebung deutlich früher entstanden sind, muss man annehmen, dass die Mesaflächen erst in dieser Zeit attraktiv wurden. Anders als heute boten sie einen regelmäßigen Regen, fruchtbare Böden und viel Holz aus den Wäldern. Außerdem gab es viel Wild und dauernde Quellen. Um rund 750 wurden die Grubenhäuser zunehmend verlassen und die Menschen errichteten oberflächige Häuser mit Flechtwänden zwischen senkrechten Pfosten, die anschließend mit Lehm verkleidet wurden.

Da sich diese Konstruktionen offensichtlich nicht bewährten, begann man die Verwendung von Steinmaterial vorzuziehen und die als Pueblos bekannten Komplexe aus gemauerten Wohn- und Vorratsräumen zu bauen, die schließlich beträchtliche Größen annahmen und bis zu 500 Menschen beherbergten. Die traditionellen halb unterirdischen Grubenhäuser wurden als durch das Dach über eine Leiter zugänglichen Zeremonialräume, den Kiva, beibehalten.
Die Nutzung der Abris in den steilen Felswänden den Canyons setzte erst spät, gegen 1200 n. Chr. ein. Es ist in der Forschung umstritten, weshalb diese Veränderung der Siedlungspraxis überhaupt erfolgte, da sie vielleicht die Hälfte der Bevölkerung von Mesa Verde umfasste. Reine Verteidigungsgründe scheiden schon deshalb aus.
Die Anasazi – deren Bauten etwa im 16. Jahrhundert erstmals von den Navajo entdeckt wurden und von denen sie auch ihren heute allgemein verbreiteten Namen erhielten – erreichten in dieser Zeit ihren kulturellen Höhepunkt. Auch wenn sich trotz jahrzehntelanger Ausgrabungen und Forschungen die ganze Geschichte der auf dem Tafelberg lebenden Anasazi nicht mehr eindeutig und vollständig rekonstruieren lässt, lassen gefundene Gebrauchsgegenstände einige Rückschlüsse auf ihren Alltag zu. So waren die Bewohner von Mesa Verde ausgezeichnete Töpfer und Korbflechter; zu ihren Erzeugnissen gehörten neben Töpfen, Trinkgefäßen und Schöpfkellen auch solche Gegenstände, die vermutlich zu zeremoniellen Zwecken benutzt wurden. Man geht davon aus, dass das Handwerk insbesondere von Frauen ausgeübt wurde und die Fertigkeiten von den Müttern an die Töchter weitergegeben wurden. Die Töpferzeugnisse wurden in dieser Blütezeit mit geometrischen Strukturen verziert. Es finden sich außerdem relativ einfache Beispiele für Felsgravierungen, die menschliche Formen darstellen.
Die Anasazi verfügten seinerzeit bereits über hervorragende Bewässerungssysteme, die ihnen zum Anbau von Mais, Bohnen und Paprika verhalfen. Beispiel für ein Staubecken ist der Mummy Lake, der einen Teil von Far View bildet. Weitere Nahrungsquelle war die Jagd der Männer, die auf Grund der zu überwindenden Höhenunterschiede durch das zerklüftete Mesa Verde beschwerlich gewesen sein dürfte.
Bald nach der Errichtung der Cliff Dwellings begann eine langsame Entvölkerung. Die Gründe sind bis heute unklar. Vielleicht spielte auch eine zunehmende Dürre eine Rolle, die ihren Höhepunkt zwischen 1275 und 1299 erreichte. Sie verschlechterte die Lebensverhältnisse wie Anbau, Holzgewinnung und Jagd, wie sich an der immer kritischer werdenden Ernährung nachweisen lässt. Um 1300 n. Chr. war der Raum von Mesa Verde praktisch menschenleer.
Die Attraktion von Mesa Verde bilden die rund 600 Felsbehausungen, von denen allerdings nur rund ein Dutzend größere Siedlungen bildeten und heute einen ähnlichen Bekanntheitsgrad wie Spruce Tree House, Balcony House oder Cliff Palace haben. Der Cliff Palace ist eine der größten Siedlungen im Mesa Verde Gebiet.

In einem weit überhängenden Abri wurden diese Felsenhäuser (nach Baumring-Datierung) seit ungefähr 1190 n. Chr. aus Sandsteinblöcken gebaut, die mit Mörtel aus Erde, Wasser und Asche verbunden wurden. Hölzerne Balken dienten zur Konstruktion von Decken und Türdurchgängen. Die Errichtungszeit ist kurz, im Wesentlichen 20 Jahre, mit geringerer Aktivität bis 1260 n. Chr. Bereits um 1300 n. Chr. wurde der Cliff Palace aufgegeben. Der Cliff Palace umfasst rund 150 Räume und 23 Kivas. Die Anzahl der Bewohner dürfte nicht über 100 gelegen haben.
Eine bemerkenswerte Konstruktion ist ein rechteckiger Turm mit vier Stockwerken der beinahe bis zum Dach des Abri reicht, er wurde teilweise rekonstruiert. Andere turmartige Bauten sind rund und von geringerer Höhe.»

Die Balcony House Tour gilt als die anstregendste im ganzen Nationalpark. Dies deshalb, weil einige Hindernisse zu bewältigen sind. Das wären zum Beispiel das Begehen von Leitern oder das Krabbeln durch enge Tunnels. Hinzu kam die Hitze von gegen 40 Grad Celsius – und das auf dieser Höhe!
Es war eigentlich nicht anstregend, eher lustig und abenteuerlich. Wir erhielten einen ungefähren Eindruck vom Alltag der Indianer, welche hier ohne irgendwelche Hilfsmittel der Moderne ein karges aber friedliches Leben führten.
Hier unser Balcony House Video Fun Clip (Dauer 1:15 Minuten):
https://www.flickr.com/photos/utah339/35944448982/in/album-72157684111421691/
Nachfolgend noch einige Eindrücke von unserem eindrücklichen Abstecher in eine andere Zeit.
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Nach den Kletter- und Kriechstrapazen (das war wirklich eng !) war Picknick Zeit. Wir fuhren auf direktem Weg weiter zum grossen Parkplatz des Cliff Palace. Dort können Trinkflaschen mit frischem Wasser aufgefüllt werden. Ebenso steht Toiletten zur Verfügung. Auch eine hübsch angelegte Picknick Area mit grossen Tischen und Bänken steht bereit.


Frisch gestärkt machten wir uns auf den Weg zur Aussichtsplatform, von wo den besten Blick auf die unglaublich grosse Cliff Dwelling Anlage hat. Cliff Palace verdient seinen Namen zu Recht.
Auch diese Tour war vollständig gebucht, und der Ranger besammelte die Truppe und teilte erste, interessante Informationen. Auch hier sind Kaugummi und Softdrinks verboten. Macht ja auch Sinn, den leere Petflaschen einzusammeln und hingeklebte Kaugummis zu entfernen, muss nicht sein. Es gibt halt alles, sodass man es halt verbieten muss. Ebenso wird darauf aufmerksam gemacht, die Ruinen nicht zu berühren, um keine Rückstände zu hinterlassen, welche die Erosion und Verfärbung beeinflussen. Die Gruppe war vollständig und abmarschbereit. Wir stiegen über einige Treppen, welche vom Civilian Conservation Corps in den 1930er Jahren angelegt wurden, zum Cliff Palace hinab.
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Die Tour dauerte rund eine halbe Stunde ohne An- und Rückmarsch. Der Aufstieg hinauf zum Parkplatz führt über einen anderen, weniger gut ausgebauten Weg. Beim genauen Betrachten sieht man noch spärlich in den Fels gehauene Einbuchtungen. Diese halfen den Indianern hinauf- und hinabzusteigen. Wenn diese Wände sprechen könnten …….
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Wir hatten Spass an beiden Touren, die in ihrer Art recht unterschiedlich sind. Doch damit nicht genug. Entlang der schön angelegten Rundstrasse befinden sich noch zahlreiche andere Cliff Dwelling Ruinen, welche teilweise nur aus grösserer Distanz betrachten werden können:
Am späteren Nachmittag machten wir uns auf den Retourweg nach Cortez, wo wir am Abend bei Kentucky Fried Chicken leckeres Hähnchen, Mashed Potatoes, etc. gegessen haben. Es war so viel, sodass wir noch eine Box mit nach Moab nahmen.